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20.08.11 / Langsame Revolution / Werkstücke werden aus hauchdünnen Pulverschichten aufgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Langsame Revolution
Werkstücke werden aus hauchdünnen Pulverschichten aufgebaut

Bereits Ende der 80er Jahre waren Maschinenbauer auf der Suche nach neuen Wegen, Muster von neuen Bauteilen schneller und preisgünstiger als bisher herzustellen. Traditionell wurde auf Gießverfahren zurückgegriffen, wenn es um die Produktion von Prototypen ging. Zu den damals erprobten Verfahren gehörte das „Rapid Prototyping“. Nach Computer-Entwürfen stellten Spezialmaschinen die gewünschten Bauteile Schicht für Schicht aus Metall- oder Kunststoffpulvern her und härteten die Teile durch Laser aus. Mit zunehmender Verbesserung der Verfahren griff in den 90er Jahren die Automobilindustrie auf diese neue Art der Prototypherstellung zurück. Es zeigte sich, dass durch die „Additive Formung“ Baumuster kostengünstiger als bisher produziert werden konnten. Ein weiterer Vorteil war die Schnelligkeit des neuen Verfahrens. Gewünschte Änderungen an neuen Karosserien konnten wesentlich schneller im Windkanal getestet werden als in der Vergangenheit.

Dass in den neu entwickelten Verfahren mehr Potenzial steckt, als nur die Herstellung von Prototypen, wurde bereits in den 90er Jahren von Technikpionieren wie Marshal Burns gesehen. Bereits damals entwickelte Burns die Zukunftsvision einer „Heimfabrik“, in der jedermann Haushaltsgegenstände selber herstellt. Im Jahr 2005 waren nach Angaben des Marktforschers Woh­lers weltweit bereits 24400 additive Fertigungsanlagen installiert. Mit Ausreifen der Technik und höheren Stückzahlen nehmen seit dem Jahr 2003 die Gerätepreise ständig ab. Während die ersten Geräte noch mehrere hunderttausend Dollar kosteten, sind aktuell bereits Einstiegsgeräte für 750 Dollar erhältlich. Mit den gesunkenen Preisen sind in den letzten Jahren die Anwendungsgebiete gewachsen. Die Flugzeugbauer Boing und EADS greifen inzwischen auf 3D-Druck­techniken zurück, bei denen aus Titanpulver Teile gefertigt werden, die um 60 Prozent leichter sind als bisher. Ziel beider Firmen ist die Herstellung ganzer Tragflächen durch Druckverfahren. Auch im medizinischen Bereich ist man in den letzten Jahren auf die zukunftsträchtige Technik aufmerksam geworden. Vor allem bei der passgenauen Herstellung von Gelenkprothesen und Zahnersatz überzeugen die neuen Verfahren immer mehr.

Im privaten Bereich ist die 3D-Drucktechnik bisher noch das Gebiet ambitionierter Bastler. Das könnte sich allerdings zunehmend ändern. Die Zahl der Dienstleister, die im Auftrag von Privatkunden Objekte ausdrucken, nimmt stetig zu. Inzwischen bietet auch schon ein großer niederländischer Konzern über eine Tochterfirma einen derartigen Service an. Der wirkliche Durchbruch von 3D-Druckern bei den Endverbrauchern ist allerdings erst mit dem Markteintritt der etablierten Druckerhersteller zu erwarten. Vorreiter ist hierbei die Firma Hewlett Packard, die seit einigen Monaten Geräte für Heimanwender anbietet. In Branchenkreisen wird damit gerechnet, dass analog zu den konventionellen Druckern die Hersteller langfristig die Strategie fahren werden, die Gerätepreise sinken zu lassen und die Gewinne durch den Verkauf der Verbrauchsmaterialien zu erzielen.         N.H.


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