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08.10.11 / Arbeitslos? Ab nach Polen! / Arbeitsagentur schickt Jugendliche über die Grenze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Arbeitslos? Ab nach Polen!
Arbeitsagentur schickt Jugendliche über die Grenze

Die Arbeitsagentur Merseburg (Sachsen-Anhalt) wählt einen ungewöhnlichen Weg, um Jugendliche aus der Arbeitslosenstatistik herausnehmen zu können: Sie schickt sie als Ein-Euro-Jobber auch gegen ihren Willen nach Polen. Insgesamt sollen 30 Arbeitslose dadurch eine neue Arbeit finden. Offiziell heißt das vom Bund und der EU geförderte Projekt „Mitteldeutsche Industrieregion fördert interkulturelle Austauschmaßnahmen“, kurz MIRIAM. Durch das Projekt sollen „mobilitätsgehemmte“ Arbeitslose im Alter von 18 bis 28 Jahren, die überwiegend aus ländlichen Räumen kommen und wegen „mangelnder Arbeitsmotivation und fehlenden Pflichtbewusstseins“ als schwer vermittelbar gelten, „das Arbeiten lernen“ und ihren Horizont erweitern. Vor ihrer Abreise wird ihnen die Teilnahme an einem achtwöchigen Vorbereitungskurs verordnet, zu dem auch die Vermittlung polnischer Sprachkenntnisse gehört.

Die Teilnehmer empfinden die als Sozialpraktikum deklarierte Maßnahme jedoch eher als Zwangsarbeit, denn wer nicht mitmacht, wird mit Leistungskürzungen und Nachteilen bei der beruflichen Weiterbildung bestraft. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als für mehrere Wochen in polnischen Großküchen, sozialen Einrichtungen, Pflegeheimen und Kindertagesstätten zu arbeiten oder Gartenarbeit zu verrichten. Für die Teilnehmer gelten feste Regeln, ab 22 Uhr herrscht Nachtruhe. Nicht jeder der immerhin volljährigen „Auslandspraktikanten“ lässt sich das gefallen. So haben einige schon nach kurzer Zeit ungeachtet der angedrohten Sanktionen die Heimreise angetreten. Ihr Unmut richtet sich weniger gegen die Arbeitsmaßnahme an sich, sondern dagegen, dass sie ins Ausland verfrachtet werden, um dort „ausgebeutet und wie Kinder behandelt“ zu werden“, wie es einer der Abbrecher kritisiert. Jan Heitmann


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