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03.09.11 / Neue »Resterampe«? / Alarmbrief von Berliner Sekundarschule – Erinnerung an Rütli

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-11 vom 03. September 2011

Neue »Resterampe«?
Alarmbrief von Berliner Sekundarschule – Erinnerung an Rütli

Die Heinrich-Mann-Sekundarschule im Berliner Stadtteil Neukölln hat im Juni einen Brandbrief an die Politik geschrieben, der erst kürzlich öffentlich wurde (siehe PAZ von vergangener Woche). Das Papier zeigt, dass trotz der Abschaffung der Hauptschule Berlins Schulprobleme noch immer ungelöst sind. Die neuen Sekundarschulen drohen nun zu jener „Resterampe des Bildungssystems“ zu verkommen, welche die linke Bildungspolitik in der Hauptschule sah.

Der Brief vom 16. Juni erinnert an die Rütli-Schule 2006, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Schüler drohen auch jetzt wieder mit Gewalt und beleidigen Lehrer. Ihre „Kraft- als auch Personalressourcen“ seien „am Ende“, beklagen die Lehrkräfte. Als sie das schrieben, hatte ihre Schule schon seit mehr als einem Jahr keinen Schulleiter mehr. Das Schreiben an verschiedene politische Fraktionen liest sich aber nicht wie eine Anklage, sondern listet die Vielzahl von Eigenmaßnahmen auf, mit denen die Schule bereits gegen die Krise angekämpft hat – vergebens.

Die „Bitte um Unterstützung“ spricht eine höfliche, aber deutliche Sprache: Von „Wiederherstellung der vollen Funktionstüchtigkeit der Fenster“ ist dort die Rede und davon, „keine strafversetzten Schüler in schwierige Klassen“ zu verlegen. Statt den positiven Aufbruch als Integrierte Sekundarschule „eigentlich außerhalb der Brennpunkte des Bezirks“ zu erleben, „haben auch wir die Probleme der Schulen im sozialen Brennpunkt mit Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache und aus sozial problematischen Familien“. Ein hoher Ausländeranteil und von Bildung abgehängte Schüler verursachen trotz Schülerwettbewerben, Preisen, Mentorenprogramm und Elterncafé Schwierigkeiten solchen Ausmaßes, dass der von Rot-Rot geplante „Neuanfang“ mit „verbessertem Image“ bedroht ist.

Die Alarmmeldungen von „erhöhter Schuldistanz“, „mangelnder Sprachkompetenz auch bei deutschen Schülern“ und „Gewaltausübung“ platzen zwar mitten in den Berliner Wahlkampf. Nach dem Willen der Lehrer und des inzwischen neu bestellten Direktors Rudolf Kemmer soll jetzt aber Ruhe einkehren. Kemmer will keine Politiker einladen. Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast wird die Bildungseinrichtung also nicht, wie vor Tagen angekündigt, wahlkampfträchtig aufsuchen können. „Ich muss in Ruhe meine Hausaufgaben machen“, sagt Kemmer. SV


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