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20.08.11 / Lücke geschlossen / Ausstellung über »125 Jahre Architekturmuseum« in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Lücke geschlossen
Ausstellung über »125 Jahre Architekturmuseum« in Berlin

Die Hauptstadt Berlin kann sich eigentlich nicht beklagen: Museen gibt es dort wie Sand am Meer. So möchte man meinen, dass jeder auf seine Kosten kommt. Architekturfreunde allerdings gehen leer aus, denn in Berlin fehlt ein Museum, das sich dieser Sparte widmet. Die Öffentlichkeit kann sich so kaum über die Geschichte des Bauens aus nationaler und internationaler Perspektive informieren. Dabei gibt es einen immens großen Schatz an Architekturzeichnungen in den Beständen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Nur fehlt der entsprechende Raum, sie zu präsentieren.

Da hilft jetzt die Technische Universität aus. Bereits 1874 hatte der Architekt Carl Schwatlo, der 1831 im ostpreußischen Hermsdorf bei Zinten geboren wurde und vor allem für seine Postbauten bekannt ist, vorgeschlagen, das Gebäude der Bau­akademie für ein Architekturmuseum zu nutzen. Daraus wurde nichts. Die neue Technische Hochschule in Charlottenburg musste aushelfen. Die bereits gesammelten Arbeiten sowie das Beuth-Schinkel-Museum fanden dort ihren Platz.

In der Attrappe der legendären Bauakademie – das 1832 bis 1836 von Karl Friedrich Schinkel errichtete Gebäude wurde 1962 vom SED-Regime gesprengt – zeigt die TU nun ausgewählte Blätter ihres Bestands. Vor 125 Jahren wurde das Architekturmuseum an der TU von Julius Raschdorff (1823–1914) gegründet. Der im oberschlesischen Pleß geborene Architekt ging selbst in die Baugeschichte ein, als er von 1894 bis 1904 die Errichtung des Berliner Doms leitete. Die TU avancierte unter seiner Ägide zu einem führenden Institut, in dem nicht nur preußisch-brandenburgische, sondern Modelle, Blätter und Zeichnungen aus ganz Deutschland gesammelt wurden. Um 1900 waren es bereits 20000 Objekte, darunter Handzeichnungen, Modelle, Lichtpausen, Fotografien, Drucke und Akten.

Wie so viele andere Museen und kulturelle Einrichtungen litt auch die TU in Berlin unter den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Die Sammlung wurde erheblich dezimiert und viele Blätter in alle Winde zerstreut. Erst 2006 konnte der neue Direktor Hans-Dieter Nägelke damit beginnen, die Sammlung zu digitalisieren. Bis heute sind 160000 Datensätze entstanden. So kann man im Internet unter www.architektur.tu-berlin.de so manche Schätze entdecken, etwa Arbeiten aus den Nachlässen von Werner March, dem Erbauer des Olympiastadions, von Hans Poelzig (Haus des Rundunks) oder Alfred Messel (Warenhaus Wertheim).

Im rekonstruierten Musterraum hinter der flatternden Fassade der Bauakademie sind weitere Kostbarkeiten zu bewundern, etwa die Entwürfe von Langhans für das Brandenburger Tor oder eine Kohlezeichnung von Poel­zig für ein Hochhaus an der Fried­richstraße.           Silke Osman

Die Ausstellung „125 Jahre Architekturmuseum“ ist bis zum 30. September täglich von 11 bis 19 Uhr im Musterraum der Bauakademie, Schinkelplatz, Berlin, zu sehen.


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