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01.10.11 / Kein Sommer ohne Langnese / Eine Firma feiert: Der »Happen« wird 60

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-11 vom 01. Oktober 2011

Kein Sommer ohne Langnese
Eine Firma feiert: Der »Happen« wird 60

Was wäre ein Leben ohne Eiscreme? Für die meisten Bundesbürger gehört das Eis von Langnese seit frühester Kindheit zum Sommer. Namen wie „Happen“, „Domino“ oder „Capri“ stehen für Eisgenuss bei sommerlichen Temperaturen. Der Happen von Langnese, ein Fürst-Pückler-Eis umhüllt mit Waffeln, ist gerade 60 Jahre alt geworden.

Fast genauso alt ist das „Domino“ (ab 1953) und das Fruchteis „Capri“ (ab 1959), etwas jünger „Nogger“ für Schokoladen-Liebhaber (ab 1964). Weniger bekannt als diese Namen sind der Ursprung und die Herkunft dieser Eisgenüsse. Schon vor 4000 Jahren kannten die Chinesen die Künste der Eisherstellung aus Milch, Honig, Fruchtsäften und Gewürzen. Zur Kühlung nutzten die Asiaten den aus dem Gebirge herbeigeschafften Schnee, wie Marco Polo, ein venezianischer Kaufmann im 14. Jahrhundert berichtete. Von Venedig aus breitete sich der Eisgenuss in Europa aus.

Entstanden ist die Firma „Langnese“ aus der „Deutsch-Chinesische Eisproduktionsgesellschaft“ des Hamburger Kaufmanns Karl Rolf Seyfert. Dieser suchte im Jahr 1927 nach einem kürzeren Namen und stieß dabei auf den verkäuflichen Markennamen der Biskuit-Firma von Viktor Emil Heinrich Langnese, den er für gerde einmal 300 Reichsmark übernahm.

Das erste Werbeplakat und Logo der wiederbelebten Firma Langnese zeigte 1935 einen witzigen, kleinen Jungen, der eine „lange Nase“ machte und dabei ein „Eis am Stiel“ in der Hand hielt. Speiseeis an einem Holzstiel zu verkaufen, war damals eine Novität. Zwar hatte der Amerikaner Frank Epperson bereits 1905 ein solches Eis entwickelt und 1923 als „popsicle“ patentieren lassen. Doch bis diese Idee nach Europa kam, dauert es 30 Jahre.

Von Hamburg aus begannen die Eislollis von Langnese dann ihren Siegeszug durch Deutschland und Europa. Anfangs kostete ein Eis am Stiel zehn Pfennig. In der ersten Saison verkaufte Langnese davon 1,5 Millionen Stück. Dann jedoch bremsten die Nationalsozialisten das junge Geschäft und verweigerten dem Unternehmer die für die Herstellung notwendigen Zutaten wie Milch und Sahne. Daher musste Seyfert seine Firma 1936 an die „Margarine-Verkaufs-Union“ verkaufen. Heute gehört Langnese zum niederländisch-britischen Konzerns Unilever.

Während des Weltkrieges ruhte die Eisproduktion, doch der Eishunger der Deutschen erwachte wieder kurz vor der Währungsreform 1948. Zwar war das Geld knapp, aber ein Eis wollte man nach langen Kriegs- und Hungerjahren wieder genießen. Als das Geld wieder lockerer saß, stellten sich ab 1953 größere Verkaufserfolge ein.

Pfiffige Werbung mit dem Gefühl des Sommers, eine im Grunde gleich bleibende Palette der Produkte machten Langnese im Lauf der letzten 60 Jahre in ganz Europa zum Marktführer von Speiseeis. Das Stammwerk zur Eisherstellung in Hamburg-Wandsbek wurde erst in den 1980er Jahren geschlossen. Dafür eröffnete Unilever im Jahr 2010 die ultramoderne Konzernzentrale in der Hafencity von Hamburg, direkt am Elbufer. Dort kann der Tourist in einem großen Café mit Elbblick neue wie alte Produkte der Firma – bei Aktionstagen auch kostenlos – probieren und in Erinnerung an frühere Eisgenüsse schwelgen. Hinrich E. Bues


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