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27.08.11 / Wirtschaftswunder-Sänger / Viele wären gerne mit Gerhard Wendland in den Morgen getanzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-11 vom 27. August 2011

Wirtschaftswunder-Sänger
Viele wären gerne mit Gerhard Wendland in den Morgen getanzt

Gerhard Wendland gelang es, mit einem Jahrzehnt Abstand zwei Evergreens zu präsentieren. Der erste war 1951 „Das machen nur die Beine von Dolores“. Der andere war 1961 „Tanze mit mir in den Morgen“. Letzterer brachte ihm sogar die Goldene Schallplatte ein. Dabei hatte Wendland eigentlich gar nicht Sänger werden wollen. Erst über Umwege fand er dorthin.

So war der am 1. September 1921 in Berlin geborene Schmusesänger in jungen Jahren einmal Jurastudent. Strafverteidiger wollte er werden. Doch dann wechselte er an die Musikhochschule seiner Heimatstadt. Nun wünschte er Opernsänger zu werden. Doch nicht nur, dass er von der Rechtsprechung zu den schönen Künsten wechselte. Nun kam er auch noch von der ernsten Opern- zur leichten Unterhaltungsmusik. Franz Grothe gewann ihn für die leichte Muse. Als Bandmitglied half er im Kino zwischen Vor- und Hauptfilm für musikalische Unterhaltung zu sorgen. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg erschien mit „Du warst für mich der schönste Traum“ seine erste Schallplatte.

Die Einberufung zum Kriegsdienst unterbrach dann für Jahre Wendlands musikalische Karriere. Er geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Dort knüpfte er Kontakte, die ihm den Neustart im insbesondere auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik stark am Vorbild USA orientierten Nachkriegswestdeutschland beziehungsweise Nachkriegswestberlin erleichterten. Mit Auftritten in US-amerikanischen Offiziersclubs fing es 1948 an. Nach dem Wiederaufbau des deutschen Rundfunks spezialisierte er sich auf die Besatzungszone der USA beziehungsweise deren Sektor. Mit Gitta Lind und Karl Barnett wurde er vom Tanzorchester des Bayerischen Rundfunks engagiert. Und auch mit Werner Müllers Tanzorchester des RIAS („Rundfunk im amerikanischen Sektor“) trat er auf.

Spätestens nach „Das machen nur die Beine von Dolores“ war der Schmusesänger mit seiner Mischung aus Schmelz in der Stimme und sattem Timbre einer der meistgefragten Interpreten der 50er Jahre.

1960 nahm Wendland mit „Alle Wunder dieser Welt“ an der deutschen Vorentscheidung für den Großen Preis der Eurovision im Vereinigten Königreich teil und erreichte immerhin den dritten Platz. Den gleichen Platz erreichte er drei Jahre später beim Deutschen Schlager-Festspiel. Im darauffolgenden Jahr nahm er mit „Wohin ist der Sommer?“ erneut an der deutschen Vorentscheidung zum Großen Preis der Eurovision teil, der diesmal erstmals in Dänemark und erstmals im Land des Vorjahressiegers stattfand. Anders als 1960 landete Wendland 1964 allerdings nur unter „ferner liefen“.

1966 erhielt Wendland mit „Nein, nein, nein, Valentina“ ein letztes Mal eine Notierung in der Hit-Bestenliste. In der ersten Ausgabe von Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ im Jahre 1969 wirkte er noch mit dem Lied „Liebst Du mich?“ mit. Allerdings gingen mit dem sogenannten Wirtschaftswunder auch Gerhard Wendlands Goldene Jahre zu Ende. Außer für Schallplattenaufnahmen nutzte der Künstler Talent und Prominenz für Auftritte in Filmen, Theatern und Galaveranstaltungen. Am 21. Juni 1996 starb Gerhard Wendland in seinem Haus in München. M.R.


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