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19.11.11 / Was ist eigentlich Geld?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Was ist eigentlich Geld?
von Hans Heckel

Langsam dürfte es selbst den uneinsichtigsten Politikern dämmern, dass die Strategie der „Rettungsschirme“ gescheitert ist. Das Versprechen einer „Expertenregierung“, die Italien vom Chaos befreien soll, verpufft an den misstrauischen Märkten ebenso wie der gigantische Rettungsschirm EFSF. Die „Erleichterung“, die voreilige Kommentatoren auf dem Börsenparkett nach der jeweils letzten Verheißung stets erkennen wollen, hält mittlerweile nur noch Stunden.

Es wird sichtbar, dass das Problem tiefer liegt. Die exorbitanten Staatsschulden in der EU, den USA und Japan sind selbst nur Teilaspekt einer viel größeren Schieflage. Das Problem ist die weltweite Menge an Geld und geldähnlichen Wertpapieren an sich.

Was ist eigentlich Geld? Letzten Endes ist es nichts weiter als ein Leistungsversprechen. Tausend Euro kann man nicht essen, niemand kann darauf irgendwohin fliegen oder fahren, und man kann darin auch nicht wohnen. Mit tausend Euro aber hat man den Anspruch auf Leistungen zu genau dem Preis, die man sich frei aussuchen kann. Das ist der entscheidende Fortschritt der Geldwirtschaft gegenüber dem Tauschhandel, bei dem man immer erst jemanden finden muss­te, der genau die Ware, die man zu bieten hat, auch bekommen möchte.

So weit, so gut also. Das Problem besteht darin, dass global mittlerweile weit mehr solcher „Leistungsversprechen“ kursieren, als eingelöst werden können. Einer Berechnung zufolge jagt in nur einem Monat rund 14 Mal so viel Kapital über die Weltmärkte, wie die Wirtschaft des ganzen Planeten in einem Jahr erbringt. Damit kursieren Leistungsversprechen um die Erde, die niemals konkret eingelöst werden könnten.

Verdeckt wird dies dadurch, dass meist nur Kapitalvermögen gegen Kapitalvermögen, also Leistungsversprechen gegen Leistungsversprechen gehandelt wird. Würden die Inhaber aller dieser Leistungsversprechen auf einmal auf konkrete Einlösung pochen, würde der Geldwert ruckartig auf das Niveau seines realen Gegenwerts abstürzen – Inflation.

Das passiert nicht, da immer viel Geld gespart wird. Somit ist ein gewisser Abstand zwischen dem Leistungsversprechen des Geldes und der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft an sich kein Beinbruch. Indes, auf das Ausmaß des Abstandes kommt es an. Und der hat in den vergangenen 20 Jahren Dimensionen angenommen, dass die Märkte an der Einlösungsfähigkeit der Leistungsversprecher, etwa der verschuldeten Staaten, zu zweifeln beginnen.

Nun kommt es darauf an, ob es den Akteuren gelingt, diesen Abstand durch Schuldenreduzierung behutsam zu verkleinern. Mit immer neuen Schulden dürfte ihnen das kaum gelingen.


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