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19.11.11 / Gelebter Stolz auf Polen / Vorwiegend linke Krawalle am Nationalfeiertag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Gelebter Stolz auf Polen
Vorwiegend linke Krawalle am Nationalfeiertag

E s hätte ein wunderbar friedliches Familienfest bleiben können: Unter blauem Himmel schien halb Warschau auf den Beinen, um die Militärparade am zentral gelegenen Sächsichen Garten mitzuerleben. Die Weichselstadt hatte sich herausgeputzt am 11. November, dem Unabhängigkeitstag. Die Haupteinkaufsstraße, die elegante „Neue Welt“, war mit Girlanden überspannt, die Busse des Städtischen Verkehrsbetriebes fuhren rot-weiß beflaggt, aus unzähligen Privatwohnungen nicht nur in der Innenstadt hingen polnische Fahnen, an öffentlichen Gebäuden sowieso. Auf dem Pilsudski-Platz waren alle Gattungen der polnischen Armee angetreten, um den im Kampf um Polens Unabhängigkeit Gefallenen die Ehre zu erweisen – am Grab des Unbekannten Soldaten, das in die Nationalfahne gehüllt war.

Staatspräsident Bronislaw Komorowski rief zu Einigkeit und gegenseitiger Wertschätzung im Volk auf: „Diktieren wir nicht anderen, wie sie Polen lieben sollen“ – wie ein Kommentar durch die Blume zu den traditionell bis aufs Blut verfeindeten politischen Lagern Polens. „Seien wir stolz auf unser Polen.“

Hässliche und für polnische Verhältnisse völlig ungewohnte Szenen der Gewalt brachten erst die folgenden Stunden. Gegen 15 Uhr nahm der „Marsch der Unabhängigkeit“ seinen Anfang. National-polnische, patriotisch-katholische Kreise, Pilsudski-Anhänger, ehemalige Kämpfer der Heimatarmee, Anhänger der radikal-nationalistischen „Allpolnischen Jugend“ sowie gewöhnliche Warschauer Familien zogen unter einem Meer von Fahnen durch die Straßen – feierlich und friedlich, wie die PAZ vor Ort beobachten konnte, und mit etwa 15000 Teilnehmern so zahlreich wie nie zuvor.

Sehr zum Unmut ihrer Gegner, die sich in umittelbarer Nähe des Sammelplatzes der Nationalen versammelt hatten – getrennt durch eine martialisch bewaffnete Polizeikette. „Antifaschistische“ Krawallmacher hatten bis nach Berlin um Unterstützung für die Gegendemonstration getrommelt – sogar im provinziellen Potsdam hingen Plakate, die zum Widerstand gegen den „Marsch der Faschisten“ aufriefen. Erfolgreich, wie sich herausstellte. Zu beiden Seiten des Polizeikordons kam es zu Angriffen auf die Ordnungshüter, Flaschen und Steine flogen, Autos und Fernseh-übertragungswagen gingen in Flammen auf. Bereits um die Mittagsstunde ereignete sich ein Zwischenfall: Nach übereinstimmenden polnischen Presseberichten waren es deutsche Linksextremisten, die aus dem an der „Neuen Welt“ gelegenen Organisationsbüro der Gegendemonstration heraus auf Passanten, die polnische Fahnen trugen, losstürmten und diese mit Schlägen attackierten. Träger historischer polnischer Uniformen, die auf dem Wege zu den offiziellen Feiern waren, darunter auch ein Sejmabgeordneter, wurden bespuckt, einem wurde die Kappe vom Kopf gerissen.

Die Bilanz der Krawalle: 14 zerstörte Polizeiwagen sowie verbrannte Ü-Wagen, 210 Verhaftete, darunter 95 Ausländer – und eine Debatte darüber, ob die polnischen Sicherheitskräfte überhaupt auf die Fußball-Europameisterschaft 2012 im eigenen Land vorbereitet sind.   Christian Rudolf


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