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10.09.11 / Die »Triasidee«: Wie Bayern souverän bleiben wollte / Sein Partikularismus ließ den Politiker und Wissenschaftler Ludwig von der Pfordten mit dem Liberalismus brechen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-11 vom 10. September 2011

Die »Triasidee«: Wie Bayern souverän bleiben wollte
Sein Partikularismus ließ den Politiker und Wissenschaftler Ludwig von der Pfordten mit dem Liberalismus brechen

Zu den bedeutendsten Staatsmännern unter den Verfechtern der Triasidee zählt neben dem im sächsischen Dresden geborenen Friedrich Ferdinand von Beust der vor 200 Jahren, am 18. August 1811, im seinerzeit bayerischen Ried im Innkreis geborene bayerisch-sächsische Staatsmann Ludwig von der Pfordten. Der älteste Sohn eines bayerischen Landrichters schlug eine wissenschaftliche Karriere ein. Dem Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Erlangen folgte 1833 die Habilitation sowie die Berufung zum außerordentlichen Professor 1834 und zum ordentlichen 1836. 1843 wechselte er auf den romanistischen Lehrstuhl der Universität im sächsischen Leipzig. Als Rektor profilierte er sich dort 1845 und 1847 als liberal und auf Ausgleich bedacht.

Als 1848 infolge der Märzrevolution auch in Sachsen eine liberale Märzregierung gebildet wurde, fiel die Wahl auf ihn als Minister für Kultus und Unterricht sowie Äußeres. Getreu dem Motto, dass die Revolution ihre Kinder frisst, war das Märzkabinett von Karl Braun der Zweiten Kammer jedoch nicht radikal genug und trat bereits am 25. Februar 1949 wieder zurück.

Währenddessen kam es zum Bruch Pfordtens mit dem Liberalismus. Während die Liberalen und Demokraten entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht der Völker für die Nationen Nationalstaaten erstrebten, gehörte die Loyalität der Konservativen und Reaktionäre den Landesherren, und sie wünschten deshalb deren Staaten zu erhalten und ein Aufgehen im Nationalstaat zu verhindern. Pfordtens Partikularismus oder Föderalismus, ganz wie man es nennen will, war derart stark, dass er darüber ins konservativ-reaktionäre Lager fand.

Dieses Eintreten gegen einen starken deutschen Nationalstaat gefiel dem bayerischen König Maxi­milian II. Und auf Anraten des ultramontanen Politikers Karl Abel ernannte er ihn am 19. April 1849 zum Außen- und Handelsminister sowie am 22. Dezember des Jahres zum Vorsitzenden des Ministerrates. Wie sehr sich Pfordten innerhalb eines Jahres vom Liberalen zum Antiliberalen gewandelt hatte, zeigt sich darin, dass an der Berufung des ehemaligen Märzministers in Sachsen zum bayerischen Regierungschef die endgültige Ablösung des Märzministeriums in Bayern festgemacht wird.

Auf außenpolitischem Gebiet war Pfordtens Regierungspolitik von dem Ziel geprägt, den Spielraum des Königreiches Bayern so groß wie möglich zu gestalten. Den Versuchen einer kleindeutschen Lösung der deutschen Frage, wie sie zunächst die Nationalversammlung mit der Entscheidung für ein deutsches Erbkaisertum der Hohenzollern und dann Friedrich Wilhelm IV. mit der Erfurter Union unternahm, bekämpfte er. Entsprechend dem Triasgedanken wurde Preußens Dreikönigsbündnis mit Sachsen und Hannover von 1849 im darauffolgenden Jahr mit Bayerns Vierkönigsbündnis mit Sachsen, Hannover und Württemberg gekontert. Eine Harmonisierung der Außen- und Bundespolitiken der deutschen Mittelmächte wurde in der Bamberger und in der Würzburger Konferenz versucht. 1854 ging es im bayerischen Bamberg um den Krimkrieg und 1859 im ebenfalls bayerischen Würzburg um Bundesangelegenheiten. Der Erfolg ließ zu wünschen übrig. Und am 26. März 1859 trat Pfordten zurück.

Er blieb aber in bayerischen Diensten. Als Bundestagsgesandter versuchte er, seine auf eine Stärkung der Mittelmächte gerichtete Deutschlandpolitik fortzuführen. Mit wenig Erfolg, wie der Deutsch-Dänische-Krieg von 1864 zeigte, in dem die beiden deutschen Großmächte kaum Rück­sicht auf die anderen Bundesstaaten nahmen.

Trotzdem holte Ludwig II. nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1864 Pfordten als Regierungschef nach München zurück. Dessen Versuch, als Mittler zwischen Preußen und Österreich den Deutschen Krieg von 1866 zu verhindern, scheiterte jedoch und Bayern ging als Verlierer aus diesem Krieg hervor. Abgesehen von diesen politischen Misserfolgen verscherzte sich Pfordten Ludwigs Sympathie durch seine Abneigung gegen Richard Wagner. Am 29. Dezember 1866 trat er zurück und widmete sich fortan wieder der Wissenschaft. Ludwig von der Pfordten starb am 18. August 1880 in Bayerns Landeshauptstadt München.     Manuel Ruoff


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