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10.12.11 / Großer Auftritt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Jan Heitmann:
Großer Auftritt

Staatsmännisch reden kann er noch immer. Beim SPD-Parteitag hat Helmut Schmidt seine Parteigenossen förmlich von den Stühlen gerissen. Es ist ein Vergnügen, dem greisen Altkanzler zuzuhören. Geschliffene Worte, pointierte Sätze, wohl gesetzte Pausen. Wenn es dagegen um den Inhalt geht, verfliegt die Begeisterung. Scharf kritisiert er die Finanzpolitik der Bundesregierung. Da stellt sich die Frage, ob gerade er berufen ist, als das volkswirtschaftliche Gewissen der Nation aufzutreten und den Zeigefinger in Richtung Merkel zu erheben. Als er 1982 abtrat, hatten Staatsverschuldung, Inflation und Arbeitslosigkeit immerhin ein seit 1950 nicht gekanntes Ausmaß erreicht.

In der Euro-Frage warnt Schmidt vor „deutscher Dominanz“ aus „national-egoistischen Gründen“ und beschwört die Pflicht der Deutschen zur europäischen Solidarität. Die ohnehin nicht besonders energischen Versuche der Bundesregierung, für unser Land zu retten, was noch zu retten ist, diffamiert er als „schädliche deutschnationale Kraftmeierei“. Schmidt will eine noch stärkere Einbindung Deutschlands in die EU, um „die Deutschen vor sich selbst zu schützen“. Da bricht das Kriegstrauma seiner Generation durch. Nie wieder sollte unser Land einen Krieg führen und die Garantie dafür sollte die europäische Integration sein. Dieser Gedanke hatte von Ade-nauer bis Kohl seine Berechtigung. Heute, bald 70 Jahre nach Kriegsende, sollte dieses Trauma überwunden sein. Die europäische Integration ist keine Frage mehr von Krieg oder Frieden.

Parteipolitisch sei er, meint Schmidt, „altersbedingt schon jenseits von Gut und Böse angekommen“. Nur parteipolitisch?


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