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12.11.11 / Im Dunkeln ist gut munkeln / G20 scheitert bewusst beim Kampf gegen »Schattenbanken«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Im Dunkeln ist gut munkeln
G20 scheitert bewusst beim Kampf gegen »Schattenbanken«

Zitat: Seit der Finanzkrise 2008 ist in Medien und Politiker-Reden immer häufiger die Rede von „Schattenbanken“. Diese werden in hohem Maße auch wieder für die gegenwärtige Krise mitverantwortlich gemacht und unter den dürftigen Ergebnissen des jüngsten Treffens der G20 findet sich daher – wie schon beim Treffen in Seoul 2010 – eine Absichtserklärung, diese nebelhaften Wesen irgendwie Regeln zu unterwerfen.

Worum geht es aber? Pauschal gemeint sind Gesellschaften, die nicht den für Banken geltenden Vorschriften unterliegen, deren Tätigkeit sich aber teilweise mit der von Banken überschneidet. Es handelt sich dabei um „Hedge-Fonds“ oder andere spezialisierte Zweck- und Sondergesellschaften. Der Begriff ist so nebulös, dass die G20 als ersten Schritt definieren wollen, für wen oder was die etwaigen Vorschriften überhaupt gelten sollen.

Welch große Gefahrenquelle „Schattenbanken“ sind, wird dadurch illustriert, dass das Geschäftsvolumen dieses Bereichs mittlerweile auf ein Viertel bis ein Drittel des weltweiten Finanzsystems geschätzt wird und in den USA sogar das des gesamten Bankensektors übersteigt – allein in diesem Jahr wurden 200 neue Fonds gegründet. Dass dieses Ausmaß erreicht wurde, liegt just an verschärften Vorschriften für Banken, denn Anlage- und Spekulationskapital sucht sich eben andere Vehikel oder erfindet neue.

Zu den wichtigsten Vorschriften für Banken zählen jene über die Mindesthöhe des Eigenkapitals, um Verluste abzufedern und Anleger zu schützen. Bei „Schattenbanken“ gibt es keine Einlagensicherung, und eben weil sie keine Banken sind, haben sie auch keine Möglichkeit zur Refinanzierung bei der jeweiligen Notenbank. Zusammenbrüche können daher auch gesunde Unternehmen und ganze Länder mit in den Ruin reißen. „Schattenbanken“ sind sogar ein systemisches Risiko, denn sie können dem Kapitalmarkt in großem Stil liquide Mittel entziehen oder mit der „Hebelwirkung“ von „Finanzderivaten“ gigantische Kursbewegungen auslösen – sogar vorsätzlich.

Unmittelbar zum Problemkreis gehören aber auch die „Steueroasen“ – nicht wegen Schwarzgeld, sondern weil sich „Schattenbanken“ wegen der laxen Gesetze dort ansiedeln. Man schießt sich zwar gerne auf die Schweiz und Liechtenstein ein, weil das leicht geht. Aber die wahren Probleme liegen anderswo: Die meisten „Steueroasen“ – Sarkozy hat sie jüngst aufgezählt – genießen den stillschweigenden Schutz von manchen G20-Staaten. Hinter den „Schattenbanken“ stehen meist auch wieder Großbanken oder deren Großaktionäre – anonym selbstverständlich. Und „Staatsfonds“ sind zugleich politische Instrumente. An all dem vermögen keine frommen Erklärungen etwas zu ändern.

Will man aber nicht nur an Symptomen herumdoktern, muss man sich eingestehen, dass die Grundvoraussetzung für das Geschäft der „Schattenbanken“ mit voller Absicht geschaffen wurde: Es ist der weltweit möglichst unkontrollierte Kapital- und Zahlungsverkehr im Dienst der „Globalisierung“.            R. G. Kerschhofer


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