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17.09.11 / BBC: Livebericht war eine Filmkonserve

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-11 vom 17. September 2011

BBC: Livebericht war eine Filmkonserve

Für erhebliche Verwirrung bei aufmerksamen Zuschauern hat das Programm des Früh­stücks­fernsehens von „BBC One“ am 24. August gesorgt. Die angebliche Live-Übertragung einer Siegesfeier aus Anlass des Sturzes von Gaddafi vom Grünen Platz in Tripolis entpuppte sich als eine Filmaufzeichnung von einer Massenveranstaltung in Indien.

Misstrauisch wurden einige Zuschauer nicht nur angesichts der Kleidung von Personen, die im Bild sichtbar waren, sondern auch im Hinblick auf die geschwenkten Fahnen: Die im Bericht sichtbaren Flaggen hatten keinerlei Ähnlichkeit mit den in Libyen verwendeten Nationalsymbolen. Von der BBC-Programmleitung wurde die Ausstrahlung des Beitrages mit einer Verwechslung im Sendezentrum begründet.

Eine Aussage, die durchaus der Realität entsprechen könnte: Sollte die Absicht zur Täuschung vorgelegen haben, dann würden mittlerweile so ausgereifte technische Möglichkeiten bereitstehen, dass die Sendung eines manipulierten Beitrags ohne Entdeckung durchaus möglich gewesen wäre. Entsprechende Fälschungen lassen sich teilweise nur noch von Computer-Forensikern nachweisen. Wissenschaftler der TU-Chemnitz haben 2010 ein von ihnen entwickeltes Verfahren vorgestellt, bei dem sogar bei Echtzeitübertragungen Gegenstände oder Personen aus den laufenden Bildern für den Zuschauer unbemerkt herausgerechnet werden können.

Unklar ist noch, welches Ereignis die „Libyen-Übertragung“ wirklich zeigt: Unter Zuschauern schwanken die Meinungen zwischen einer der Demonstrationen gegen hohe Lebensmittelpreise und einer Feier anlässlich des Sieges der indischen Cricket-Mannschaft über Pakistan. N.H.

 

Zeitzeugen

Abdul Hakim Belhadj – Der neue Militärkommandant in Tripolis wurde als Top-Terrorist im Zusammenhang mit dem 11. Sep-tember 2001 mit Lösegeld gesucht und 2004 von der CIA gefasst, später an Libyen überstellt. Mit Al-Kaida-Führer Al-Sarkawi war er freundschaftlich verbunden. 2008 hatte der 45-Jährige der Gewalt abgeschworen und war daher 2009 aus einem libyschen Gefängnis entlassen worden.

Saif-al-Islam Gaddafi – Der Sohn und Kronprinz des Ex-Diktators bezeichnet die Begnadigung von Belhadj inzwischen als Fehler. Der an besten westlichen Univer-sitäten ausgebildete 39-Jährige, dessen Festnahme oder Tod bereits mehrmals von NTC-Rebellen gemeldet wurde, taucht immer wieder überraschend in der Öffentlichkeit auf.

Mustafa Abdel Dschalil – Der Chef des NTC war vor dem Aufstand kaum bekannt, obwohl er Gaddafis Justizminister und damit für die dem Diktator angelasteten Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich war. Doch mit dem Aufstand der Rebellen wurde der 59-Jährige zum Gesicht der libyschen Revolution. Welche Rolle er nach Ende des Bürgerkriegs spielen wird, ist unsicher. Schon jetzt polemisieren maßgebliche Kreise in Libyen gegen den „Wendehals“.

Mahmud Jibril – Der heutige „Regierungschef“ des NTC erhielt eine Ausbildung in politischen und ökonomischen Wissenschaften in Ägypten und den USA. Strategische Planung und Entscheidungsfindung sind die Hauptthemen seiner zehn Bücher. In Libyen soll der 60-Jährige nun die Erkenntnisse der Wissenschaft in die Praxis umsetzen. Unter Gaddafi leitete er von 2007 bis 2011 den nationalen Rat für Wirtschaftsfragen.

Nikolas Sarkozy – Der französi-sche Präsident gibt sich als großer Sieger des libyschen Bürgerkrie-ges. Mit Nachdruck und Erfolg forderte er die Luftunterstützung der Nato für die libyschen Rebel-len des NTC ein; er empfing als erster deren Vertreter in Paris. Nach dem Ende der Kampfhand-lungen in Tripolis fand in Paris die Libyen-Konferenz statt, in der besonders um die Aufteilung der reichen Öl- und Wasserreserven des Landes gerungen wurde.


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