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26.11.11 / Gleiches Recht für alle / Wenigstens im Königsberger Dom sind nun die Preise für Russen wie Nichtrussen identisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-11 vom 26. November 2011

Gleiches Recht für alle
Wenigstens im Königsberger Dom sind nun die Preise für Russen wie Nichtrussen identisch

Vielen Heimatreisenden ist es seit langem ein Dorn im Auge, dass sie bei Reisen in die Heimat mit hohen Kosten für Visa und Eintrittspreise überzogen werden. Als erster Museumsdirektor hat nun Igor Odinzow die Ungleichbehandlung von Deutschen und Russen abgeschafft.

Verglichen mit anderen europäischen Städten gibt es in Königsberg nur wenige Museen, die meisten davon sind im Stadtzentrum zu finden. Sie alle leben von Touristengruppen, die ihnen bei ihrem Aufenthalt in der Stadt einen obligatorischen Besuch abstatten. Dabei sind die städtischen Museen recht klein und oft nur dürftig mit Exponaten ausgestattet. Dafür liegen sie auch preislich mit Eintrittspreisen zwischen zweieinhalb und fünf Euro unter dem europäischen Durchschnitt.

Wahrscheinlich sind die Leiter der kulturellen Einrichtungen durch den „Nostalgietourismus“ der 90er Jahre auf die Idee gekommen, von ausländischen Besuchern einen höheren Eintrittspreis zu verlangen als von Russen. Eine solche Diskriminierung ausländischer Besucher gibt es nirgendwo sonst. Dabei widerspricht diese Vorgehensweise nicht nur den Normen der Internationalen Museumsvereinigung, sondern verstößt auch gegen die nationale Gesetzgebung.

Es verwundert daher, dass diese Praxis solange – und von der Stadtregierung scheinbar unbemerkt – aufrechterhalten wurde. Vor allem Deutsche, die ihre Heimat besuchten, hatten wenig Verständnis für diese Ungleichbehandlung. Sie beklagten, dass sie einen höheren Eintrittspreis bezahlen müssten, sobald der Kassierer vernommen hatte, dass sie deutsch sprechen. Alle Versuche, eine Erklärung für diese Ungleichbehandlung zu erfahren, endeten stets mit dem Hinweis, dass andere Museen auch solche Regeln hätten und es sich gleichsam um ein ungeschriebenes Gesetz handele. Ein anderes Argument lautete, die Deutschen hätten schließlich mehr Geld als Russen und deshalb seien die unterschiedlichen Preise gerecht.

Zur Ehrenrettung der Königsberger Museumsleiter muss gesagt werden, dass die Unterscheidung zwischen Russen und Ausländern bei der Gestaltung der Eintrittspreise auch anderswo in Russland gang und gäbe ist. Besonders in der Hauptstadt Mos­kau gibt es saftige Unterschiede, vor allem für begehrte Sehenswürdigkeiten wie den Kreml. Hier werden für jedes Gebäude auf dem Gelände Einzelpreise erhoben. Will man das Wichtigste gesehen haben, ist man mit rund 100 Euro dabei.

Für eine Ausnahme sorgte vor kurzem der Direktor des Königsberger Doms Igor Odinzow. Ihm wurde im vergangenen Monat die Ehrenbürgerwürde der Stadt Königsberg verliehen. Er tat sich unter anderem damit hervor, dass er auf die Ungerechtigkeit der Eintrittspreise hinwies. Nicht nur für die Besichtigung des Doms zahlen Touristen mehr, sondern auch für die Nutzung des Toilettenhauses, das sich gegenüber dem Gotteshaus befindet. Für die Dombesichtigung zahlen Russen 2,40 Euro und Ausländer 3,60 Euro, für die Nutzung des Toilettenhauses müssen Ausländer überall im Zentrum 50 Cent zahlen, während Russen sich für 36 Cent erleichtern dürfen. Auslöser für Odinzows Initiative war die Tatsache, dass ein Lehrer, der eine Gruppe deutscher Touristen durch die Stadt geführt hatte, die örtliche Presse auf die Ungleichbehandlung aufmerksam machte.

Das regionale Kulturministerium erklärte daraufhin öffentlich, dass Odinzows Initiative dazu geführt habe, dass künftig Ausländer und Russen auf russischem Territorium in dieser Hinsicht gleich behandelt werden sollen. Igor Odinzow erhielt die Anweisung, die Eintrittspreise für den Dom und für die Toilettennutzung für Russen und Ausländer gleich zu gestalten. Innerhalb von zwei Wochen wurde die Anweisung umgesetzt. Die Eintrittspreise haben sich seitdem für Ausländer verringert, die Toilettennutzung ist für Russen teurer geworden. Nun kostet der Besuch des Doms für Russen und Deutsche umgerechnet 2,50 Euro und die Toilettennutzung beträgt für alle 50 Cent.

Allerdings haben die übrigen Museen der Stadt noch nicht reagiert. Ausländer zahlen immer noch das Anderthalbfache des Eintrittspreises für Russen. Jurij Tschernyschew


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