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08.10.11 / Hitler sitzt immer mit am Tisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Moment mal!
Hitler sitzt immer mit am Tisch
von Klaus Rainer Röhl

Letzte Woche hatte Fernseh-Moderator Frank Plasberg von „Hart aber fair!“ Leute eingeladen, um noch ein letztes Mal vor der Abstimmung im Bundestag über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms EFSF II auf 780 Milliarden Euro zu plaudern. Das sei eine wichtige Entscheidung, sagte er. Fein beobachtet. Es ging um die Bürgschaft Deutschlands für insgesamt 211 Milliarden Euro. Keiner hat so viel Geld, nicht mal die Familie Onassis, aber wenn sie es hätten, würden sie nicht bürgen. Deutschland aber bürgt. Manchmal schwirrt einem der Kopf, und man denkt, die spielen da bloß Monopoly. Spielen tun sie tatsächlich, aber mit echtem Geld. Das versteht niemand. Die meisten Deutschen, nämlich 72,2 Prozent der vom Plasberg dazu Befragten, lehnten die Bürgschaft ab. Drei Tage später, am Donnerstag, dem 29. September 2011, nahm der Bundestag den Gesetzentwurf an. Angela Merkel brauchte dazu nicht einmal mehr die ihr bereitwillig angebotenen Stimmen der SPD und der Grünen, ihre eigene Mehrheit, die Kanzlermehrheit, war nie wirklich in Gefahr: Obwohl es 15 der entschlossenen Rebellen im Lager der CDU, CSU und der FDP gegeben hatte, die dagegen stimmten oder sich enthielten, konnten die anderen „Abweichler“ zurück­gepfiffen werden. Der von der SPD beherrschte Bundesrat segnete das Vabanque-Spiel inzwischen ebenfalls ab. Nun können wir nur noch beten, dass die Bürgschaft nie in Anspruch genommen wird. Sicher ist das nicht – sonst würde es nicht so oft betont werden.

Aber was ist mit der Mehrheit der Deutschen, jenen 72,2 Prozent, die die neue Milliardenbürgschaft nicht wollten? Pech gehabt, sagen die Zyniker, die gern mal kein Blatt vor den Mund nehmen, so funktioniert nun einmal Demokratie. Die Abgeordneten sind frei und nur ihrem Gewissen verpflichtet. Einmal in vier Jahren wird ja gewählt, sollen doch die Rebellen gegen Frau Merkel und ihren Rettungsplan und die vielen anderen Deutschen doch eine eigene Partei gründen und beim nächsten Mal diese wählen. Das wäre dann allerdings, dreimal durften alle in der Diskussionsrunde schlucken, eine – oh Gott! –„rechtspopulistische“ Partei, wie sie überall in Europa auf dem Vormarsch sei, von Finnland bis zur Schweiz. Nur nicht in Deutschland.

Und dann kam etwas Unerwartetes: „Ich zeig Ihnen mal was“, sagte Plasberg zu den verdutzten Diskussionsteilnehmern, und ich denke, ich sehe nicht recht – als hätte der Moderator das Schlusskapitel meines neuen Sarrazin-Buchs schon gelesen – flimmert da, am helllichten Abend, eine Fotomontage über eine neue demokratische Partei über den Bildschirm, zu schön, um wahr zu sein. Vom Baron zu Guttenberg bis zu Sarrazin, von Paul Kirchhof zu Roland Koch bis Friedrich Merz bis zum ohne Begründung, aber unter Protest verschwundenen Bundespräsidenten Horst Köhler, alles kluge, sehr geschätzte und erfahrene Männer, die in den letzten Jahren von der Merkel-Administration sanft aus dem Verkehr gezogen wurden.

Eine neue demokratische Partei für die deutschen „Euro-Skeptiker“. Die, die diesen Namen als Schimpfwort erfanden, haben sicher nicht daran gedacht, dass skeptomai nichts weiter heißt als „nachdenken“. Die Nachdenklichen haben seit langem eine ziemlich solide Mehrheit in der Bevölkerung. Von den Wählern der Piratenpartei fühlten sich nach einer Forsa-Umfrage 81 Prozent von keiner der bestehenden Partei mehr vertreten. So wählten sie, besonders Jugendliche und Erstwähler, aus Frust und Jux die Spaßpartei der Piraten. Die große, schweigende Opposition der Nachdenklichen hat also, wenn es Ernst wird, keine Partei, die sie vertritt, wie es sie überall in Europa gibt, von Finnland bis Österreich. Nur nicht in Deutschland.

Und das hat seinen Grund, den das Mitglied der „Stern“-Chefredaktion Ulrich Jörges in der gleichen Sendung von „Hart, aber fair“ offen und nicht ohne Zynismus aussprach: „Jedesmal, wenn sich Leute zusammensetzen, um eine solche Partei zu gründen, sitzt Hitler mit am Tisch. Und das ist gut so.“

Das wollen wir doch mal hinterfragen: Warum kommen die nachdenklichen Deutschen und die nachdenklichen Vordenker nie zu einer Partei zusammen? Hat da irgendjemand mit den Verbrechen der Nationalsozialisten was am Hut? Sitzt da wirklich Hitler mit am Tisch oder jemand ganz anders? Und wer hat ein massives Interesse daran, eine demokratische Rechte in Deutschland zu verhindern?

Tatsächlich sitzt eher die Antifa mit am Tisch. Schickt ihre Krawall- und Schläger-Kommandos los, die bei jedem Ansatz einer nationalen Diskussion in Marsch gesetzt werden. Die selbst Sarrazin-Lesungen zum Abbruch zwangen, ja schon Auftritte Martin Walsers verhinderten, als seine politischen Ansichten für nicht korrekt erklärt worden waren. Schon die erste Dis­kussionsveranstaltung der prominenten, aber ängstlichen Nachdenklichen würde von den Rollkommandos besetzt. Wie immer.

Immer, wenn in Deutschland einer den Mund aufmacht und aus der Front der politisch Korrekten ausscheidet, wird er gejagt. Von einer Gruppe, die sich Antifa nennt. Der Begriff ist in Italien entstanden. Gegen die mit schwarzen Hemden uniformierten „Faschisten“ (= aus fasci di combattimento, ein Kampfbund von Kriegsteilnehmern) bildete sich unter kommunistischer Initiative schon 1922 ein „antifaschistisches“ Bündnis, konnte aber den Sieg Mussolinis im Oktober nicht verhindern. Die antifaschistischen Gruppen wirkten von Paris aus weiter, erfolglos. Ab Juni 1929 soll nach dem Willen Stalins und seiner „Internationale“ in Moskau der „Antifaschismus“ zu einer Waffe werden, um den Kommunisten zu größeren Erfolgen zu verhelfen. Dann folgte der Angriff Hitlers gegen die Sowjetunion. Die sowjetische Propaganda, die eben noch im Bündnis mit Hitler Polen überfallen hatte und die „westlichen Kriegstreiber“ angegriffen hatte, erklärte die Alliierten über Nacht zu Verbündeten einer „antifaschistisch-demokratischen Einheitsfront“.

Nach dem Ende des Krieges begann die Sowjetunion sogleich, den ihr in Jalta zugesprochenen Teil Europas in kommunistische Satellitenstaaten umzuwandeln. Im ersten Stadium dieser Gleichschaltung wurden sogenannte „antifaschistisch-demokratische“ Koalitionsregierungen gebildet, was den Völkern Osteuropas und vor allem den Westmächten suggerieren sollte, hier seien ähnliche Bündnisse zwischen Demokraten und Kommunisten möglich wie im Krieg gegen Hitler. Als der Westen das durchschaute, war es bereits zu spät. Der Ostblock war in der Hand der Kommunisten, auch der deutsche Anteil an Stalins Kriegsbeute, genannt DDR.

Sie bezeichnete sich als antifaschistisch, nannte deshalb auch die in der ganzen Welt verabscheute Mauer ihren „antifaschistischen Schutzwall“. Alles schon vergessen, liebe Genossen von der Linken? Die dreimal umgetaufte SED, nunmehr als die Partei „Die Linke“, steht immer fest an der Spitze des Kampfs gegen den „Rechtspopulisten“. Die Presse mit „Spiegel“, „Stern“ und all ihren Mitläufern immer mit dabei.

Also: Gegen Hitler mit Stalin? Gegen „Rechtspopulisten“ mit Stalin-Verehrerin Sahra Wagenknecht und den Schlägern der Antifa? Nein, Herr Jörges: Bei der Gründung einer neuen demokratischen Partei sitzt nicht Hitler, sondern Stalin mit am Tisch. Denken Sie nach. Ein Blick ins „Stern“-Archiv hilft.

Neues von K. R. Röhl: „Höre Deutschland: Wir schaffen uns nicht ab“, Universitas.


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