20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.09.11 / Der Anker in Amerika / Der Werdegang Karl-Theodor zu Guttenbergs ist untrennbar mit außenpolitischen Interessen der USA verbunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-11 vom 10. September 2011

Der Anker in Amerika
Der Werdegang Karl-Theodor zu Guttenbergs ist untrennbar mit außenpolitischen Interessen der USA verbunden

Der Name zu Guttenberg ist mittlerweile eine feste Größe für die politisch interessierte Öffentlichkeit. Aber nur wenigen sagt der Begriff Transatlantizismus etwas. Dennoch ist der kometenhafte Aufstieg und künftige Werdegang des fränkischen Freiherrn untrennbar verbunden mit diesem bedeutsamen Instrument US-amerikanischer Außenpolitik.

Nur einem überschaubaren Zirkel von Insidern bekannt sind von US-amerikanischen Unternehmern und Politikern ins Leben gerufene Initiativen, die mit der gebotenen Diskretion Einfluss zu nehmen trachten auf gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwick­lungen hierzulande und in Europa. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurden jenseits des Nordatlantiks Überlegungen angestellt, wie man in Europa gezielt Entwicklungen herbeiführt und diese stimuliert, so dass dessen Bewohner US-Interessen als deckungsgleich mit dem eigenen Gedankengut verstehen. Seit geraumer Zeit versuchen dem Transatlantizismus verhaftete Politiker, unter ihnen Schlossherr Guttenberg, in ihrem Geist die EU mit supranationalen Strukturen zu inspirieren und dem von General de Gaulle konzipierten Europa der Vaterländer eine klare Absage zu erteilen.

Früh legt man sein Augenmerk auf eine kleine Gruppe ausgesucht erfolgsorientierter Talente, deren Ambitionen genutzt werden sollen, eine Nachwuchselite in Deutschland zu etablieren.

Der Schwerpunkt dieser Aktivitäten auf dem Alten Kontinent wird auf die junge Bundesrepublik konzentriert, deren Bürger im Zuge des Umerziehungsprogramms zu demokratischen Tugenden angehalten werden sollen. Doch darauf sollen sich die initiierten Programme nicht beschränken. So ist man bestrebt, den neuen Alliierten frühzeitig zu konditionieren auf künftige von den USA vorgegebene wirtschaftliche Entwicklungen wie die Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Der 1990 verstorbene Bankier Eric M. Warburg war 1952 einer der Ersten, der sich mit der sogenannten Atlantik-Brücke der Idee verschrieben hat, bewährte, erfahrene „Old Leaders“ zu beauftragen, europäische junge Führungskräfte in spe (Young Leaders) im Rahmen eines langzeitig angelegten „programming“ mit der Sichtweise US-amerikanischer Denkfabriken vertraut zu machen.

Herkunft und weltläufiges, gewandtes Auftreten kennzeichnen den jungen Karl-Theodor zu Guttenberg. Der von seinem Freundeskreis KT genannte Adelsspross gilt spätestens seit Übernahme eines Mandats als CSU-Bundestagsabgeordneter als Idealbesetzung für höhere Weihen. Folgerichtig engagiert er sich zunächst bei der Atlantik-Brücke. Bereits in der Zeit als CSU-Abgeordneter im heimatlichen Wahlkreis Kulmbach wird man auf den agilen, umtriebigen Jungpolitiker aufmerksam. Einer mit seinem familiären Hintergrund und Adaptionsvermögen versteht sich darauf, Fürsprecher zu gewinnen, die ihm 2002 den Weg zur Aufnahme in den exklusiven Auswärtigen Ausschuss ebnen. Gleichsam bewegt er sich erwartungsgemäß geschmeidig in den Strukturen weiterer transatlantischer Netzwerke, darunter das einflussreiche Aspen-Institut in Berlin. Die US-amerikanischen Denkfabriken können davon ausgehen, dass ihre Direktiven quasi im Gleichschritt mit tatkräftiger Unterstützung ihrer überzeugten Netzwerker, darunter der ausgewiesene Transatlantiker Guttenberg, ebenso eloquent wie konsequent in die bundesrepublikanische Politik einfließen werden. Nach seinem Fortgang aus Deutschland trifft KT mit dem neuen Domizil Connecticut in den USA eine richtungsweisende Entscheidung. Befindet er sich doch in unmittelbarer Nähe des entscheidenden Bereiches des die US-Politik beherrschenden Ostküsten-Establishments. Wer die einzigartigen Kontakte aus dieser wechselseitigen Vernetzung auf höchster Ebene für sich zu nutzen versteht, kann sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft viel bewegen – und seinem Vaterland herausragende Dienste leisten. Aber selbst der geneigte Beobachter reagierte verwundert, als KT als Minister ins Wirtschaftsressort berufen wurde, obgleich sein Interesse doch überwiegend der Außenpolitik gilt. Hatte er doch bereits in jungen Jahren den Sprung in die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) vollzogen.

In der kürzlich veröffentlichten Schrift „Das Guttenberg Dossier“ beschäftigt sich die Buchautorin Friederike Beck mit dem rasanten Aufstieg des fränkischen Nachwuchspolitikers und sucht unter anderem nach einer Antwort auf die Frage, welcher Natur seine Kompetenz in wirtschaftlichen Angelegenheiten ist. Bisherige Recherchen lassen nur eine Tätigkeit im Rahmen der Verwaltung des Familienvermögens erkennen sowie im Aufsichtsrat bei Deutschlands erstem privatisierten Klinikum, an dem die Guttenbergs eine Beteiligung hielten.

David Rockefeller, Präsident des Council on Foreign Relations (CFR), wird folgende Äußerung zugeschrieben: „Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite ist sicherlich der nationalen Selbstbestimmung, die in vergangenen Jahrhunderten praktziert wurde, vorzuziehen“. Diese Botschaft dürfte KT instinktiv verinnerlicht haben. Als die Beweislast gegen ihn destruktive Ausmaße anzunehmen drohte, trat er von der politischen Bühne ab. Aber nur vorübergehend. Denn seine Lehrmeister bleiben ihm gewogen, lassen keinen der ihren ins Bodenlose stürzen, stehen sie doch in Solidarität mit ihren Zöglingen. Denn Kontinuität ist verpflichtendes Markenzeichen des Transatlantizismus.  Michael Johnschwager


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren