18.04.2024

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12.11.11 / Angeschossenes Raubtier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Angeschossenes Raubtier
von Hans Heckel

Der erste Versuch, die Goldreserven der Bundesbank im Euro-Rettungsschirm EFSF zu versenken, wurde abgewehrt. Die Bundesbank ist unabhängig, das Gold in ihrer Obhut gehört nicht der Bundesregierung, sondern dem deutschen Volk. Zum Glück kann, rein juristisch betrachtet, keine Regierung die Bundesbank dazu zwingen, die 3401 Tonnen des Edelmetalls an die Politik zu übergeben.

Versuche von Politikern, an den Schatz der Deutschen zu gelangen, gab es schon etliche. Die deutschen Währungshüter zeigten sich jedes Mal unbeeindruckt und wussten sich von der Rechtslage gut geschützt. Indes sind im Zuge der „Euro-Rettung“ schon derart viele, angeblich unver­rückbare Rechtsgrundsätze gebrochen worden, dass man sich auf die eindeutige Rechtslage in Sachen Bundesbankreserven nicht mehr ruhigen Gewissens verlassen möchte. Die trübe Taktik ist bekannt: Zunächst wird ein Versuchsballon gestartet, dann dementiert, wie jetzt auch wieder. Später taucht der Vorschlag jedoch noch einmal auf und dann immer wieder, bis er – unter Missachtung von Recht und Gesetz – einfach durchgezogen wird, um „Europa zu retten“.

Dabei handeln die Euro-Retter ebenso unberechenbar wie ein angeschossenes Raubtier: Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, alle ihre Maßnahmen scheitern. Den Grund einzusehen, weigern sie sich, weil sie damit zugeben müssten, seit 20 Jahren auf dem falschen Pfad marschiert zu sein.

Die angeblich so bösen Märkte jedoch wittern den Verwesungsgeruch des kranken, weil auf falschen Annahmen aufgebauten Euro-Systems. Daher können die Rettungssummen so gigantisch ausfallen, wie sie mögen, es nützt nichts. Und deshalb trauen die Kreditgeber auch dem EFSF nicht, weil er nur mehr vom Falschen anbietet, statt einen Ausweg anzubahnen.

Die Akteure geben ihnen allen Anlass zu dem Misstrauen: Der neue EZB-Präsident Mario Draghi hat gleich nach Amtsantritt damit begonnen, weit mehr als sein Vorgänger Staatsschulden der Wackelstaaten zu übernehmen und damit zu Schulden aller Euro-Länder zu machen. Er hilft damit besonders seiner Heimat Italien und unterminiert die Stabilität des Euro weiter.

Vor diesem Hintergrund werden die Goldreserven der Bundesbank immer wichtiger. 140 Milliarden Euro sind sie derzeit wert, das klingt nach wenig. Doch im Zuge eines globalen Zusammenbruchs der fragilen Papierwährungen würden die 3401 Tonnen mit weit mehr zu Buche schlagen. Genau für ein solches Desaster hält Deutschland ja seine Goldreserven, etwa, um dann damit eine neue Währung zu unterlegen. Weil wir es dann so dringend benötigen, darf das Gold auf keinen Fall heute für nichts und wieder nichts verpulvert werden.


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