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03.09.11 / »Preußens Mitte ist wiederhergestellt« / Harmonische Hochzeit von Georg Friedrich von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-11 vom 03. September 2011

»Preußens Mitte ist wiederhergestellt«
Harmonische Hochzeit von Georg Friedrich von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg

Vom Brautpaar anfangs nur für einen privaten Kreis geplant, geriet die Hohenzollernhochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen (35) und Sophie Prinzessin von Isenburg (33) letzten Sonnabend bei aller bürgerlichen Bescheidenheit des Paares zum dreistündigen Medienereignis. Tausende Zaungäste kamen und schwenkten Preußenfahnen. Die Trauung von Potsdam wirkte als internationale Charmeoffensive des Preußentums, für die manche Zuschauer ab 8 Uhr morgens anstanden.

Das Paar hätte es gerne unauffälliger gehabt. Beide leben und arbeiten in Berlin, ohne Schloss und mit viel sozialem Engagement, insbesondere im Rahmen der Prinzessin Kira von Preußen Stiftung. Doch der prinzliche Bräutigam und Ururenkel des letzten deutschen Kaisers ließ sich von den öffentlichen Erwartungen zu einer Fernseh­übertragung seiner „Hochzeit in Potsdam“ bewegen. So gab der „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) am 2. August die Entscheidung bekannt, die ökumenische Eheschließung aus der Friedenskirche zu übertragen, und zwar live und mit Kommentierung durch den sonst über Europas Könige berichtenden Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert. Auch wenn das Haus Preußen offiziell keine royale Würde ausübt, würdigten die Kommentatoren das „gesellschaftliche Großereignis“. Das war nicht nur gemessen am Rauschen im Blätterwald des Boulevard richtig, sondern maß sich vor allem am Zuspruch vieler Menschen vor Ort und an den Bildschirmen. Der RBB erreichte mit der Übertragung 160000 Zuschauer. Das entspricht einem Marktanteil von 18,6 Prozent. Sonst sind es auf dem 11-Uhr-Sendeplatz 2,6 Prozent. Kritik an der Übertragung der „Privathochzeit“ durch die Linkspartei und einige SPD-Politiker fand so kaum Widerhall. Der RBB mühte sich vergebens, vor Ort republikanische Stimmen einzufangen. Der geladene Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) betonte nicht etwa den in Einspielfilmen Preußen pauschal unterstellten „Militarismus“, sondern die Rechtsstaatlichkeit als Preußens Erbe: „Wir denken bei Preußen vorschnell an Stechschritt und Pickelhaube – ein bisschen Gelassenheit würde uns guttun.“

Ganz gelassen entstieg um 12 Uhr die Braut im eigens vom Designer Wolfgang Joop entworfenen sowie aus italienischer und französischer Seide gearbeiteten Kleid einem silbergrauen Rolls Royce. Der Farbton der Robe, „Whisper White“ („weißes Raunen“), musste eigens dem Familien­erbstück der Isenburgs, dem um 1830 gefertigten Schleier der Braut, angepasst werden. Laut dem ganz in Rot erschienenen Modeschöpfer Joop ist dies die „Olympiade der Haute Couture“, ein Kleid, das die Hersteller „an den Rand des Wahnsinns getrieben“ habe. Joop ließ sich nach eigenen Angaben für die Kreation aus 60 Meter Seide, Tüll und Organza seiner Marke Wunderkind durch die Fontäne des Schlosses Sanssouci inspirieren sowie durch die „herbe und romantische Schönheit“ der Prinzessin. Als weiteres Symbol adligen Traditionsverständnisses trug die Braut das seit 1860 den weiblichen Isenburgs vorbehaltene Familiendiadem mit Brillanten und Diamanten. Ihr Bolerojäckchen lieferte Anklänge an die sonst bei der Feier ausgesparte Militär­mode – der Bräutigam erschien im Cut, begleitet von Mutter Donata Herzogin von Oldenburg und Schwester Prinzessin Cornelie-Cecilie. Auch sonst dominierten zurückhaltende Farbtöne in Pastell, modische Fauxpas – Fehlanzeige.

Die vom RBB befragten Zaungäste interessierten sich aber mindestens so für die „kaiserliche Herkunft“ des Bräutigams wie für Fragen der Mode. Ein Zugereister bekannte sich als „Monarchist“, eine Frau betonte: „In einer Republik ist es schön, wenn jemand etwas Glanz entfaltet.“ Versuche der Moderatoren, das große öffentliche Interesse allein auf den Prinzessinneneffekt zu reduzieren, verfingen nicht. Potsdam war im royalen Fieber, vergessen der Buttersäureanschlag auf die Kirche am Tag vor der Trauung. Kaum beachtet blieben auch die Störer am Rande.

Fanfarenklänge begleiteten indes die Braut an der Seite ihres Vaters Franz Alexander Fürst von Isenburg zum Altar. Dort gab sich das Paar in der blau-weiß mit Schleierkraut und Rittersporn geschmückten Friedenskirche das Jawort über der königlichen Gruft ihres Erbauers, Friedrich Wilhelm IV. So „wird die Tradition über den Gräbern der Vorfahren weitergegeben“, sagte der evangelische Pastor Michael Wohlrab. Er führte zusammen mit Abt Gregor Henckel von Donnersmarck, Onkel des Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck, die Trauung zwischen der katholischen Braut und dem protestantischen Preußenspross durch. „Die Mitte Preußens ist wiederhergestellt durch diese Hochzeit, sie gehören nicht nach Baden-Württemberg oder Bremen, sondern hierher“, wertete Seelmann-Eggebert das Ereignis.

Der weitere Gottesdienst legte Zeugnis ab für die „preußische Toleranz“, die der mit dem Paar befreundete Pastor Wohlrab beschwor: Unter den geladenen Gästen waren neben dem britischen auch der israelische Botschafter, der neben dem jordanischen Prinzenpaar saß. Gemeinsam lauschten die 650 Gäste jüdischen Gesängen, aber auch dem „Prinz-von- Dänemark-Marsch“ sowie Kompositionen preußischer Herrscher. Preußische Toleranz zieht sich als roter Faden auch durch das soziale Engagement des Paares, so in der Friedensarbeit mit israelischen und palästinensischen Jugendlichen.

Auch wenn der seit dem Tode von Louis Ferdinand Prinz von Preußen 1994 schwelende Erbstreit im Hause Hohenzollern die Gästeliste verkürzte, tat dies der bürgerlich-königlichen Harmonie und dem Erscheinen vieler Gäste des Hochadels keinen Abbruch. Eine Sandkastenliebe hat zusammengefunden: „Ihr kennt Euch seit 30 Jahren, sogar als Kinder habt Ihr miteinander gespielt, als es weder Mobiltelefon noch Twitter gab und Potsdam in einem anderen Land lag, getrennt durch eine Mauer“, so Wohlrab. Die Hohenzollernhochzeit setzte die Reihe royaler europäischer Trauungen der letzten Jahre würdig fort, besiegelt von einem flüchtigen Kuss vor dem Kirchenportal – „one more“, „nochmal“, riefen die Journalisten. Sverre Gutschmidt


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