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22.10.11 / Schöpferische Existenz / Zeichnungen von Friedrich Wilhelm IV. bald online

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

Schöpferische Existenz
Zeichnungen von Friedrich Wilhelm IV. bald online

Er galt als der Romantiker auf dem Preußen-Thron. Seine Leidenschaft galt der Architektur. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795–1861) hat bei jeder Gelegenheit zum Zeichenstift gegriffen und seinen Architekten Vorschläge gemacht. In Karl Fried-rich Schinkel sah er einen Richtungsweiser, dessen Nachfolger eher als Erfüllungsgehilfen. Schinkel selbst befand: „Er war mit den höchsten Naturgaben und der edelsten Gesinnung ausgestattet, stellte mir die geistreichsten Aufgaben fast in allen Abteilungen der Kunst, und was von mir hierin gefördert wurde, das beurteilte er mit der geistreichsten Kritik, modifizierte es noch und stellte es endgültig fest.“ Der König selbst gab sich bescheiden: „Hier haben Sie mein Geschmier“, soll er gesagt haben, „jetzt bringen Sie Vernunft hinein.“

Entstanden sind die Skizzen und Visionen oft ganz nebenbei, auf Tischkarten oder Tagesordnungen. Seine Gemahlin Elisabeth von Bayern aber sammelte sie und verwahrte sie in der Schlossbibliothek. Heute befindet sich der größte Teil des Nachlasses mit über 4300 oft auch beidseitig mit Bildern versehenen Blättern in der Graphischen Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Dort verfolgt man seit 2006 das Projekt, die etwa 7300 Katalognummern für einen wissenschaftlichen und frei zugänglichen Online-Bestandskatalog zu erfassen. Geplant ist, diese Aufgabe bis 2013 erfüllt zu haben.

Jörg Meiner, wissenschaftlicher Leiter des Katalogprojekts, erläutert die Bedeutung der Blätter, die sich nicht unbedingt durch künstlerische Qualität auszeichnen, für die Kunstgeschichte: „Friedrich Wilhelm IV. verkürzte und verdichtete in seinen Skizzen Mitteilungen und Selbstreflexionen, die auf dem zufällig vorhandenen Papier zum prospekthaften Bild wurden. Mit dem Bleistift und der Feder ordnete, bereicherte und kommentierte der Kronprinz und König die Welt, seine Welt – durch Architekturen, Landschaften, Figuren, Ornamente oder Kostüme. Die Zeichnung war ihm gleichsam ein Medium zur Vergewisserung seiner schöpferischen Existenz als Landesherr, der umfassend für sein Volk und sein Haus tätig ist.“ Mit diesen Zeichnungen ließen sich, so Meiner, „sein politisches Wirken und nicht zuletzt seine psychische Disposition genauer erhellen“. Silke Osman


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