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10.09.11 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-11 vom 10. September 2011

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Danke schön! / Warum sich »Reiche« selbst bestrafen, wie man Deutsche behandeln muss, und wie die Gastarbeiter die Zivilisation zu uns brachten

Das ist doch endlich mal eine gute Nachricht, so richtig was fürs Herz: Eine Handvoll „Reiche“ appelliert an die Politik, dass sie ihnen endlich mehr Steuern abknöpfe. Hut ab! Ein Beispiel dafür, wie sich das „große Geld“ ums Gemeinwohl sorgt.

Und wohl ein wenig auch um das eigene. So eine Aufforderung ist nämlich immer auch eine Anklage. Indem sie sich selbst belasten, holen diese Reichen den langen Finger der hohen Moral raus und zeigen auf die anderen Gutbetuchten, womit sie den eigenen Kopf aus der Schlinge der Sozialneider winden. In der Schlinge kommt man sehr, sehr unsympathisch rüber, was für einen Versandhauskönig ebenso gefährlich werden könnte wie für einen Rocksänger, der seine Karriere als Kumpel-Klon gemacht hat, als „einer von der Straße“ eben. Wer sein Image auf gelegenheitsjobbenden Drecklochbewohner getrimmt hat, für den ist „Reichsein“ eben erklärungsbedürftig.

Sie hätten natürlich auch einfach Geld für Kinderheime, für die Straßenreparatur in ihrer Stadt oder besseres Turngerät in den Schulen ihrer Umgebung spenden können. Der Vorteil wäre, dass dann nicht ein Großteil ihres Obolus in den Fängen der Bürokratie versickert.

Dieser Vorteil wiegt den Nachteil aber keineswegs auf: Großspender oder – ekliger noch – „Mäzene“ reizen den Hass der Sozialneider noch viel heftiger als simple reiche Geizhälse. Diese gönnerhafte Geber-Geste treibt uns in die Weißglut, weil Geben können schließlich keine Strafe ist, sondern ein Privileg.

Doch um die Bestrafung der „Reichen“ dafür, dass sie reich sind, darum geht es ja gerade. Es ist diese masochistische Tour – Straft uns! Plündert uns! –, welche uns den Steueraufruf aus dem Villenviertel erst genießen lässt: Ja, bluten sollt ihr, ihr und euresgleichen.

So ganz mochten die steuersüchtigen Großverdiener denn aber doch nicht auf die generöse Geberpose verzichten und pochten dann doch auf ihre privilegierte Stellung: Ihre Zusatzsteuer solle ausschließlich für den Schuldenabbau verwendet werden, um kommende Generationen zu entlasten. Toll! Damit wären sie die ersten Steuerzahler, die selbst bestimmen dürfen, wofür ihr Geld verwendet wird. Für uns andere gilt: Wir zahlen, und die Volksvertreter bestimmen, wohin der Zaster geht. Das nennt man „Demokratie“. Es soll ja auch Staatsformen geben, in denen reiche Steuerzahler tatsächlich per Anruf beim Präsidenten bestimmen können, was mit ihren Beiträgen zu geschehen hat. Das nennt man dann aber irgendwie anders, Demokratie jedenfalls nicht.

Dennoch sind wir den reichen Steuergeld-Anbietern zu Dank verpflichtet, geben sie doch einen guten Anlass dafür, der deutschen Lieblingsbeschäftigung zu frönen: Nörgeln – über die Reichen, die Ungerechtigkeit, ja, über Deutschland insgesamt. Insbesondere an unserem eigenen Land haben wir ja immer was zu bemängeln. „Typisch amerikanisch“ gilt in den USA als Ausdruck von Hochachtung, damit werden dort stolz lauter Tugenden und Vorzüge bezeichnet. Ein „typischer Amerikaner“, das ist, bei lässlichen Fehlerchen, ein feiner Kerl. Darüber besteht jenseits des großen Teichs kein Streit, nicht mal zwischen den zurzeit erzverfeindeten Demokraten und Republikanern. Was für ein unerträglich naives Volk, die Amis, nicht wahr?

Wir dagegen: „Typisch deutsch“ ist bei uns so ziemlich das Letzte, was man sein will, wenn man in der intellektuellen Gesellschaft und bei ihren Millionen Nachahmern etwas gelten möchte.

Wie weit Immigranten und ihre Kinder bei uns integriert sind, das lässt sich daher gut an ihrem Gesicht ablesen, das sie ziehen, wenn sie etwas als „deutsch“ bezeichnen. Gerade dieser Tage sind uns Beispiele dafür ins Haus geflattert, wie verschieden der Integrationserfolg bei Menschen mit unterschiedlichem „Migrationshintergrund“ ausfallen kann.

Als glatten Fehlschlag müssen wir die Vietnamesen abhaken, die seinerzeit als „Bootsflüchtlinge“ Ende der 70er Jahre zu uns kamen. Sie hatten sich der treusorgenden Obhut der sozialistischen Volksrepublik entzogen, was bereits zu einigem Verdacht Anlass gibt, einem Verdacht, der vollends bestätigt wird.

Zum vergangenen Sonnabend hatten die „Vereinigungen der vietnamesischen Flüchtlinge in Berlin“ zu einem Festakt geladen. Zu ihrer Aufnahme in Deutschland schreiben sie in der Einladung, die deutsche Bevölkerung habe sie „mit offenen Armen empfangen“ und ihnen und ihren Kindern eine „sichere Zukunft in Freiheit ermöglicht“, um dann zu gipfeln: „Nachdem wir uns dank der Hilfe in Deutschland eingelebt und so gut wie möglich in die deutsche Gesellschaft integriert haben, ist es an der Zeit, danke zu sagen.“  Igitt! An den Landungsbrücken im Hamburger Hafen provoziert seit einigen Jahren sogar ein kleines Ehrenmal, das auf Deutsch, Vietnamesisch und Englisch von der Großherzigkeit des deutschen Volkes schwafelt. Man wundert sich, dass die wachsame Öffentlichkeit das Ding noch nicht kritisch aufgearbeitet, sprich: abgeräumt hat.

Die Integration dieser Leute in unsere deutschkritische und problembewusste Zivilgesellschaft darf mithin als rundweg gescheitert betrachtet werden.

„Danke“ darf man den Deutschen ja mal sagen, aber bitte nur in einem Schwall von giftigem Zynismus, garniert mit einer ordentlichen Portion Herablassung. So aufgetreten ist man gern gesehener Gast und Autor der kritischen Öffentlichkeit.

Wie Deniz Yücel, der als Sohn türkischer Zuwanderer schon in Deutschland geboren wurde. In der „taz“ dankt Yücel der CDU/CSU dafür, dass sie in den 50er Jahren das Tor für die Gastarbeiter geöffnet habe. Das habe allerdings vor allem Deutschland genützt, weil „die Gastarbeiter jedem Deutschen den sozialen Aufstieg ermöglichten“. Danke! Entscheidend ist laut Yücel aber etwas anderes: „Bedeutender war, dass die Gastarbeiter dazu beitrugen, Deutschland undeutscher zu machen – eingedenk dessen, wofür Deutschsein in den vorangegangenen Jahrzehnten gestanden hatte, eine zivilisatorische Großtat.“ Ein anregend differenziertes Lob, das aus wahrhaft berufenem Munde kommt. Denn dass sich Yücel schon wegen seiner türkischen Herkunft mit zivilisatorischen Großtaten  auskennt, das kann niemand bezweifeln, der weiß, wofür „Türkischsein in den vorangegangenen Jahrzehnten gestanden hatte“, armenisch gesehen.

Allerdings möchte es Deniz Yücel mit seiner Lobpreisung der christdemokratischen Leistungen auch nicht übertreiben, denn, so der Autor: „Man sollte nicht zu viel verlangen. Deutsche Konservative sind eben auch nur Deutsche“, Betonung auf „nur“.

Herr Yücel ist klasse, er bedient uns, als hätten wir ihn bestellt. Von der Sorte benötigen wir mehr, auf die depperten Vietnamesen hätten wir hingegen gern verzichtet.

Am liebsten sind uns Zuwanderergruppen, die schon vor ihrer Anreise für die Rolle der „diskriminierten Minderheit“ gebucht sind. Erlauben sie uns doch, so lustvoll wie wir nur wollen auf die rassistischen Deutschen einzuprügeln. Bis hin zum moralischen Overkill, dem Nazi-Vergleich.

Da wurde es Zeit, dass die Bundesregierung ihren hinhaltenden Widerstand gegen die volle Reisefreiheit für Rumänen und Bulgaren im Rahmen des Schengener Abkommens aufgegeben hat. Ab 1. Oktober dürfen sie nun über die Flug- und Seehäfen, ab Sommer kommenden Jahres auch über den Landweg ohne Kontrolle zu uns kommen.

Dort unten gibt es nämlich eine Gruppe, die sich schon lange danach sehnt, in Deutschland diskriminiert zu werden, statt weiter in ihren Balkankäffern unbeachtet vor sich hin zu dämmern. Bringt der Status des Diskriminierten in der Bundesrepublik doch ungeahnte materielle und moralische Vorteile, von denen man in den schlammigen Schluchten der Karpaten nur träumen kann.


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