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26.11.11 / Freudenfeste für Konservative / Berlin: »Bibliothek des Konservatismus« der Öffentlichkeit vorgestellt – Löwenthal-Ehrenpreis für Professor Ernst Nolte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-11 vom 26. November 2011

Freudenfeste für Konservative
Berlin: »Bibliothek des Konservatismus« der Öffentlichkeit vorgestellt – Löwenthal-Ehrenpreis für Professor Ernst Nolte

Das Geistesleben Berlins ist am vorvergangenen Freitag um einen Schatz bereichert worden, der seinesgleichen sucht. Von der medialen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ist mitten im Zentrum des Berliner Westens die „Bibliothek des Konservatismus“ eingeweiht worden. Dabei handelt es sich um die erste und einzige Institution dieser Art im deutschsprachigen Raum.

Die Spezialbibliothek ist untrennbar verbunden mit dem legendären konservativen Publizisten Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing (1927–2009) und der von ihm im Jahr 2000 in München gegründeten Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF). Aufgabe der gemeinnützigen FKBF ist die Erforschung des Konservatismus in allen seinen Ausprägungen. Schrenck-Notzing arbeitete zeitlebens daran, den Begriff „Konservatismus“ zu definieren und zu präzisieren, was es heißt, in der Moderne konservativ zu denken. Seine etwa 20000 Bände umfassende Privatbibliothek brachte er in die Stiftung ein, nachdem der Stiftungsrats-Vorsitz 2007 in die jüngeren Hände Dieter Steins übergegangen war. Auf Initiative des agilen Gründers und Chefredakteurs der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ und in enger Abstimmung mit Schrenck-Notzing wurde dessen Bibliothek 2008 nach Berlin überführt, provisorisch gelagert und nach wissenschaftlichen Kriterien erfasst. Der Grundstock für die beabsichtigte Einrichtung einer „Bibliothek des Konservatismus“ war geschaffen. Stein rührte emsig die Werbetrommel, so dass laufend passende Bücherspenden hinzukamen. Die bedeutendste Zustiftung war die Privatbibliothek des bekannten konservativen Sozialphilosophen Günter Rohrmoser (1927–2008), dessen Erbe der Philosoph Harald Seubert der FKBF übergab. Weitere werden folgen.

Nach nur zwei Jahren Vorarbeit konnte nun die Fachbibliothek vorgestellt werden – in repräsentativen Räumen, die auch Platz für Tagungen und Seminare bieten. Die Präsenzbibliothek, deren Bestände über den Gemeinsamen Bibliotheksverbund der Länder www.gbv.de nachweisbar sind, soll im Frühjahr kommenden Jahres allen interessierten Studenten, Wissenschaftlern, Journalisten und Bürgern zugänglich sein.

Ein anderes Freudenfest für konservativ Gesinnte entfaltete sich tags darauf in der Berlin-Spandauer Zitadelle. Die Verleihung des Gerhard-Löwenthal-Preises durch die Förderstiftung in Zusammenarbeit mit der „Jungen Freiheit“ ist inzwischen zu einer festen Bank geworden. Der Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten ging in diesem Jahr an den „JF“-Leitartikler Michael Paulwitz.

In seiner thematisch ernsten, doch lustig gehaltenen Dankesrede erklärte der studierte Osteuropahistoriker die Beweggründe für seinen Beruf: Er wollte aus einem „preußischen Ethos“ heraus „seinem Land dienen“ sowie „Verantwortung für kommende Generationen“ übernehmen. „Deutschland soll auch den nach uns Lebenden noch Heimat sein, es soll das Land der Deutschen bleiben, nicht fremden Herren dienen und nicht das in Generationen Aufgebaute aus tagesegoistischer Feigheit und Kleinmut verschleudern.“ In Sorge um Deutschland warnte Paulwitz: „Ein Vierteljahrhundert kann ein Land von Grund auf verändern.“

Die Verleihung des Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreises an den Historiker und Geschichtsphilosophen Ernst Nolte bildete den fulminanten Höhepunkt der Veranstaltung. Nolte – nach Joachim Fest einer der „wenigen bedeutenden Historiker unserer Zeit“ – wurde für sein unüberschaubar großes publizistisches Lebenswerk geehrt. Einem breiteren Publikum wurde Nolte bekannt, als er vor 25 Jahren durch seinen „FAZ“-Aufsatz „Vergangenheit, die nicht vergehen will“ den berühmt gewordenen „Historikerstreit“ auslöste.

Der im 89. Lebensjahr Stehende dankte in einer kürzeren, aber bestechend klaren Rede der Förderstiftung, dass sie sich nicht gescheut habe, eine Wahl zu treffen, die ihr „viel Kritik und Polemik eintragen dürfte“. Günter Scholdt würdigte in seiner Laudatio Noltes „tatkräftigen Einsatz für ein diskussionsoffenes, rational zu kreierendes Geschichtsbild“, das ihm „trotz seiner Ächtung durch den aktuellen Zeitgeist einen Ehrenplatz in der Wissenschaftsgeschichte sichert“. Christian Rudolf


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