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26.11.11 / Hochmeister wurde vom Saulus zum Paulus / Der Weg des Konrad von Thüringen vom Sünder über den Büßer zum Nachfolger Hermann von Salzas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-11 vom 26. November 2011

Hochmeister wurde vom Saulus zum Paulus
Der Weg des Konrad von Thüringen vom Sünder über den Büßer zum Nachfolger Hermann von Salzas

Nachfolger Hermann von Salzas als Hochmeister des Deutschen Ordens wurde Konrad von Thüringen. So kurz seine Amtszeit mit gerade einmal einem guten Jahr war, so edel war sein Geblüt. Er war der vierte und jüngste Sohn des Landgrafen Hermann I. von Thüringen.

Sein ältester Bruder, wie der gemeinsame Vater Hermann geheißen, war früh verstorben und so trat mit Ludwig IV. der Zweitälteste die Nachfolge des gemeinsamen Vaters nach dessen Tod im Jahre 1217 an. Als 1227 auch Ludwig starb, hinterließ dieser eine Ehefrau, die heilige Elisabeth. Elisabeth war wiederum eine Tochter von Andreas II., jenem ungarischen König, der einst den Deutschen Orden in sein Land gerufen hatte, um diesen nach getaner Arbeit wieder des Landes zu verweisen. Neben seiner Frau Elisabeth hinterließ Ludwig IV. auch einen gemeinsamen Sohn, ebenfalls Hermann genannt.

Dieser Sohn war beim Tode seines Vaters noch ein Kind und so übernahm der ältere der beiden noch lebenden Brüder Ludwigs IV., Heinrich Raspe, die Regentschaft. Konrad wurde Statthalter in den hessischen Besitzungen.

1231 starb Elisabeth und hinterließ das von ihr gegründete Hospital in Marburg den Johannitern, die mit dem Erzbischof von Mainz verbündet waren, einem Erzfeind der thüringischen Landgrafen. Mit Hilfe des Beichtvaters der Toten, Konrad von Marburg, fochten die Thüringer jedoch Elisabeths Verfügung erfolgreich an. 1232 erklärte der Papst in einem Schiedsspruch die Ansprüche der Johanniter für nichtig.

Im selben Jahr eroberte Konrad in einem Feldzug gegen Kurmainz Fritzlar und machte es dem Erdboden gleich. Dabei wurde die Stiftskirche Sankt Peter erst geplündert und anschließend in Brand gesteckt. Konrad wurde dafür vom Papst mit dem Bann belegt.

Er tat nun Buße. Aus dem Saulus wurde ein Paulus. So führte Konrad später als Ritter des Deutschen Ordens den Sturz des heiligen Paulus als Siegel. Er unternahm eine Pilgerreise nach Rom. Damit erreichte er nicht nur die Befreiung vom Bann. Vielmehr wurde 1234 auch das von seiner Schwägerin Elisabeth gegründete Hospital in Marburg dem Deutschen Orden übertragen, womit die Kurie einer von ihm geäußerten Bitte nachkam.

Nach der Rückkehr aus Rom trat er selber dem Orden bei. Dabei brachte er im Einverständnis mit seinem Bruder Heinrich Ras­pe Teile der Landgrafschaft mit ein.

Nach seinem Eintritt in den Orden widmete sich Konrad erst einmal der Buße. Nicht umsonst zeigt ihn die Darstellung auf seinem Grabmal mit der Geißel. Er reiste nach Fritzlar, leistete dort 1238 öffentliche Kirchenbuße und unterstützte den Wiederaufbau von Stiftskirche und Stadt. Ebenso betrieb er energisch den Bau der Elisabethkirche in Marburg, wie er denn auch die Heiligsprechung seiner Schwägerin im Rahmen seiner Möglichkeiten vorantrieb.

Der Tod des Hochmeisters Hermann von Salza brachte ihn dann noch einmal in die große Politik. 1239 wurde er zu dessen Nachfolger gewählt. Mögliche Ursachen für diese Wahl gibt es einige. Er war wie seine Vorgänger Thüringer. Er war als Landgrafensohn von überdurchschnittlich hoher Herkunft. Und er verfügte über gute Kontakte zu Kaiser und Papst. So verband sich mit seiner Wahl die Hoffnung, dass er als Hochmeister die für den Orden so segensreiche Mittlertätigkeit zwischen Reich und Kirche fortsetzen könnte.

Ähnliche Hoffnungen verbanden die Fürsten des Reiches mit ihm. Auf ihren Wunsch hin machte er sich deshalb auf den Weg nach Rom, um dort zu vermitteln. Dort verstarb er jedoch am 24. Juli 1240, ohne dass es ihm gelungen wäre, an die Tradition Hermann von Salzas entscheidend anzuknüpfen. Seine sterblichen Überreste wurden nach Deutschland überführt und in der Elisabethkirche in Marburg beigesetzt. Manuel Ruoff


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