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03.12.11 / Anonyme Rufmörder / Gefahren des Internets

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Anonyme Rufmörder
Gefahren des Internets

Aus dem Internet erfährt man ja bekanntlich viele Dinge, aber als der Jazzmusiker Bruno Leicht einmal aus Spaß seinen eigenen Namen googelte, erfuhr er, dass er ein Nazi sei. Auch über seine angeblichen perversen Neigungen konnte er lesen. Sofort versuchte er herauszubekommen, wer diese Einträge im Netz über ihn gemacht hatte, um dieser Person das Handwerk zu legen, doch je mehr er versuchte, seinen unsichtbaren Gegner zu entlarven, desto mehr Freude empfand dieser, ihn im weltweiten Netz zu verleumden.

Christian Scherg kennt von Berufswegen viele solcher Fälle. Ihm gehört die Revolvermänner GmbH und in „Rufmord im Internet“ schildert er, welche Gefahren das Internet auch in sich birgt.

Scherg betont, dass einer Studie zufolge 95 Prozent aller Unternehmen heutzutage sich per Internet über ihren Geschäftspartner informieren. Selbst Bewerber werden immer öfter von Personalabteilungen via Internet überprüft. 57 Prozent der Unternehmen werden dann auch ihre Entscheidungen mit von den Internet-Ergebnissen abhängig machen. Und da das Internet ein langes Gedächtnis hat, können dort vorhandene negative Einträge einem das Leben schwer machen. Demzufolge soll jedes Unternehmen, aber auch jeder Privatmensch darauf achten, dass im Internet nichts Negatives über ihn steht. Und: 87 Prozent der Internetnutzer nehmen nur die ersten beiden Suchergebnisse, die ihnen Google anbietet, wahr. Steht hier etwas Negatives, ist der Ruf schnell ruiniert.

Doch Scherg warnt, gleich überzureagieren. So ließ Lutz Heilmann 2008, damals als Bundestagsabgeordneter der Partei „Die Linke“, per einstweiliger Verfügung die Internetseite www.wikipedia.de sperren, weil dort erwähnt wurde, dass er in der DDR Mitarbeiter bei der Staatssicherheit gewesen war. Zwar stimmte das, was dort stand, doch Heilmann wollte nicht, dass es publik wurde. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass die von ihm verfügte Sperrung von www.wikipedia.de viel mehr Aufmerksamkeit auf ihn lenken würde, als er es sich je in seinen Alpträumen hatte vorstellen können.

Die Anonymität des Internets macht es leicht, andere an den Pranger zu stellen. Der Autor nennt Fälle, in denen Wettbewerber versucht haben, ihre Konkurrenten schlecht aussehen zu lassen. Aber auch Kundenbewertungen über Seiten wie www.ama-zon.de oder www.holiday-check.de können Unternehmen in die Bredouille bringen, schließlich schauen sich viele Käufer vor ihrer Kaufentscheidung an, was andere Kunden über ein Produkt geschrieben haben.

Für Unternehmen bietet der Autor viele kleine technische Möglichkeiten zur Optimierung des eigenen Image im Internet an. Für Privatpersonen wird es da schon schwieriger. Zwar können sie Strafanzeige im Falle von Verleumdung stellen, doch oft sind die Täter nicht zu entlarven, da die Server, die Hinweise auf den Standort des Täters geben könnten, irgendwo im Ausland stehen und somit für die deutsche Justiz nur schwer greifbar sind. Da Scherg ja seine Dienstleistung auch verkaufen will, rät er verständlicherweise, sich bei Rufmord im Internet an Spezialisten wie ihn zu wenden. Aber selbst dann ist die Gegenwehr eine oft mühselige Sache. Bel

Christian Scherg: „Rufmord im Internet. So können sich Firmen, Institutionen und Privatpersonen wehren“, ambition, München 2011, geb., 197 Seiten, 29,99 Euro


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