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17.09.11 / An der Leine der EZB / Italienische Staatsanleihen finden immer schwerer Käufer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-11 vom 17. September 2011

An der Leine der EZB
Italienische Staatsanleihen finden immer schwerer Käufer

Derzeit präsentiert der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine Sparmaßnahme nach der anderen. Der eigentliche Anlass für Berlusconis neuerlichen Eifer dürfte im Kursabfall von italienischen Staatsanleihen zu suchen sein.

Nach Meinung von Marktbeobachtern hatte die Europäische Zentralbank (EZB) das Aufkaufprogramm für italienische Staatsschulden für kurze Zeit ausgesetzt. Der in der Folge eingetretene massive Kursverfall bei den Anleihen war für Italien quasi als Warnschuss gedacht und ist offenbar in Rom auch so verstanden worden. Offenbar verärgert war man bei der EZB über die mehrmalige Verwässerung des ersten von Berlusconi präsentierten Sparprogramms.

Derzeit ist man im italienischen Finanzministerium auf die EZB angewiesen wie selten zuvor. Allein im September müssen für Anleihen im Wert von 46 Milliarden Euro Käufer gefunden werden: ohne die Bereitschaft der EZB, Anleihen Italiens in die eigenen Bücher zu nehmen, fast ein Ding der Unmöglichkeit. Schon jetzt sitzt der italienische Staat auf einem Schuldenberg von 1,84 Billionen Euro. Dass bis zum Ende des Jahres 2013 nach bisherigen Planungen nochmals 500 Milliarden Euro aufgenommen werden müssen, ist mit ein Grund für Italiens Ruf nach Euro-Bonds. Ein weiterer ist die absehbare Zunahme der Zinslast. Nahezu eine Explosion bei den zu leistenden Zinszahlungen bereits in drei bis vier Jahren prophezeit etwa der Analyst David Owen von „Jefferies Fixed Income“.

Diese Entwicklung könnte allerdings auch früher eintreten, etwa wenn die an den Märkten inzwischen geforderten Risikoprämien weiter ansteigen. Es sind allerdings nicht nur die italienischen Schulden, die an den Märkten immer mehr Zweifel wecken, sondern auch die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit. Das Wirtschaftswachstum betrug in den letzten zehn Jahren durchschnittlich nur 0,3 Prozent – der EU-Durchschnitt betrug 1,1 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Löhne seit der Euro-Einführung um 31 Prozent. Nur Griechenland wies mit 35 Prozent höhere Lohnzuwächse auf.

Das Resultat dieser Entwicklung ist die immer stärker nachlassende Wettbewerbsfähigkeit Italiens und der Verlust von Weltmarktanteilen. Die Entwicklung Italiens weist einige Ähnlichkeit zu den griechischen Vorgängen seit der Einführung des Euro auf. Auch das Italien möglicherweise bevorstehende Endstadium einer Überschuldung, gekoppelt mit einer strukturell nicht mehr wettbewerbsfähigen Wirtschaft, lässt sich am Beispiel Griechenlands beobachten: Die Marktpreise griechischer Staatsanleihen sind inzwischen so weit gefallen, dass risikobereite Investoren ihren „Wetteinsatz“ verdoppeln können. Die Rendite von Anleihen der Republik Griechenland mit einjähriger Laufzeit beträgt durch den Kursverfall mittlerweile 128,5 Prozent (Stand 13. September). Ein derartiger Wert ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass an den Märkten mit einem baldigen Zahlungsausfall gerechnet wird. So ist die Voraussetzung für das Einstreichen der Traumrendite auch, dass Athen die Bedienung seiner Zinszahlungen nicht demnächst einstellt. Norman Hanert


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