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12.11.11 / Miegel-Feierstunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Miegel-Feierstunde

Anlässlich des 47. Todestages von Agnes Miegel trafen sich über 20 Mitglieder und Gäste der Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf, dem Alterswohnsitz der Dichterin seit 1948, an dem sie 1964 verstarb. Die Vorsitzende Marianne Kopp und Annemete von Vogel lasen abwechselnd Prosa der Heimatdichterin.

Zum Thema „Herbst in Ostpreußen“ unternahmen die Veranstalterinnen eine literarische Reise, die sie durch Landschaften in üppigen Farben führte. Masuren bewegte Miegel schon in früher Jugend. „Kommen alle Blaubeeren aus Masuren?“, schrieb sie, das habe ihre Tante immer behauptet.

Marianne Kopp hielt eine  Gedenkansprache am Grab der Dichterin. Sie erinnerte an den „Geist der Versöhnung“, der Agnes Miegel als Mensch und Dichterin beseelt habe. Dieses Anliegen habe Miegel mit dem ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt geteilt, wie ein gemeinsames Pressefoto und die Berichte der Biografin Anni Piorreck belegen. Demnach habe Brandt vor genau 50 Jahren, am 1. Juni 1961, damals regierender Bürgermeister von Berlin, die zu diesem Zeitpunkt 82-jährige Agnes Miegel in Bad Nenndorf besucht. Schon damals sei die Dichterin von der Presse abwechselnd mit Anerkennung und Schmähung überschüttet worden, betonte Kopp.

Umso mehr stelle sich die Frage, warum es dem SPD-Politiker Brandt, der unter seinem Geburtsnamen Herbert Frahm als Verfolgter des Nazi-Regimes ins Ausland emigrieren musste, ein Anliegen gewesen sei, ausgerechnet einer vermeintlichen „Nazidichterin“ seine Aufwartung zu machen.

Diese Begegnung mit dem Kanzler, der für seinen Kniefall vor dem Ehrenmal für die Helden des Ghettos in Warschau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, belege dessen Verständnis für die Rolle, die Miegel für ihre Leser und Landsleute spiele, ist Kopp überzeugt. Heute zähle die Agnes-Miegel-Gesellschaft 350 Mitglieder, so die Vorsitzende: „Einige sind durch die Kontroversen erst zu uns gestoßen.“           PAZ


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