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24.09.11 / Wiederentdeckung des Goldstandards / Die jetzige Schuldenkrise verdeutlicht die Schwächen des jetzigen Geldsystems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-11 vom 24. September 2011

Wiederentdeckung des Goldstandards
Die jetzige Schuldenkrise verdeutlicht die Schwächen des jetzigen Geldsystems

Die Neigung vieler nationaler Notenbanken, der Schuldenkrise mit dem Druck neuer Banknoten und dem Aufkauf von Staatsanleihen zu begegnen, mindert das Vertrauen in das Papiergeld immer stärker.

Mit der wachsenden Staatsverschuldung vieler europäischer Länder wächst derzeit auch die Angst vieler Deutscher vor einem neuen Währungskollaps. Die Flucht in Sachwerte wie Immobilien oder Gold ist ungebrochen und lässt die Preise steigen. Das ruft die Vertreter der österreichischen Nationalökonomie auf den Plan, die über Jahrzehnte kein Gehör in der Fachwelt fanden.

Die Wurzel der heutigen wirtschaftlichen Übel liegt nach der Überzeugung dieser Schule der Volkswirtschaft in der Geldschöpfung durch Kredit. Der Ökonom Ludwig von Mises (1881–1973) forderte einst, dass es einen realen Gegenwert für die gedruckten Geldscheine geben müsse. Bis 1971 war dies auch der Fall, weil der Goldstandard für den US-Dollar galt. Für 35 US-Dollar musste eine ganze Unze Gold hinterlegt werden. Nach der Freigabe des Goldstandards erhielt die US-Notenbank die Lizenz zum nahezu unbegrenzten Drucken von Geldscheinen. Logischerweise stieg daher der Preis für eine Fein­unze auf heute zirka 1800 Dollar. Gerechnet in Gold hat sich die amerikanische Währung seit 1971 also um das rund 50-fache entwertet.

Diese ungebremste Geld­ver­mehrung oder -entwertung machen die österreichischen Nationalökonomen für die in schneller Folge auftretenden Konjunkturzyklen und Wirtschaftskrisen verantwortlich. „Die Geldproduktion ist de facto verstaatlicht“, kritisiert Thorsten Polleit von der britischen Investmentbank Barclays Capital, ein Anhänger des Goldstandards. Die Notenbanken würden allein bestimmen, wie viel Geld gedruckt und zu welchem Zins es angeboten wird. Die Notenbanken haben „gewissermaßen eine staatliche Lizenz zur Geldproduktion“ und würden „Geld aus dem Nichts schaffen“, meint Polleit.

Genau diese Politik verfolgte die amerikanische Notenbank unter ihrem legendären Chef Alan Greenspan von 1987 bis 2006. Die Konsumlaune der Amerikaner, die sogenannte Binnennachfrage, sollte so auf einem hohen Stand und die Konjunktur am Laufen gehalten werden. Doch 2008 krachte dieses Denkmodell zusammen, weil viele Amerikaner so hoch verschuldet waren, dass sie ihre Raten für das Eigenheim nicht mehr bezahlen konnten. Greenspan gilt heute als einer der Hauptverantwortlichen für die ökonomischen Probleme der USA und der Weltwirtschaft.

Eine ähnliche Politik scheint die Europäische Zentralbank (EZB) zu verfolgen, die unlängst für über 100 Milliarden Euro Ramsch-Anleihen von südeuropäischen Ländern aufkaufte, für die es keinen realen Gegenwert gibt. Der deutsche Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, kündigte deswegen Anfang des Monats seinen Rück­zug aus dem Direktorium an. Er war es leid, von Ländern überstimmt zu werden, die ihre Staatsverschuldung in immer neue Höhen treiben wollen.

Die aktuellen Entwicklungen scheinen den Geldzweiflern der österreichischen Ökonomen Recht zu geben. Die Flucht in die Sachwerte – aus Angst am Ende nur noch wertloses Papiergeld in den Händen zu halten – ist allgegenwärtig. Diese Entwicklung belebt die Lehre vom „Fiat-Geldstandard“, die Folgendes besagt: Die Erlaubnis zum Gelddrucken dürfe nur dann erteilt werden (lat. fiat = es geschehe), wenn es für die Geldscheine einen realen Gegenwert in Form von Produktionsmitteln, Ersparnissen, Sachwerten, Immobilien oder Ähnlichem gibt.

Zunehmend macht diese Entwicklung offenbar auch die chinesische Notenbank nervös. Sie sitzt auf einem Devisenberg von 3,2 Billionen Dollar, der zu je einem Drittel in europäischen und amerikanischen Staatsanleihen angelegt sein soll. Dass Chinesen in dieser Lage bereit sein würden, wie es in der letzten Woche hieß, italienische Staatsanleihen zu kaufen, sorgte daher zunächst für Erstaunen bei Fachkreisen, weil die Chinesen damit quasi selbstlos handeln würden. Die chinesische Regierung dementierte jedoch postwendend und erklärte, sie sei nur an italienischen Industriebetrieben oder anderen realen Werten interessiert. Mit anderen Worten: Die Chinesen praktizieren schon länger das, was in Deutschland erst diskutiert wird, nämlich Kreditgewährung an Schuldenländer nur noch gegen reale Werte.

Die bange Frage des Bürgers, wie lange man noch mit dem Euro oder Dollar bezahlen kann, wissen auch die Anhänger der österreichischen Nationalökonomie nicht zu beantworten. Klar scheint nur, dass niemand weiß, wie man die vielen gedruckten Geldscheine wieder „einsammeln“ kann, wie die Notenbanker sagen. Aus Furcht vor der nächsten schweren Weltwirtschaftskrise lässt man die Scheine lieber im Umlauf.

Beim Bürger kursiert derweil das Wort „Währungsreform“. Im Internet-Suchdienst Google haben im letzten Jahr auffällig viele Besucher die Stichwort-Kombination „Währungsreform 1948“ und „Währungsreform 2010“ eingegeben. Und die Zeitschrift „Stern“ fand heraus, dass ein Drittel der Deutschen sich mit dem Gedanken trägt, Gold zur Absicherung des eigenen Vermögens zu kaufen. Hinrich E. Bues


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