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20.08.11 / Rettet Bernsteinzimmer Manufaktur? / Nach Sankt Petersburg soll auch Königsberg eine Rekonstruktion erhalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Rettet Bernsteinzimmer Manufaktur?
Nach Sankt Petersburg soll auch Königsberg eine Rekonstruktion erhalten

Das Gebäude der ehemaligen Staatlichen Bernstein-Manufaktur in Königsberg ist vom Verfall bedroht. Lange schon gibt es die Idee, das Gebäude dem Bernstein-Museum zu übergeben. Besitz- und Kompetenzstreitigkeiten verhinderten bislang eine Renovierung. Erst jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Es ist ein ehrgeiziger Plan: Im Gebäude der ehemaligen Bernstein-Manufaktur soll auf nur 16 Quadratmetern in einem fünf Meter hohen Raum eine Kopie des Bernsteinzimmers Fried­rich I. eingerichtet werden. Vorläufige Schätzungen gehen von Kosten in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro für die Verwirklichung aus. Wie in St. Petersburg soll das Bernsteinzimmer in Königsberg eine wissenschaftlich exakte Rekonstruktion des Originals werden. Dies wird nicht einfach werden und wohl mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Es müssen Spezialisten gefunden werden, die über Kenntnisse der Bernsteinverarbeitung des 18. Jahrhundert verfügen.

Das Gebäude der ehemaligen Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg in der Sattlergasse 6 (ul. Portowaja 3/Ecke Serpuchowskaja) untersteht dem Verteidigungsministerium. Die Gebietsregierung hat sich schon mehrfach mit dem Wunsch an das Ministerium gewandt, das historische Gebäude dem Bernsteinmuseum zu übergeben, um es vor dem Verfall zu retten. Nun liegt die Zustimmung vor.

Das Unternehmen von Weltruf wurde 1899 als königliche Manufaktur gegründet. 1912 beschäftigte die Manufaktur in ihrem Hause 14 Beamte und 200 Arbeiter. Darüber hinaus gab es weitere 400 Bernsteinkratzer als Heimarbeiterinnen. Sie war Teil eines Verbundes, dem auch die Fabriken in Palmnicken und Danzig angehörten. Zwischen 1926 und 1945 wurden in Ostpreußen sowohl Schmuck und Gebrauchsgegenstände für ein Massenpublikum hergestellt als auch künstlerisch bedeutende Arbeiten. 1929 war die Preussag Haupteigner der Manufaktur. Im Jahre 1930 hatte sie über 1000 Beschäftigte. Damit ist sie bis heute der größte Bernstein verarbeitende Betrieb, der je existiert hat. Ein Netz von eigenen Verkaufsstellen und Repräsentanzen sorgte in den 20er und 30er Jahren für große Verkaufserfolge. Zu Tausenden wurden Oliven- und Perlenketten sowie Broschen aus Bernstein, aber auch Sport- und Ehrenpreise sowie Gebrauchsgegenstände gefertigt.

Das Gebäude der ehemaligen Manufaktur ist der einzig erhalten gebliebene Atriumbau, also ein Gebäudekomplex mit einem geschlossenen Innenhof. Das Erdgeschoss ist mit Stuckdecken ausgeschmückt. Die Fenster enthalten Elemente, wie sie für die italienische Renaissance typisch sind. Ihren Abschluss bilden Fenstergiebel mit angedeuteten Bögen. Luxuriöse Stuckarbeiten waren für repräsentative öffentliche Gebäude im 19. Jahrhundert üblich. Zwischen den einzelnen Fenstern treten heute allerdings die nackten und angesengten Ziegel hervor.

Nach dem Krieg wurden in einem Teil des Gebäudes Militäreinrichtungen untergebracht, in einem anderen ein Wohnheim. Das Wohnheim wurde 2009 aufgelöst. Nun sollen endlich die Fassade restauriert und die inneren Räume umgebaut werden. Jurij Tschernyschew


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