24.04.2024

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12.11.11 / Kein Herz und keine Seele

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Kein Herz und keine Seele

Die Schwaben drückten es schon immer sprachlich bildhaft aus, wenn ein Zugereister in ihrer Mitte sesshaft wurde. Das galt insbesondere für den Flüchtlingsstrom aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg, als Millionen Deutsche nach der Vertreibung aus ihrer ostdeutschen Heimat im Westen ein neues Zuhause finden mussten und man sie hier als „Reingeschmeckte“ bezeichnete. Nicht anders erging es Italienern, Spaniern und Türken im Wirtschaftswunderland der 1950er und 1960er Jahre, allerdings mit einem Unterschied: Die christlich geprägten Südeuropäer wurden schneller angenommen als die „Kümmeltürken“ mit ihrem Glauben an Allah, ihren Frauen in Kopftüchern, ihren vielen „Ü’s“ in den Familiennamen, ihrer männlichen Dominanz und ihrer fremdländischen Sprache. Hier dauert der Prozess noch an, artet manchmal gar in Feindseligkeiten von beiden Seiten aus. Dies umso mehr, seit radikale Imame und Salafisten offen den Hass auf das Christentum predigen, die Europa islamisieren wollen und seit Recep Tayyip Erdogan, der Regierungschef am Bosporus, das Wort von den „Moscheen als Speerspitzen des Islam“ prägte.

Erdogans Auftritte bei allfälligen Staatsbesuchen triefen von Selbstbewusstsein und Kritik an der deutschen Visa- und Einreisepolitik. Er prangert gar, 50 Jahre nach dem Abkommen beider Länder über die Aufnahme von Gastarbeitern, die deutsche Politik als türkenfeindlich an. Und Staatspräsident Abdullah Gül haute bei seinem Deutschlandbesuch im Herbst in dieselbe Kerbe: „Will Deutschland seinen Wohlstand erhalten, muss es akzeptieren, dass Menschen einwandern.“ Die Deutschen allerdings sagen dazu: „Es fragt sich nur welche?“    JF

 

Zeitzeugen

Mustafa Kemal Atatürk – Der 1881 geborene und 1938 verstorbene Politiker gilt als Begründer der modernen Türkei und Symbolfigur türkischen Selbstbehauptungswillens und Nationalbewusstseins. Er war der erste Präsident der aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik. Der Beiname Atatürk heißt „Vater der Türken“. Kemal schaffte Sultanat und Kalifat ab und richtete die so säkularisierte Türkei nach westlichem Vorbild aus. In seiner Eigenschaft als Soldat wurde er durch den legendären Sieg gegen die Briten um die Vorherrschaft auf den Dardanellen berühmt. Der ehemalige ägyptische Staatspräsident Anwar al-Sadat würdigte Atatürk noch 1982 mit den Worten: „Er war die Quelle des Lichts für jedes Land, das sich gegen den Imperialismus auflehnte und für die Freiheit kämpfte.“

Piri Reis – Eigentlich hieß er Muhidin Piri b. Hace Mehmed (1470–1554) und war der bekannteste Seefahrer des Osmanischen Reiches. Der Admiral verfasste ein in seiner Zeit bedeutendes Buch über die Seefahrt im Mittelmeer und als Kartograf die berühmte, auf Kamelhaut gezeichnete Karte des Piri Reis. Sie zeigt den zentralen Atlantik mit Küstenlinien Westafrikas sowie Nord- und Südamerikas. Trotz seiner Verdienste um die Eroberung Adens und Muskats von den Portugiesen wurde er 1554 auf Befehl Süleymans I., des Prächtigen, in Kairo enthauptet, weil er bei Hormuz vor der Übermacht der portugiesischen Flotte geflohen war. Sein Nachfolger Turgut Reis ging als schrecklichster Pirat des Mittelmeers in die Geschichte ein.

Abdullah Öcalan – Der 1949 geborene PKK-Kämpfer war ehemaliger Vorsitzender der als Terror-organisation eingestuften PKK, die für die Rechte der Kurden gegenüber Ankara eintritt. Er genießt personenkultartige Verehrung und tritt heute für eine friedliche Lösung des Dauerkonflikts ein. Jahrelang befand er sich auf der Flucht, wurde 1999 in Kenia vom türkischen Geheimdienst aufgegriffen. Er wurde wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und später zu lebenslanger Haft begnadigt. Der 15. Februar, der Tag seiner Verhaftung, wird von Kurden als Trauertag betrachtet und mit jährlichen Demonstrationen begangen.


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