19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
20.08.11 / Heiligelinde in neuem Kleid / Berühmte Wallfahrtsbasilika in Ostpreußen renoviert – Statt in den Farben des Vatikans nun in Rosarot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Heiligelinde in neuem Kleid
Berühmte Wallfahrtsbasilika in Ostpreußen renoviert – Statt in den Farben des Vatikans nun in Rosarot

Nach mehreren Jahren Arbeit an der berühmten Basilika von Heiligelinde ist die Renovierung des Inneren und der Orgel abgeschlossen worden. Auch die Fassade der Wallfahrtskirche im „Tschenstochau Ostpreußens“ erstrahlt wieder im alten Glanz – und in ursprünglicher Farbigkeit. Bei der Renovierung kamen neuartige Methoden zur Anwendung, welche die Schönheit über eine lange Zeit bewahren sollen – und nicht nur während einiger Touristensaisons.

Der Farbton der Vorderfront der dreischiffigen Basilika, ein Rot-Rosa, erweckt nach Zeitungsberichten viele Kontroversen sowohl unter den Pilgern als auch bei den irdischen Hausherren. Die Jesuiten könnten sich „schwer daran gewöhnen“, schreibt die polnische Tageszeitung „Dziennik“. „Als wir mit den Arbeiten begannen, wuss­ten wir, dass die Kirche in den 80er Jahren auf gelb-weiß umgemalt worden war, um dem Papst und Polen die Ehre zu erweisen“, erklärte die Denkmalpflegerin Justyna Dzieciatkowska der polnischen Presseagentur. Auf der Vorderfassade der Kirche hatten sich jedoch viele Spuren des originalen Farbtons erhalten, sodass ihr die ursprüngliche Farbe aus der Barock­zeit wiedergegeben werden konnte. „Davon musste man allerdings die Jesuiten überzeugen – das war nicht leicht“, räumte sie ein.

Die restliche Fassade der Kirche ist noch immer gelb. „Wir gehen davon aus, dass wir in diesem und im nächsten Jahr das ganze Äußere der Kirche renovieren und konservieren können. Die Arbeiten in Heiligelinde gehen aber wohl noch etwa fünf Jahre“, so der Wirtschafter der Jesuiten, Pater Ryszard Frydrych.

Die Fresken im viereckigen Kreuzgang waren in einem derart schlechten Zustand, dass man nach einem Sturm hingehen und sie mit Handfeger und Schaufel vom Boden auffegen konnte, berichteten Denkmalpfleger. An vielen Stellen mussten die abgeplatzten Teile erst von den Steinfliesen gerettet werden.

Im reich verzierten Inneren der Kirche wurden der fast 20 Meter hohe Hauptaltar von 1719 – der größte im südlichen Ostpreußen – sowie die Orgel restauriert. Im Hauptaltar eingebettet befindet sich an einem Ehrenpaltz ein Bild der Gottesmutter Maria. Ihr silbernes Kleid von 1720 ist durch den Goldschmied Samuel Grew aus Königsberg gefertigt worden.

Der Blasebalg der Orgel war in einem beklagenswerten Zustand. Orgelbauer Michał Klepacki verwendete zu seiner Erneuerung 50 Quadratmeter Lammleder. Die Orgelpfeifen wurden in der Bundesrepublik renoviert. Auch sämtliche beweglichen Figuren an der Orgel sind wiederhergestellt. „Wir haben nachts und im Winter gearbeitet und oft mussten wir die Kirche heizen, damit der Kleber trocknet“, berichtete Klepacki.

Die Renovierung der Wallfahrtskirche Heiligelinde, in einem Talgrund etwa zwischen Rastenburg und Rössel gelegen, kostete bisher über 2,5 Millionen Euro. Der Legende nach schnitzte ein zum Tode Verurteilter aus Rössel einst des nachts eine Marienstatue. Als die Richter diese sahen, ließen sie den Mann frei. Die Verehrung der Gottesmutter in Heiligelinde geht auf das Jahr 1300 zurück.   Christian Rudolf


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren