26.04.2024

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22.10.11 / Der Feind in uns

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

Der Feind in uns
von Rebecca Bellano

In der Haut von Josef Ackermann möchte derweil wohl kaum jemand stecken. Würde eine Castingshow derzeit die am meisten gehasste Person Deutschlands suchen, der Schweizer hätte wohl die besten Aussichten auf den Sieg. Allenfalls der derzeit vor Gericht stehende mutmaßliche Kindermörder Martin N. könnte ihm den Rang ablaufen. Egal ob Medien, linke Parteien und Gewerkschaften oder die Protagonisten in und um Brüssel, alle sehen ihn als Personifizierung der jetzigen Krise. „Es geht gegen die Banken, gegen die finanziellen Machthaber im System“, erklärte so auch der Sprecher der Bewegung „Occupy Frankfurt“, dem deutschen Ableger der aus den USA herübergeschwabbten Anti-Kapitalismus-Proteste.

Auch wenn es derzeit nicht en vogue ist, sich für Ackermann in die Bresche zu werfen, so scheint der Mann doch im Moment offenbar einer der wenigen zu sein, der noch bei Verstand ist. Denn, und da hat Ackermann völlig Recht, was wir jetzt haben, ist keine Bankenkrise, es ist eine Staatenkrise, die über die Staatsanleihen nur auf die Banken überschwappt.

Und man fragt sich, ob diejenigen, die diese Protestler unterstützen, ihr Erspartes beispielsweise daheim im Sparschwein aufbewahren, oder stellen sie es gar zinsfrei den Banken und Versicherungen für deren gesamtwirtschaftliche Aufgabe zur Verfügung? Wohl kaum! Denn jeder, der vom Lohn für seine Arbeit ein paar Euro zur Seite gelegt hat, will, wenn er sein Geld anlegt, dafür Zinsen. Nur so wächst sein Vermögen und nur so kann er sich Dinge leisten, die er benötigt oder sich wünscht. Zwar sind die Deutschen kein Volk der Aktionäre, aber so mancher spekuliert doch im Kleinen ganz gerne mal an der Börse, klagt, wenn es schief geht und kauft sich beispielsweise ein größeres Auto als sonst dringend gewesen wäre, wenn es gut lief.

Und so mancher Rentner schipperte dank des Geldes seiner fällig gewordenen Lebensversicherung mit der „Aida“ durchs Mittelmeer oder die Karibik. Demzufolge sind wir alle „die Banken“, denn diese arbeiten ja auch mit unserem Geld, was wir ihnen nicht umsonst zur Verfügung stellen. Und selbst die bei den Banken verschuldeten Kreditnehmer sind „die Banken“, denn sie erhielten nur die Kredite, weil die Banken mit ihren Gewinnen Geld von Investoren anlocken konnte.

Außerdem schwimmen „die Banken“, wie zahlreiche Medienberichte allein der letzten Tage beweisen, alles andere als im Geld. Sie befinden sich sogar aufgrund der verschiedenen Krisen der letzten Jahre, die sie ohne Zweifel mit ihrer Geschäftspolitik zum Teil mit verursacht haben − unter anderem weil wir als Anleger eine immer höhere Rendite wollten − in Bedrängnis. Wer derzeit die „Macht der Banken“ kritisiert, hat offenbar nicht mitbekommen, dass viele gerade aufgrund der von den überschuldeten Staaten verursachten Krise vom Untergang bedroht sind − und mit ihnen unser Geld.


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