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05.11.11 / Facebook und Scharia

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-11 vom 05. November 2011

Moment mal!
Facebook und Scharia
von Klaus Rainer Röhl

Kaum hat man, da muss man. Der von Tunesien seinen Ausgang nehmende Aufstand oder besser gesagt Auflauf jugendlicher Facebook-Nutzer in Nordafrika wurde von deutschen, meist schon etwas älteren, Journalisten und Fernsehreportern geradezu emphatisch begrüßt und ebenso zärtlich wie unscharf Jasmin-Revolution genannt. Später, als der Funken auf Ägypten übersprang, sprach man gleich von einer „Arabellion“. Endlich täte sich was im arabischen Raum, Islam hin, Islam her. Die gemeinsame, globale Welt des Internet ist es, die uns alle eint. Freude schöner Twitterfunken, diesen Kuss der ganzen Welt.

Ich war da skeptisch. Meine Zweifel begannen, als ich die ersten Fernsehbilder der Rebellion in Ägypten und später in Libyen sah. Meist waren nur junge, bärtige Männer auf dem Bildschirm. Wenn Mädchen und Frauen dabei waren, sahen sie (alle) aus wie die Türkenfrauen von Neukölln: zugeknöpft vom Scheitel bis zu Sohle. Das hatte es weder in Tunesien noch in Kairo oder in den Großstädten Libyens gegeben. Kopftuch und Schlabberrock als Demonstration. Als die Rebellion der jungen Facebook-Rebellen in Tunesien begann, habe ich, an dieser Stelle, geschrieben: Wenn die Jungen und Mädchen eines Tages gesiegt haben und die ersten freien Wahlen stattfinden, werden überall radikale Islamisten die Wahlen gewinnen. Und schon ist es aus mit der ganzen Herrlichkeit: Frauen wieder in die Kindbetten und an den Herd und statt der ersehnten demokratischen Rechtsordnung die Scharia.

Nein, sagt die siegreiche tunesische Islamisten-Partei „Ennahdha“ (Wiedergeburt) in Tunis, ganz so weit wollen wir nicht gehen. Noch ist sie in der Nationalversammlung auf die Unterstützung einer der anderen, nicht religiösen Parteien angewiesen. Doch wie lange? Bei den kommenden Parlamentswahlen dürfte die „Wiedergeburt“ endgültig die Mehrheit erreichen. Und dann ist Feierabend fürs Abendland. Die von unseren Medien verniedlichte und verherrlichte „Arabellion“ läuft auf eine massive Stärkung der radikalen Islam-Kräfte hin. Schon hat der „Nationale Übergangsrat“ von Libyen erklärt, die Scharia solle Grundlage des neuen Libyen werden. In Ägypten zeigte eine gewalttätige Massendemonstration der „Muslimbrüder“ auf dem Tahirplatz, wohin die Reise geht – ins Scharia-Land. Als gottgegebenes Gesetz, das zwar interpretiert, aber niemals verändert werden darf, wirkt die Scharia bis in die alltägliche Lebenspraxis der Menschen hinein. Das gilt vor allem für das Strafrecht, das Familien- und Personenstandsrecht. Wird es bald in ganz Nordafrika nach dem Gesetz der Scharia Auspeitschungen für Ehebrecherinnen, abgehackte Hände für Diebe und Todesstrafen für Gotteslästerer geben? Wie in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban und heute noch in Saudi-Arabien? Die mittelalterliche, grausame und frauenfeindliche Scharia – war das das Ziel der Facebook-Revolution?

Facebook ist wertneutral. Es ist ein Kommunikationsnetz wie jedes andere, wie die Briefpost, die Litfaßsäule, das Telefon und die Buschtrommel. Facebook, das für deutsche Teenager nur ein Haufen neuer Freunde und Aufmerksamkeit für jeden Tratsch und Klatsch und Selbstdarstellung der banalsten Intimität bedeutet, wurde in Nordafrika zu einer Waffe, die stärker war als die Panzer und Gefängnisse der Machthaber. Aber das weltweite Netz ist für jeden Totalitarismus offen. Auch Kommunisten und Terroristen nutzen das Internet.

Neu ist, dass das schon jedem Vierzehnjährigen zugängliche Netz auch zur Agitation für den Islam benutzt wird. Tausende deutsche Teenager sind auch ohne Internet schon entzückt. Meist sind es junge Mädchen, die für den Islam schwärmen, in ihrem Gefolge auch junge Männer.

Wie unsere Zeugin Christiane aus der kleinen rheinischen Stadt Unkel: „Vor meiner Begegnung mit dem Islam lebte ich ziemlich ziellos dahin, eigentlich ohne Sinn und Verstand. Mal eine Hasch-Zigarette, ein bisschen ‚Speed‘, ein paar Pillen, ein paar Alko-Pops, und die Jungens wollten immer eigentlich nur das Eine, alles war ziemlich schal und langweilig und leer. Und dann kam er, Mehmet. Er war ein Schüler meiner Klasse, der mir nie aufgefallen war, weil er sehr schüchtern war und nie ausging und eines Tages kamen wir ins Gespräch über den Sinn des Lebens und über Gott. Da erzählte er mir vom Islam. Mehmet nahm mich zum ersten Mal mit in eine Moschee, in die große Al-Aksar- (= Eroberer) Moschee in Dortmund, und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Alles war anders. Mein ganzes Leben hatte sich geändert. Auch das meiner Freunde. Ich erfuhr, dass auch Jungen aus unserer Schule zum Islam übergetreten sind.“

Süßer Vogel Islam. Rekrutierbare Jugend. Wer annimmt, dass nur schwärmerische und labile Jugendliche dem schönen Wahn verfallen, irrt. Auch gestandene Erwachsene geraten ins Schwärmen und lassen sich missionieren. Süßer Vogel Islam. Bittersüß und – giftig. Integration?

Wirkliche Anhänger des Islam integrieren sich nie. Weil der Islam eine Religion ist, die von Anbeginn (ab 650) andere Ziele verfolgte. Nicht Integration oder Toleranz war sein Ziel, sondern Vorherrschaft. Durch Mission, aber auch durch Kriege. In zwei mächtigen militärischen Eroberungszügen drang der Islam, nachdem er in Afrika gesiegt hatte, zuerst 711 nach Spanien vor, die Rückeroberung dauerte viele Jahrhunderte. Später, nach dem Fall Konstantinopels (1453), eroberten die Türken den ganzen Balkan, drangen bis Wien vor. Getreu den Worten des Propheten wurden die unterworfenen Völker entweder zwangsislamisiert oder zu Untertanen zweiter Klasse, zu „Dhimmis“ (Schutzbefohlenen), mit erheblich eingeschränkten Menschenrechten.

Es besteht kein wirklich begründeter Anlass zu der Vermutung, dass sich an der Welteroberungs-Idee des Islam irgend etwas geändert hat. Während der eine Mullah oder Imam mit Engelszungen zu uns redet, ruft ein anderer Prediger, mit hassverzerrter Stimme, oft in der selben Moschee (!) zum bewaffneten Kampf auf und die muslimische Bevölkerung in Europa breitet sich explosionsartig aus. In Spanien, in England, in Frankreich, in den Niederlanden, auch in Deutschland. Hier leben inzwischen sechs Millionen Türken, mit oder ohne deutschen Pass. Die Gäste sind still und freundlich. Die große Menge ist fruchtbar und vermehrt sich, verkauft Gemüse, Joghurt und Lammfleisch an uns und nur selten ziehen ihre arbeitslosen Halbstarken los, um, wie im fast türkischen Berlin-Neukölln, Macht zu demonstrieren. Straße frei!

Wirkliche, mörderische Gewalt trifft nur Abweichler in den eigenen Reihen, vornehmlich Frauen, deren Unterdrückung und weitgehende Rechtlosigkeit sich seit dem siebenten Jahrhundert nicht verändert hat, trotz der Reformen des türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk von 1922. Gerade diese Reformen werden in der Türkei (die sich für den Beitritt in die EU bewirbt!) jetzt von einer breiten Welle des Fundamentalismus überrollt. Seine Anhänger fordern die Wiedereinführung der Scharia. Das Tragen der von Atatürk abgeschafften Kopftücher ist bewusster Ausdruck dieser neuen Radikalität. Auch in Deutschland haben sich Kopftuch und Schlabberrock seit etwa zwölf Jahren lawinenartig ausgebreitet, auch unter türkischen Schülerinnen und Studentinnen. Eine unmissverständliche Demonstration. Keine Mode, wie blauäugige deutsche Mitschüler und Lehrer meinen.

Wenn der süße Vogel Islam wieder durch unsere Medien flattert, laute unsere höfliche, deutsche Antwort: Nein, danke.


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