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26.11.11 / Mit Kindern »schmutziges« Geld verdient / Missbrauch von Minderjährigen gibt es nicht nur heute – Auch in der guten, alten Zeit war die Moral fraglich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-11 vom 26. November 2011

Mit Kindern »schmutziges« Geld verdient
Missbrauch von Minderjährigen gibt es nicht nur heute – Auch in der guten, alten Zeit war die Moral fraglich

Die Aussage des Films dürfte so manchem ehemaligen Lehrer der Odenwaldschule, dem Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit und auch Irina Ionesco nicht gefallen: Kinder sind keine Sexobjekte. Was heutzutage eigentlich jedem klar sein sollte, auch wenn Kinderpornografie im Internet immer noch nicht umfassend bekämpft werden kann, war in den 60er und 70er Jahren keineswegs selbstverständlich, wie Eva Ionesco in ihrem Film „I’m not a f**king princess“ belegt. Darin verarbeitet sie nämlich ihre eigene Kindheitserfahrung.

Die kleine Eva, Tochter nach Frankreich ausgewanderter Ru-mänen, lebte mit ihrer Großmutter in ärmlichen Verhältnissen. Nur hin und wieder ließ sich ihre Mutter Irina blicken, die sich als Malerin versuchte. Nachdem sie eingesehen hatte, dass sie mit Pinsel und Papier nichts werden würde, versuchte sie sich als Fotografin. Erst war auch dies eine brotlose Kunst, bis sie auf die Idee kam, ihre Tochter Eva als kindliche Lolita abzulichten.

Es war die Zeit der „sexuellen Befreiung“, in der Sex als Zeichen für Freiheit gesehen wurde und in deren Schlepptau bizarrerweise Pädophilie salonfähig wurde. Und so schaffte es Irina Ionesco, Bilder ihrer elfjährigen Tochter Eva sogar an den „Playboy“ zu verkaufen. Selbst der „Spiegel“ veröffentlichte Fotos des in Szene gesetzten, nackten Kindes, was immerhin zu einer Rüge des Deutschen Presserates führte.

Erst als Eva alt genug war, verbot sie ihrer Mutter, mit diesen Fotos weiter Geld zu verdienen, doch der Streit zwischen Mutter und Tochter hält noch an. Und so hat Eva, inzwischen 46 Jahre alt und Regisseurin, ihr Kindheitstrauma in Szene gesetzt. Wobei sie nicht eins zu eins ihre Autobiografie verfilmt. Die Geschichte, die der Film erzählt, basiert nur auf ihren eigenen Erfahrungen. Für die Rolle der Mutter konnte sie die berühmte französische Schauspielerin Isabelle Huppert gewinnen, was dem Film zusätzlich zu seinem brisanten Thema auch noch schauspielerische Brillanz verleiht. Natürlich deutet Ionesco die brisanten Fotos nur an, denn sie möchte mit ihrem Film nicht in Verdacht geraten, pornografisch zu sein.

Wer allerdings glaubt, Kinderpornografie sei nach der Antike erst in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder gesellschaftsfähig geworden, der irrt. Auch in den wilden 20er Jahren gab es schon ein erstes Aufflackern des verwerflichen Trends. Dies verdeutlicht der Band „Sündiges Berlin. Die 20er Jahre: Sex, Rausch, Untergang“, der jetzt im Index-Verlag erschienen ist (279 Seiten, gebunden, zahlreiche Fotos, 39,99 Euro).

Auch bei dessen Autor Mel Gordon fing alles mit einem Stapel sündiger Fotos an. Diese hatte er für das Bühnenbild einer Inszenierung über die Berliner Varieté-Schauspielerin Anita Berber zusammengetragen. Die Femme fatale, die in den Zwanziger Jahren in der deutschen Hauptstadt in ihrer Szene Erfolge feierte, sorgte für Schlagzeilen, als sie ihren Mann für eine Frau verließ. Diese alten Aufnahmen, Zeichnungen und Ausschnitte aus Illustrierten nahm Gordon zum Anlass, sich mit dem Mythos vom sündigen Berlin der Zwanziger auseinanderzusetzen.

In dem reich bebilderten Band geht der Autor auf das gesellschaftliche Umfeld ein. Er berichtet kurz über die unterschiedlichen Entwicklungen der Moral und der Prostitution unter der Herrschaft der Preußenkönige, um dann etwas ausführlicher über Deutschland während und nach dem Ersten Weltkrieg zu schreiben, bis er sich schließlich sehr umfassend der verschiedensten Formen der käuflichen Liebe widmet.

So erwähnt er, dass der in den 20er Jahren bei Frauen so moderne Bubikopf eigentlich das Markenzeichen der Prostituierten in der Tauentzienstraße gewesen sei. Die Bilder verraten zudem viel über die damalige Frivolität, wobei viele der Abbildungen weit von unserem heutigen Erotikverständnis entfernt sind.

Leider steht bei den Fotos nie direkt, wie weit sie öffentlich zugänglich oder ob sie nur unter dem Ladentisch erhältlich waren. Diese Information wäre nötig, um einzuschätzen, wie salonfähig Kinderpornografie damals bereits war. Allerdings zeugen viele Bilder davon, dass der Gedanke daran durchaus vorhanden war. Außerdem schreibt der Autor, dass es etwa 3000 sogenannte Telefon-Mädchen gegeben habe, die zwischen 12 und 16 Jahren gewesen seien und bei Anruf „geliefert“ worden seien. Auch Bordelle, in denen 14-jährige Russinnen Freiern angedient worden sein sollen, sind überliefert. Angesichts dieser Informationen kann man wohl kaum noch von der „guten, alten Zeit“ reden, in der die Moral noch intakt war. Möglicherweise ist die heutige Zeit sogar noch besser, da zumindest in Sachen Kinderpornografie eine breite Ablehnung vorherrscht, auch wenn die neuen Medien die Verbreitung einfacher und die strafrechtliche Verfolgung schwerer machen. Rebecca Bellano


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