© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Festes Band
Eine ungewöhnliche Liebe

Liebe im Zeitalter der Weltkriege und darüber hinaus – ein dramatisches Thema, von Alex Capus mit wunderbarer Leichtigkeit und vor authentischer historischer Kulisse in „Léon und Louise“ erzählt. Léon und Louise lernen sich im Ersten Weltkrieg an der Atlantikküste kennen und lieben, werden jedoch durch einen Fliegerangriff auseinandergerissen und halten sich gegenseitig für tot. Erst 1928 treffen sie sich zufällig in Paris wieder, Léon ist inzwischen verheirateter Familienvater; Louise ist ihren eigenen Weg gegangen. Nach einem kurzen Intermezzo nimmt Louise erst wieder 1940 Kontakt auf, als sie im Zweiten Weltkrieg auf dem Weg nach Afrika ist. Nach den Wirren des Krieges kommen sie doch wieder zusammen und obwohl Léons Frau davon weiß, wahren alle den Schein und Léon hält seine Lebensbereiche strikt von einander getrennt. Auch nach dem Tod seiner Frau hält Léon seine Beziehung zu Louise immer vor seiner Familie diskret abgegrenzt.

Diese große Liebe wird aus der Retrospektive von Léons Enkel erzählt, der in die Geschichte auch seine Gedanken über die familiären Eigenheiten einfließen lässt. So werden auch die komischen Situationen, die das Leben unfreiwillig mit sich bringt, von Capus feingeistig geschildert.

Es ist die Kraft der Liebe mit all ihrer Intensität und ihrer Vergänglichkeit, die diesen Roman so einmalig macht. Alex Capus ist es gelungen, einen anspruchsvollen und sehr lesenswerten Roman zu erschaffen, der wunderbar leicht und elegant geschrieben ist. Er lässt den Leser so intensiv die Geschichte von Léon und Louise miterleben, dass man wünschte, sie würde niemals enden.             Britta Heitmann

Alex Capus: „Léon und Louise“, Carl Hanser Verlag, München 2011, geb., 316 Seiten, 19,90 Euro.