23.04.2024

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22.10.11 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

beginnen wir heute mit dem Brief einer Leserin, die sich selber als „eines der letzten ostpreußischen Küken“ bezeichnet – wenn man es genau nimmt, müsste man „Keuchel“ oder „Kiekel“ sagen, denn so nannte man ja bei uns die flaumigen Federbällchen. Ob Küken oder Kiekel: Heute ist der Nachwuchs längst ausgewachsen und beschäftigt sich nun ausführlich mit dem Stall, aus dem er stammt, also mit der eigenen Familiengeschichte. Oft leider mit Verspätung, wie auch Frau Jutta Herrmann aus Ganderkesee eingestehen muss. „Erst hat man keine Fragen, aber wenn die Fragen kommen, keinen mehr für die Antworten“, resümiert Frau Herrmann, die nun hofft, diese aus unserem Leserkreis zu erhalten. Was allerdings auch fraglich ist, denn ihre Hauptfrage geht sehr weit in die Vergangenheit zurück, bis in das 18. Jahrhundert. Es handelt sich um ihren Ururururgroßvater, den Regimentstrompeter Johann Friedrich Schmidt. „Im Laufe der Jahre habe ich viel herausgefunden, aber in diesem Fall scheint die Welt mit Brettern vernagelt“, schreibt Jutta Herrmann. „Wie schwierig sich die Suche wegen seiner Militärzugehörigkeit gestalten würde, stellte sich erst nach und nach heraus: Regiments-Stammrollen gibt es keine mehr, auch im Heiratseintrag fand ich keinen Hinweis. Ebenso erfolglos war die Suche in noch vorhandenen Kirchenbüchern in Orten, in denen gemäß Preußischer Cantonsregelung das Regiment seinen Nachwuchs rekrutierte. Weiteres Forschen in Teilen des Kreises Insterburg käme der berühmten Nadel im Heuhaufen gleich. Kurz: Ich bin mit meinem Latein am Ende, aber kapitulieren mag ich noch nicht. Meine ganze Hoffnung ist jetzt die Ostpreußische Familie, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Es müsste sie doch noch geben, irgendwelche Nachkommen aus entfernten Familienzweigen, von denen ich nur wenig oder gar nichts weiß.“ Also probieren wir es mal.

Der Trompeter Johann Friedrich Schmidt, *1775/76, vom Dragonerregiment Nr. 5 von Esebeck, 2. Westpreußisches, heiratete 1802 in Insterburg die Salzburgerin Charlotte Louisa Lehnert und starb ebenda 1816. Sie hatten mindestens zwei Kinder: Justine Henriette, *1802, und Carl Friedrich, *1810, der zweimal verheiratet war. Als Nachfahrin aus erster Ehe könnten noch leben: Gertraud geborene Schober 1944/45 in Schön Nuhr, Kreis Wehlau. Aus zweiter Ehe stammte Sohn Louis Carl Gustav, *1850 in Angerburg. Seine Kinder wurden alle in Königsberg geboren: Felix, *1878, Organist, Adele, *1880, und Helene Meyer, *1882, deren 1912 geborene Tochter Pfarrgehilfin war. Offen ist immer noch, wo Johann Friedrich Schmidt geboren wurde, wer seine Eltern waren. Seine Regimentszugehörigkeit legt eine Herkunft aus dem nördlichen Ostpreußen, aus dem Raum Ragnit–Schirwindt–Pillkallen–Stallupönen nahe. Aus Insterburg stammt er definitiv nicht. Frau Herrmann wäre für jeden Hinweis dankbar. (Jutta Herrmann, Ziegelweg 27 in 27777 Ganderkesee, Telefon 04223/708688, E-Mail: jd.hermann@gmx.de)

„Wie oft ist schon durch die Ostpreußische Familie der Stein ins Rollen gekommen“ – so lässt Frau Herrmann ihren Brief ausklingen. Im Falle von Frau Waltraud Schlüter aus Wuppertal war es nicht nur ein Stein, da setzte sich schon eine kleine Lawine in Bewegung. Diese erfreuliche Nachricht erreichte uns in diesen Tagen und wir sind natürlich froh, dass sich für Frau Schlüter das erfüllt hat, was sie sich mit ihrer Suchfrage, die wir in Folge 34 veröffentlichten, so sehr wünschte: Die Ostpreußische Familie bringt Licht in die Vergangenheit. Als Nachkriegskind wuss­te sie viel zu wenig von der masurischen Heimat ihrer Vorfahren, sie hatte versucht, auf alten Landkarten die Orte zu finden, die in ihrer Familiengeschichte auftauchen: Wielitzken, Millau, Lobkau – einige konnte sie entdecken, andere nicht. Und da sie auch kaum etwas über ihre mütterliche Linie wusste, hoffte sie, dass sich auch in Familienfragen etwas Positives ergab. Dass sich in diesem Fall etwas tat, bemerkte ich schon an einigen Zuschriften, die ich von Lesern erhielt und weiterleiten konnte. Nun kam von ihr die Bestätigung, und sie überraschte mich doch sehr. Frau Schlüter schreibt merklich bewegt: „Erfreut kann ich berichten, dass ich über fünf Informanten Interessantes für mich erhalten habe. Ich danke allen! Zwei angeheiratete Tanten trugen ebenfalls dazu bei, als ich sie besuchte. Sie lebten noch in Masuren bis zur Flucht.“ Nun hat sich also das Dunkel, das über ihrer mütterlichen Linie lag, für sie erhellt. Ihr Großvater Gottlieb Dzierma wurde 1878 in Millewen, Kreis Lyck geboren. Noch vor dem Ersten Weltkrieg lebte er in Westfalen, arbeitete in einer Gießerei in Hemer. 1904 heiratete er eine Frau aus seiner Heimat, Marie Mrowka, in Gevelsberg. Sie liebte das Landleben, wünschte sich Hühner und anderes Viehzeug. So zog die Familie in das Heimatdorf von Gottlieb Dzierma, nach Millewen, die jüngsten Kinder wurden dort geboren. Bei den Angaben, die Frau Schlüter in ihrer Suchfrage gemacht hat, unterliefen ihr einige Irrtümer bezüglich der Ortsnamen, weil sie diese in den alten Urkunden nicht richtig lesen konnte – wer kennt nicht dieses Problem! –, aber es würde hier zu weit führen, auf die einzelnen Personen einzugehen. Die vielen Namen und Daten beweisen, dass sich ihr Wunsch erfüllt hat, sie weiß nun mehr über ihre Familie und die Heimat ihrer Vorfahren. Und wenn sie in einem selbst verfassten Gedicht bekundet „dass sie nun was zum Anlehnen hat“ und „darum Freude bekunden darf“, so freuen wir uns mit. Ich danke allen, die zu diesem schönen Erfolg beigetragen haben.

Den hätte sich auch Frau Margot Schittko gewünscht, als sie sich an uns wandte, um das Schicksal ihres Vaters zu klären. Der aus Osterode stammende Erich Schittko blieb als Angehöriger des Volkssturms in seiner Heimatstadt und gilt seit Ende Januar 1945 als vermisst. Niemand konnte bisher den geringsten Hinweis auf seinen Verbleib geben, auch nicht unsere Leserinnen und Leser, nachdem wir die Suchfrage seiner Tochter in Folge 23 veröffentlicht hatten. Trotzdem bedankt sich Frau Schittko für die Veröffentlichung und meint, dass das Schicksal ihres Vaters wohl immer im Dunkeln bleiben wird. So schnell geben wir nicht auf, zumal der Name des Gesuchten nicht ganz richtig angegeben war: Schittke statt Schittko. Entschuldigung, aber bei handschriftlichen Mitteilungen ist eine Verwechslung leicht möglich, und deshalb bitte ich immer wieder, Namen in Druckbuchstaben oder maschinell geschrieben anzugeben. Also wiederholen wir noch einmal die Suchfrage: Wer ist Erich Schittko am 20. Januar 1945 in Osterode begegnet oder war später mit ihm zusammen? Er wollte von der Wohnung seiner Schwester in der Erich-Koch-Straße in seine eigene in der Spangenbergstraße 3 gehen – und verschwand spurlos. (Margot Schittko, Adelheidstraße 93 in 65185 Wiesbaden, Telefon 0611/3415874.)

Familienforschung haben wir heute sogar im Angebot! Das gibt Frau Dr. rer. nat. Christel Hagendorff aus Düren ab, denn sie fand kürzlich bei Durchsicht ihrer Unterlagen eine Liste mit Namen aus ihrer väterlichen Linie. Frau Dr. Hagendorff ist eine geborene Danders, die Familie stammt aus der Elchniederung, sie selber wurde in Kaukehmen (später Kuckerneese) geboren. Ihre Großmutter bewirtschaftete nach dem frühen Tod ihres Mannes ein Hofgut in Wietzischken (Gilgetal), das sie leider im Ersten Weltkrieg verkaufte. Die Enkelin wuchs nicht in der Niederung, sondern in Königsberg auf, wo sie später Chemie studierte. Bei einem nachfassenden Telefongespräch stellten wir fest, dass wir dieselbe Schule besuchten, nämlich das Bismarck-Oberlyzeum, allerdings einige Jahre getrennt. Auf diesem Wege, wenn auch reichlich spät, einen herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag, liebe Christel. Nun aber zu besagter Liste, die sie vor einigen Jahren von einem ehemaligen Studienkollegen, der aus Ragnit stammte und die Namen bei der eigenen Familienforschung gefunden hatte, zugesandt bekam. Sie enthält 15 „Danders“ mit den Geburtsnamen der zahlreichen Kinder, die meist im Abstand von zwei bis drei Jahren geboren wurden. Alle aufgeführten Danders wurden in Puiken (Boyken), Kreis Ragnit getauft. Die Liste dürfte für Familienforscher aus dem nördlichen Ostpreußen interessant sein, denn sie erfasst die zwischen 1751 und 1819 unter diesem Namen Geborenen. Frau Dr. Hagendorffs direkte Vorfahren reichen allerdings nur bis zu dem 1821 geborenen Urgroßvater zurück. Von ehemaligen Verwandten aus der Niederung ist ihr noch der Name von Elisabeth Schapals geborene Ber­czinn in Erinnerung, die Hebamme in Kaukehmen war. Interessenten für die Liste können sich gerne an Frau Dr. Hagendorff wenden, sie wird ihnen umgehend eine Kopie zusenden. (Dr. Christel Hagendorff, Schubertweg 4 in 52349 Düren, Telefon 02421/501838.)

Und nun zu unserem heutigen Bild, das man als Symbol für unsere Familienforschung betrachten kann, denn so könnte wohl mancher unserer Vorfahren ausgesehen haben oder man hätte es sich gewünscht. Jedenfalls könnte ich eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem Großvater entdecken, aber er ist es leider nicht. Dann hätte ich den Wunsch von Frau Edda Siebenhaar aus Haßfurt mühelos erfüllen können, die sich mit der Frage „Können Sie mir anhand des Bildes sagen, wer der Herr auf dem Bilde ist?“ an uns wendet. Das dürfte wohl auch kaum jemand aus unserer Ostpreußischen Familie, denn es ist sogar fraglich, ob sie überhaupt unseren Leserkreis betrifft. Denn die weiteren Angaben von Frau Siebenhaar sind vage und lassen nur die Vermutung zu, dass das Bild in Königsberg gemalt wurde und einen Bürger der Stadt zeigt. „Es ist ein Aquarell. Meine Schwiegerleute stammten aus Königsberg beziehungsweise Cottbus, geboren 1907. Wir hatten einen Maler, Biermann, in der Verwandtschaft meines Mannes, dessen Gemälde wohl in der Nationalgalerie in Berlin sein sollen nach Erzählung der Schwiegerleute, die leider verstorben sind. Für eine Info wäre ich dankbar.“ Es bliebe also als einziger Hinweis auf die Herkunft des Aquarells nur die Tatsache, dass Frau Siebenhaars Schwiegereltern zeitweise in Königsberg gelebt haben. Das führt uns schon weiter, denn das Gemälde ist mit „Zenke“ signiert, und der Maler und Kunsterzieher Richard Zenke hat zehn Jahre lang in Königsberg gelebt. 1935 kam der gebürtige Pommer an den Pregel und war als Zeichenlehrer an der Vorstädtischen Oberrealschule pädagogisch tätig, machte sich aber als Kunstmaler, vor allem als Porträtist, einen Namen. In Königsberg begann seine eigentliche künstlerische Schaffensperiode, denn er liebte das Samland und die See, hatte sogar in Loppönen an der Steilküste ein Holzhaus. Zenke blieb auch in Königsberg, als ihm eine Professur an der Lehrerhochschule in Elbing angeboten wurde. 1941 kam er zur Wehrmacht, seine Frau flüchtete 1945 mit den vier Kindern nach Rügenwalde. Richard Zenke starb nach einem erfolgreichen Leben als Kunsterzieher und Maler 1980 in Hamm an der Sieg. Wenn das Bild in seinen Königsberger Jahren entstanden ist, kann man also die Zeit von 1935 bis 1941 eingrenzen. Einige seiner Porträts sind noch heute im Privatbesitz. Das nun von Frau Siebenhaar entdeckte dürfte wohl auch für die Nachkommen des Malers interessant sein. Vor allem für seine Tochter Renate Zenke-Mortensen, die heute auf der dänischen Nordseeinsel Fanö lebt und als vielseitige Künstlerin tätig ist. Soweit also in Kürze einige Informationen über den Maler. Ob jemand zu dem Bild etwas sagen kann oder sogar glaubt, zu wissen, wer der Porträtierte ist – das wäre allerdings das Nonplusultra. (Edda Siebenhaar, Altensteiner Weg 5 in 97237 Haßfurt, Telefon 09521/7507.)

Eure Ruth Geede


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