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01.10.11 / Ostpreußen in den Alpen / Ehrenamtliche Führungen in Werfen/Salzburger Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-11 vom 01. Oktober 2011

Ostpreußen in den Alpen
Ehrenamtliche Führungen in Werfen/Salzburger Land

Geführte Wanderungen in den Alpen im Sommer, Skilauf und Skibergsteigen im Winter − das Programm des Deutschen AlpenVereins (DAV) Sektion Königsberg ist vielseitig und was kaum jemand weiß, viele der Aktivitäten sind kostenlos, weil die Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind.

Die Ostpreußenhütte, im österreichischen Werfen im Salzburger Land befindet sich seit 1945 im Besitz der Sektion Königsberg. Nach einem Jahr Bauzeit wurde die Hütte am 25. Juli 1928 auf dem 1630 m hohen Rettenbachriedel eingeweiht. Sie liegt in den Berchtesgadener Alpen. Im Juli 2008 feierte die Ostpreußenhütte ihren 80. Geburtstag.

Die DAV-Sektion Königsberg/Pr. e. V. wurde 1890 in Königsberg ggründet. Am Anfang hatte sie nur wenige Mitglieder, trotzdem führte sie viele Veranstaltungen durch. Da jeder dritte Ostpreuße Vorfahren aus dem Salzburger Land hat, verwundert es nicht, dass es viele am Bergwandern Begeisterte gab.

Um 1731 vertrieb Erzbischof Leopold Anton von Firmian alle Salzburger Protestanten, die Zuflucht in Ostpreußen fanden. Dies hatte der preußische König Friedrich Wilhelm I. persönlich ausgesprochen. Am Anfang wollte er nur 10000 Salzburger aufnehmen, doch später kamen unbegrenzt Salzburger. Schnell merkte man, dass die Exulanten Sehnsucht nach den Alpen hatten.

So entstand im Jahre 1900 ein Verein, der zum Schutze von Alpenpflanzen und Tieren beitragen wollte. Deshalb kam es zu einem Bau einer eigenen Schutzhütte. Diese wurde in der Heimat der „Neu-Ostpreußen“, also in Salzburg, gebaut. Sie wurde oberhalb von Werfen auf dem Rettenbachriedel errichtet.

Nur ein Jahr nach Baubeginn wurde die Hütte von der Sektion eingeweiht. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Da zwischen 1933 und 1938 eine Ausreisesperre zwischen Deutschland und Österreich galt, war die Verbindung nach Ostpreußen völlig abgeschnitten. Dies blieb auch während des Zweiten Weltkriegs so, den die Hütte aber unbeschadet überstand.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gründete sich der Österreichische Alpenverein (ÖAV). Der setzte etwa 190 Treuhänder auf die deutschen Alpenvereinshütten in Österreich ein. Unter diesen war auch die Ostpreußenhütte. Ihr Treuhänder war die Sektion Werfen.

Im August 1944 wurde der Heimatort der Sektion Königsberg zerbombt. Die Geschäftsstelle der Sektion war hinüber. Das bedeutete, dass auch sämtliche Akten und Aufzeichnungen der Hütten und der Sektion zerstört waren. Nach der Eroberung Ostpreußens durch die Sowjetunion wurde die gesamte deutsche Bevölkerung vertrieben und somit endete eine 700-jährige deutsche Gesichte in diesem Teil Europas.

Da fast alle Mitglieder in den Westen geflohen waren und in den Nachkriegsjahren der Wiederaufbau des zerstörten Landes im Vordergrund stand, fanden trotz alledem die Mitglieder der Sektion wieder zusammen.

Ende 1951 waren es immerhin 50 Mitglieder, die sich mit allen Kräften einsetzten, damit die Sektion am Leben bliebe und es zu einer Rück-übertragung der Ostpreußenhütte kommen solle.

Anfang 1952 war die Gemeinschaft um 200 Mitglieder gewachsen, so dass sie auf insgesamt 250 Mitglieder kam. Deshalb wurde eine Mitgliederversammlung einberufen, die Ende Januar stattfand. Da aber viele Mitglieder um und in München wohnten, beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung 1965 den Sitz von Göttingen (Harz) nach München zu verlagern.

Die Sektion forderte nun einen Rückerwerb ihrer Ostpreußenhütte. Dafür gründeten sie eigens eine Interessengruppe der Ost- und Mitteldeutschland Sektion. Sie ging mit viel Vorsicht ans Werk, so dass die Ostpreußenhütte drei Jahre später der DAV zurück übertragen wurde. ÖAV und DAV schlossen am 27. Ok-

tober 1972 einen entsprechenden Kaufvertrag, dem gemäß die Ostpreußenhütte mit allem Zubehör der Sektion Königsberg rückübertragen wurde.

Mehr als die Hälfte der 600 Mitglieder lebt heute im Umkreis von München. Da die Sektion zum DAV gehört, gehört sie automatisch zum Ortsverein der Münchener Sektion. Sie ist aber auch noch in zwei weiteren Sektionen vertreten, im Trägerverein der Münchner Sektion für die DAV-Kletteranlagen und beim Alpinen Sicherheits-Service (ASS). Die Tourleiter geben gerne Informationen über ihre Touren unter www.ostpreussen-huette.at. Jolana Kohler


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