26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.09.11 / Wie China die Welt kauft / Die Volksrepublik strebt führende Rolle im globalen Kapitalismus an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-11 vom 10. September 2011

Wie China die Welt kauft
Die Volksrepublik strebt führende Rolle im globalen Kapitalismus an

Das atlantische Zeitalter, das jahrhundertelang das Weltgeschehen prägte, wird vom pazifischen abgelöst. Die Volksrepublik China bricht mit ihrem rapiden ökonomischen Wachstum und neuer militärischer Stärke die Dominanz Amerikas und prägt das künftige Weltgeschehen. Das Reich der Mitte mit seinen riesigen Devisenreserven von derzeit rund 2,5 Billionen Euro „kauft“ sich die Welt. Täglich produziert es Geldüberschuss von zwei Milliarden Dollar, der am Markt untergebracht werden muss. Unabhängig davon operieren hunderte von Privatunternehmen im Ausland, erwerben Firmenanteile oder gründen Tochtergesellschaften.

Allein mehr als 70 Milliarden Euro flossen nach Afrika. Das Handelsvolumen wuchs von zehn Milliarden Euro im Jahr 2000 auf zurzeit über 100 Milliarden. Sorgenvoll blicken die USA und Europa auf diese rasante Entwicklung, ebenso wie auf die technischen Fortschritte im Eisenbahnbau, bei der Weltraumfahrt, dem Bau von 7000 Meter tief tauchenden bemannten Booten zur Erforschung von Rohstoffquellen  und den Bau von 32 neuen Atomkraftwerken sowie der Entwicklung des Renminbi hin zu einer Leitwährung.

Zwischen Dakar und Daressalam heißen  die politischen Eliten China willkommen und wenden sich von Europa ab. Einer der Gründe außer Geld ist die Tatsache, dass sie sich von Peking als gleichwertige Partner und nicht als Almosenempfänger behandelt fühlen. Langfristige Handelsabkommen, Aufbauhilfen und Infrastrukturprojekte einschließlich des Abschusses von Kommunikationssatelliten werden verhandelt.

 Der Investitionsschub ist der größte seit der vergangenen Kolonialepoche, eine elegante neokoloniale Eroberung. So erwarb die Volksrepublik beispielsweise für fast vier Milliarden Euro 20 Prozent der südafrikanischen Standard-Bank. Im Sudan ist die Präsenz der Chinesen am stärksten. 70 Prozent der Öl-Jahresförderung von einer halben Milliarde Barrel fließen in die Volksrepublik. China baut Brücken über den Nil, errichtet Hotels, legt Pipelines, baut Staudämme, Kraftwerke und kümmert sich wegen wirtschaftlicher Interessen nicht um die international geächtete politische Ausrichtung afrikanischer Muslimstaaten oder der südostafrikanischen Diktatur.

Der Schwerpunkt der weltweiten Investitionen liegt auf der Gewinnung von Erdöl und Bodenschätzen, aber auch land- und forstwirtschaftliche Areale zählen dazu, wie dieses Jahr die Übernahme von 700000 Hektar Urwald im Kongo. Als typisches Beispiel gilt die Übereinkunft mit dem Kongo. Danach beziehen die chinesischen Staatsunternehmen China Railway Group und Sonohydro von den staatlichen kongolesischen Minen Gécamines zehn Millionen Tonnen Kupfer und 1000 Tonnen Kobalt. Im Gegenzug bauen sie Straßen, Eisenbahnen und Schulen. Da die staatlichen Rohstoffkonzerne über eine erhebliche Autonomie bei ihren Investitionsentscheidungen verfügen und die in Afrika geförderten Mineralien frei auf den Weltmärkten handeln, kann nicht von einer direkten staatlichen Lenkung gesprochen werden. Dasselbe gilt für das gewaltige Engagement Chinas in Australien, vor allem bei Kohle und Gas. Allein 44 Milliarden Euro will die Volksrepublik in den nächsten 20 Jahren für den Aufkauf von Kohle bei der australischen „Resourcehouse“ und neunMilliarden für Uran ausgeben. In Indonesien wurden zudem Goldminen erworben. Auch wird die australische Agrarwirtschaft für Peking immer interessanter, denn China muss 22 Prozent der Weltbevölkerung ernähren und verfügt selbst nur über sieben Prozent der weltweit nutzbaren Landwirtschaftsfläche.            Joachim Feyerabend


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren