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03.09.11 / »Wir sind Zeugen« / Hauptstadtbistum hat neuen Erzbischof – »Gott hat einen Namen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-11 vom 03. September 2011

»Wir sind Zeugen«
Hauptstadtbistum hat neuen Erzbischof – »Gott hat einen Namen«

Wenn der Papst am 22. September die deutsche Hauptstadt besucht, wird er einen Hirten vorfinden: Berlin hat seit dem letzten Sonnabend im August wieder einen Erzbischof. Der bisherige Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki hat die Nachfolge des im Juni verstorbenen langjährigen Berliner Erzbischofs Georg Sterzinsky offiziell angetreten.

In seiner Predigt zur Verabschiedung Woelkis am 7. August hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner seinem Weihbischof noch die Ermutigung Jesu an die Jünger mitgegeben, die von den sturmbewegten Wellen des Sees Genezareth geängstet waren: „Fürchtet euch nicht!“ Auf dem religiös schwierigen Pflaster der Hauptstadt darf sich der 55-Jährige jedoch unter dem Schutz eines vertrauten Fürsprechers fühlen: Wie der Kölner Dom, so steht auch das große Berliner Erzbistum unter dem Patronat des heiligen Apostels Petrus.

Zur Amtseinführung in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale erwiesen rund 50 hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik dem neuen Hirten ihre Reverenz: Mehr als 30 Bischöfe nahmen an dem Pontifikalamt teil, neben Meisner waren der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sowie der Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz, Kardinal Peter Erdö, zugegen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der dem neuen Oberhirten des flächenmäßig zweitgrößten deutschen Bistums im Vorfeld noch eine „gute Zusammenarbeit“ angeboten hatte, sorgte mit seinem Fehlen für Verwunderung. Ein regenschwerer Berliner Himmel hielt Hunderte Gläubige nicht davon ab, das feierliche Geschehen in der vollbesetzten Kirche von draußen über eine Großbildleinwand mitzuverfolgen. Hier schien etwas von dem auf, was der neue Erzbischof in einem Interview einmal das „Entscheidungschristentum“ nannte.

Um Art und Wesen des früheren Geheimsekretärs von Kardinal Meisner hatte es in den Wochen zuvor viele Spekulationen und Kaffeesatzdeutungen gegeben. Während reformfreudige Gläubige befürchteten, dass Woelki als „Hardliner“ hervorstechen könnte, der den eher betulichen Kurs seines Vorgängers Sterzinsky beenden würde, erhoffen sich konservative und traditionstreue Katholiken einen christlichen Neuaufbruch in der oft verbohrt atheistisch wirkenden Hauptstadt; der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung der Erzdiözese liegt bei lediglich 6,8 Prozent.

Die Predigt des Kölners mit elterlichen Wurzeln im ostpreußischen Frauenburg ließ dann aufhorchen und wurde vielfach als „kernig“ wahrgenommen: Die Glaubensüberzeugung, das unbedingte Für-wahr-Halten, nicht verbergen, sondern offen den Mitmenschen davon reden – „Christ sein heißt Zeuge sein“; in einer Stadt mit hohem moslemischem Bevölkerungsanteil durchaus kein Osterspaziergang. Christen wüssten von einer Botschaft, „die von höchster Bedeutung, ja sogar – mit den Augen des Glaubens betrachtet – alternativlos ist: Wir können Rede und Antwort stehen jedem gegenüber, der uns nach dem Grund unserer Hoffnung, ... nach dem Grund unseres Lebensglücks fragt. Und dieser Grund hat einen Namen: Jesus Christus!“ In eine Zeit oft diffuser spiritueller Sehnsucht sprach der Bischof die Worte hinein: „Wir haben ihnen zu bezeugen, dass Gott kein namenloses Es ist, der irgendwo im Jenseits west und von dem nichts gesagt werden kann. Nein! Gott hat einen Namen!“ CR


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