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05.11.11 / Die Hölle Asiens / In Nordkoreas Lagern leiden schätzungsweise 200000 Menschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-11 vom 05. November 2011

Die Hölle Asiens
In Nordkoreas Lagern leiden schätzungsweise 200000 Menschen

Im Gulag des stalinistisch regierten Nordkorea leiden schätzungsweise 200000 Menschen. Bekannt sind sechs große Stammlager und über 100 Nebenlager. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mitteilt, werden die Lager weiter ausgebaut. Das bewiesen Satellitenfotos, erklärte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Die Gefangenen verrichten unter brutalen Bedingungen Zwangsarbeit. Um nicht zu verhungern, vertilgen sie Ratten, Frösche, Schlangen, Insekten und in ihrer Verzweiflung sogar Fäkalien. Foltermethoden wie die sogenannte „Tauben-Folter“, das Abschneiden von Fingern und das mutwillige Zufügen von Verbrennungen sind laut IGFM an der Tagesordnung. Auch Kinder werden in dem Lagersystem als Arbeitssklaven gehalten, erklärte Lessenthin.

Der ehemalige Gulag-Gefangene und Präsident der Hilfsorganisation „Free NK Gulag“, Kim Tae Jin, wies darauf hin, dass auch in großem Stile Sippenhaft praktiziert wird. Während seiner Haft habe er viele kennengelernt, die nur wegen des „Fehlers“ eines Verwandten eingesperrt worden seien. Viele wüss­ten auch gar nicht, warum man sie inhaftiert habe. Kim Tae Jin rief dazu auf, die Leiden der Nordkoreaner nicht zu vergessen: „Für mich ist es ein großes Verbrechen, wenn man diese Tatsachen ignoriert.“

Auf Nachfrage der PAZ zur Situation der hungernden Kinder im Land erklärte Kim Tae Jin: „Ich war einmal Zeuge, wie ein Soldat einem kleinen Mädchen ein Stück Brot gab, doch es war schon zu schwach, um es noch essen zu können. Eine Anzahl anderer Kinder wartete nur darauf, dass der Soldat weggeht, um das Brot nehmen zu können.“ IGFM-Sprecher Lessenthin erklärte, in diesem Jahr bahne sich erneut eine Hungerkatastrophe großen Ausmaßes an. Viele Kinder in Nordkorea seien kleinwüchsig und krank nur durch Hunger.

Der Koreaner Oh Kil-Nam berichtete über die Verschleppung seiner Frau, die einmal als Krankenschwester in Deutschland gearbeitet hatte, und der beiden Töchter in ein nordkoreanisches Arbeitslager. Seit 25 Jahren bemüht er sich um eine Familienzusammenführung. Die letzten Nachrichten von seinen Angehörigen stammen aus dem Jahr 1991. Die IGFM hat eine Mahnwache vor der Botschaft Nordkoreas in der Berliner Glinkastraße abgehalten. Erika Steinbach, die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, versprach, sich zugunsten der Familie an das Auswärtige Amt zu wenden.

Das Regime in Pjöngjang, gedeckt durch China, hält das Land mit rund 20 Millionen Einwohnern weiter hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt. Eine Flucht nach Südkorea ist fast unmöglich. Immer wieder aber können Menschen nach China fliehen, wo sie sich illegal aufhalten und von Rückführung bedroht sind. Nicht wenige schaffen es inzwischen aber, sich durch ganz China durchzuschlagen. Wie Lessenthin mitteilte, nimmt Thailand vorbehaltlos nordkoreanische Flüchtlinge auf. Während man 2004 erst 40 Nordkoreaner in Thailand als Asylsuchende registriert habe, seien es 2010 bereits 2482 gewesen. Michael Leh


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