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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-11 vom 17. September 2011
Reeder bleiben optimistisch Containerschiffe sind Gradmesser für die Konjunkturentwicklung. Schwellen die Ladungsströme zwischen den Kontinenten an, dann sind die Schiffe gut ausgelastet und die Charterraten steigen. Derzeit sinken sie. Ist es ein Zeichen für das Erlahmen der weltweiten Wirtschaft nach einer kurzen Erholungsphase? Oder ein hausgemachtes Problem aufgrund von Überkapazitäten in den Contai-nerschiffsflotten? Der Hamburger Reeder Hermann Ebel sieht den Markt für diesen Schiffstyp, der eigentlich fast alle Arten von Waren transportieren kann, trotz der unübersehbar weltweit rückläufigen Wirtschaftsentwicklung und der sinkenden Raten in einem „dynamischen Wachstumsumfeld“. Er ist überzeugt davon, dass die Marktraten wieder ins Gleichgewicht kommen werden: „Wir erwarten, dass die Ratenrückgänge um 20 Prozent, die wir zur Jahresmitte hinnehmen mussten, im vierten Quartal wieder ausgeglichen werden.“ Über das Jahr gerechnet wäre immerhin noch eine Steigerung von acht bis zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr möglich. Dazu werde kurzfristig die mengenintensive Verschiffungsphase der Vorweihnachtszeit beitragen. Zuversichtlich ist Ebel, obgleich die Flotte der Containerschiffe auf dem Weltmarkt insgesamt nicht kleiner wird. Denn Schiffe, die lange Zeit beschäftigungslos als sogenannte Auflieger an Dalben gelegen hatten, drängten in den vergangenen Monaten wieder in den Markt, als sich Anzeichen einer Konjunkturerholung zeigten. Damit tragen sie zu einem größeren Angebot von Transportkapazitäten bei. Außerdem werden Neubauten abgeliefert, was nach langjähriger Erfahrung wieder auf die Raten drückt. Wenn die derzeit vorliegenden Schiffsbestellungen von den Werften abgearbeitet werden, wird die weltweite Flotte bis 2012 um sieben Prozent wachsen. Auf der anderen Seite erwartet die maritime Wirtschaft aber im Containertransport ein Plus von elf Prozent während desselben Zeitraumes. Die Nachfrage nach Tonnage wird also bleiben. Zu einer weiteren positiven Entwicklung trägt aber auch ein Umdenken in der Schifffahrt bei. Während der zurückliegenden Krise und angesichts gestiegener Treibstoffkosten entstanden neue Konzepte. Hermann Ebel: „Die Zeit der Containerschiffe mit hohen Geschwindigkeiten ist vorbei und sie wird auch nicht wieder kommen. Es gab einmal Schiffe, die mehr als 30 Knoten fuhren. Heute liegen die Dienstgeschwindigkeiten nur noch bei 21 Knoten.“ In der Schifffahrt bezeichnet man diese Reduzierung als „slow steaming“, als verminderte Fahrt. Sie macht angesichts gestiegener Treibstoffpreise einen Sinn, denn damit lassen sich Treibstoffkosten durchaus halbieren. Und damit kommen wieder die Überkapazitäten an Schiffstonnage ins Spiel. Da die Menge der zu transportierenden Waren nicht weniger wird, müssen mehr langsamer fahrende Schiffe eingesetzt werden, um sie zu transportieren. Als Folge verzeichnen Werften schon wieder steigende Nachfrage nach Neubauten von Containerschiffen. Eigel Wiese |
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