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08.10.11 / Kriegserklärung an Siemens / US-Konzern General Electric will den deutschen Markt erobern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Kriegserklärung an Siemens
US-Konzern General Electric will den deutschen Markt erobern

Sie gelten als ewige Konkurrenten: General Electric (GE) und Siemens. Global gesehen hat das US-Unternehmen General Electric (GE) die Nase vorn. Auf dem deutschen Markt lag GE bisher hinter Siemens. „Wir werden einen Technologiekrieg führen“: Mit solch drastischen Worten hat nun Ferdinando Beccalli-Falco, Deutschland-Chef von General Electric, ein Programm vorgestellt, das den Durchbruch auf dem deutschen Markt bringen soll. In vier bis fünf Jahren sollen sich die Umsätze verdoppeln.

Damit dies gelingt, sollen zunächst erst mal 86 Millionen Euro investiert werden. Zu den 7000 deutschen Mitarbeitern sollen 450 neue hinzukommen. Aufgebaut wird unter anderem ein „Innovationszentrum“, in dem Ingenieure spartenübergreifend Kundenprojekte betreuen sollen. Helfen soll diese Art von Kundenbetreuung auch, einen von GE selbst eingeräumten Fehler abzustellen: Während man sich in der Vergangenheit auf Großkunden konzentriert hat, wurde der in Deutschland wichtige Mittelstand kaum beachtet.

Laut US-Handelskammer lag 2010 der Umsatz von General Electric in Deutschland bei 9,5 Milliarden Euro. Im gleichen Jahr setzte Siemens auf seinem Heimatmarkt 11,43 Milliarden Euro um. Obwohl die Zahlen nahe beieinander liegen, geben sie kein realistisches Bild der industriellen Stärke der Rivalen ab, da in die Bilanz des US-Unternehmens das Privatkundengeschäft der GE-Bank mit eingeflossen ist. Ansonsten tobt der Konkurrenzkampf beider Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der Medizintechnik und beim Bau von Kraftwerkstechnik.

Für wie wichtig die Amerikaner den deutschen Markt nehmen, lässt sich an einem zunächst unspektakulär aussehenden Detail erkennen. Das Deutschland-Geschäft soll in einer eigenen Organisationsform zusammengefasst werden. Derartiges praktiziert der zentralistisch angelegte Konzern sonst nur auf dem indischen Markt. Verständlich werden die verstärkten Bemühungen von General Electric vor dem Hintergrund spektakulärer Erfolge von Siemens auf dem US-Markt. Statt mit GE geht Flugzeugbauer Boeing mit Siemens eine strategische Partnerschaft bei der Entwicklung effizienter Stromnetze für das US-Militär ein. Siemens wird damit zu einem der wenigen ausländischen Lieferanten des US-Pentagons. Ein aufsehenerregender Erfolg ist Siemens auch beim US-Bahnkonzern Amtrak gelungen. Dieser orderte erstmalig für eine halbe Milliarde Dollar Lokomotiven bei Siemens, statt beim Hauslieferanten GE.

Wie wichtig der US-Markt für Siemens inzwischen ist, lässt sich an den Umsatzzahlen ablesen. Den 11,43 Milliarden Euro, die von Siemens 2010 in Deutschland umgesetzt wurden, stehen Umsätze von 5,5 Milliarden Euro in China und fast 15 Milliarden Euro in den USA gegenüber. Ein Erfolg, der immer stärker seinen Tribut fordert: Die zunehmend um sich greifende „Buy American“-Politik in den USA führt – ähnlich wie beim China-Geschäft – zu einem schleichenden Technologietransfer. Siemens gibt inzwischen ein Drittel seiner Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in den USA aus. Norman Hanert


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