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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-11 vom 05. November 2011
Windbegeisterung flaut ab Das erste treibhausgasfreie Hybridkraftwerk der Welt geht nahe dem brandenburgischen Prenzlau ans Netz. Bei der Anlage handelt es sich um eine Kopplung von Windkraftanlage und Wasserstoffgewinnung. Während Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den technologischen „Quantensprung“ feiert, droht seinem rot-roten Bündnis ein energiepolitischer Offenbarungseid: Wirtschaftsminister Ralf Christophers (Linke) muss notgedrungen von seinen ehrgeizigen Klimazielen wieder abrücken. Auch in windarmen Zeiten liefert das neue, 21 Millionen Euro teure Kraftwerk Strom und überbrückt damit den wohl größten Nachteil der Windkraft. Das Gemeinschaftsprojekt des Energieversorgers Enertrag, des Mineralölkonzerns Total, des Stromkonzerns Vattenfall und der Deutschen Bahn gilt über Brandenburg hinaus als Vorzeigeprojekt. Bei viel Wind nutzt die Anlage die überschüssige Energie mithilfe der Hydrolyse zur Wasserstoffproduktion. Der Wasserstoff kann bei Flaute verbrannt werden und so Strom oder Energie für Wasserstofffahrzeuge an Berliner Tankstellen liefern. Die Leistung des neuen Kraftwerks ist mit sechs Megawatt eingeplant. Kohlekraftwerke der neusten Generation wie der Typ „50plus“, den der Versorger Eon in Deutschland plant, sind hingegen auf 400 Megawatt ausgelegt. Die geringe Ausbeute des neuen Hybridkraftwerkes bereitet Brandenburgs Wirtschaftsminister Kopfschmerzen. Christophers plant eine Neuauflage der bisherigen Energiestrategie. Seine Partei sucht nun nach einer Idee, wie sie ein Abrücken von bisherigen Einsparzielen beim Kohlendioxidausstoß rechtfertigen kann. Statt einer Festlegung auf einen reduzierten CO2-Ausstoß im Jahr 2030 soll nun ein Zielkorridor festgelegt werden. Außerdem müssten Stromexporte aus Lausitzer Braunkohle den importierenden Bundesländern zugeschlagen werden, argumentiert die Linkspartei nun. Im Jahre 2009 hatte sie sich gegen neuen Kohletagebau und damit gegen langfristige Kohleverstromung gewandt. Mit dem neuen Kurs soll mehr Raum für letzteres geschaffen werden. Der Grund: Fachleute bezweifeln, dass die bisherigen Klimaziele auch mit modernsten Anlagenbauten zu erreichen sind. Allein von der oppositionellen CDU gab es nun Lob für die vorbereitete Energiewende: „Es ist richtig, die Klimaschutzziele an die Realitäten in Brandenburg anzupassen“, sagte der Energieexperte der Landes-CDU, Steeven Bretz. Der Neubau sei eben ein „vielversprechender Ansatz“, so Wirtschaftsminister Christophers zur Einweihung – von einer Lösung für eine dauerhaft zuverlässige Energieversorgung sprach er dagegen nicht. SV |
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