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12.11.11 / Speis’ und Trank nicht abgeneigt / In der Geschichte sind viele Zeugnisse von Fressgelagen überliefert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Speis’ und Trank nicht abgeneigt
In der Geschichte sind viele Zeugnisse von Fressgelagen überliefert

Eine der seltsamsten Sonderbarkeiten wird noch heute  im Rathaus zu Amsterdam aufbewahrt: Der präparierte Magen des holländischen Admirals van Fluyder. Dieser befehligte im 17. Jahrhundert die Kriegsflotte Hollands, wurde aber weniger wegen seiner kriegerischen Taten bekannt als vielmehr durch die Fähigkeit,  Unmengen von Speisen und Getränken zu verzehren. In seinem Testament bestimmte er, dass seine Leiche der Universität Brügge zur Untersuchung der inneren Organe ausgehändigt, dann aber feierlich bestattet werden solle. So kam es, dass van Fluyders Magen der Nachwelt erhalten blieb. Dieser Admiralsmagen hatte die doppelte Größe eines normalen.

Auch unter den höchsten Potentaten gibt es eine Reihe von berühmten Vielessern. Während der Gefangenschaft von Richard Löwenherz auf dem Trifels verzehrte dieser so viel wie die übrige Besatzung der Burg zusammen. Er musste daher nach seiner Freilassung an Kaiser Heinrich VI. außer dem Lösegeld von 90000 Mark in  Silber noch die Verpflegungskosten in Höhe von 10000 Mark in Silber leisten. Ein burgundischer Edler, Graf Tassilo von Belramor, war ein ähnlich „einnehmender Magenkünstler“. Bei einer Wildschweinjagd bewies er seine Fresslust. Von einem soeben erlegten Hirsch wurden die besten Stücke mürbe geschlagen und gebraten, die für sechs Männer gereicht hätten. Der burgundische Edle verzehrte alles in kurzer Zeit. Dazu trank er klares Quellwasser; er hatte ein Gelübde abgelegt, dem Wein zu entsagen.

Auch Kreuzritter imponierten durch Fressgelage. Mit Staunen sah der Pascha Mehemed-Jussuf, wie der französische Edelmann Pornavel Unmengen von Speisen und Getränken vertilgte. Der Pascha war nun der Annahme, sämtliche Kreuzritter besäßen gemäß solcher Nahrungsaufnahme auch Riesenkräfte, und er ging auf die Bedingungen des Führers des Kreuzritterheeres ein.

Im Heer Wallensteins gab es im Regiment des Obersten Tarpinsky einen ungarischen Soldaten mit Namen Baranyi, der wegen seines kaum stillbaren Hungers nur „Der Fresser“ genannt wurde. In einem Wirtshausstreit wurde er erstochen. Die Anatomie der Prager Universität fand seinen Magen dreimal so groß wie der eines gewöhnlichen Menschen.

Friedrich von Hohenzollern, der erste Kurfürst der Mark Brandenburg, hielt bei seinem Einzug auf der Burg des Ritters von

Beelitz die erste Rast. Der Ritter glaubte sich für den Besuch des hohen Herrn überreichlich mit Speisen und Getränken versehen zu haben. Er musste aber während des Essens erkennen, dass die für den Kurfürsten bestimmten Schüsseln nicht ausreichen würden. In aller Eile ließ der Ritter neue Speisen herrichten. Indes erhob sich der hohe Gast ungeduldig, indem er seiner Begleitung sagte: „Dass die Mark ein armes Land ist, habe ich wohl gewußt. Dass sie aber nicht einmal soviel hervorbringt, um ihren neuen Gebieter zu sättigen, daran glaube ich doch nicht!“ Durch diese Worte schwer beleidigt, schloss sich der Ritter von Beelitz später den Quitzows an und bekämpfte den Kurfürst erbittert. Sein Pech aber war es, dass seine Burg wie auch die der Quitzows in Trümmer geschossen wurde. Wegen verschiedener Morde an reisenden Kaufleuten richtete man diesen Ritter mit dem Schwert hin.             Robert Jung


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