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10.12.11 / Alte Dämonen wiederbelebt / In Frankreich schüren vor allem die Sozialisten Germanophobie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Alte Dämonen wiederbelebt
In Frankreich schüren vor allem die Sozialisten Germanophobie

Was haben Angela Merkel, Bismarck und Hitler gemeinsam? Sie dienen derzeit französischen Parteien und Medien, um eine antideutsche Haltung zu schüren.

Seit einigen Wochen hat die Sozialistische Partei Frankreichs (PS) Deutschland ganz speziell ins Visier genommen. Erwartungsgemäß schimpft auch der nationalkonservative Front National (FN) von Marine Le Pen auf Deutschland, seitdem das Gerücht im Umlauf ist, dass die projizierte EU-Reform Europa nach deutschem Modell gestalten wird. Der FN ist sowieso für den Ausstieg Frankreichs aus dem Euro und aus der EU. Dass die Sozialisten dagegen antideutsche Affekte entwickeln, ist neu. Nach der jüngsten Rede von Staatspräsident Nicolas Sarkozy vor 5000 Anhängern in Toulon am 1. Dezember war es in beiden Parteien nur ein Aufschrei: Sarkozy verkauft Frankreich an Deutschland. In dieser Rede, in welcher es häufig um die Reform der EU ging, hatte Sarkozy eine noch engere „Konvergenz“ zwischen Deutschland und Frankreich ins Auge gefasst. Mit gespitztem Mund und strengem Gesicht warf die Sozialistenchefin Martine Aubry, die immerhin die Tochter des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, einem Intimus von Helmut Kohl, ist, dem Präsidenten vor, dass er demütig nach der Pfeife der deutschen Kanzlerin tanze. Marine Le Pen wurde noch deutlicher und äußerte, dass sich Sarkozy von Deutschland unterjochen ließe und dass die deutsche Kanzlerin „ein Europa mit der Peitsche“ vorbereite.

Eine wahre Schimpfkanonade von antideutschen Vorurteilen schießt derzeit vor allem von links über den Rhein und die einst bei den Franzosen populäre Bundeskanzlerin verkörpert inzwischen die „bösen Germanenstämme“. Deutschland steht nicht mehr an der Spitze der Beliebtheitsskala und es mehren sich die Anzeichen einer Abkühlung des Verhältnisses. Nur noch einige Konservative, an der Spitze Sarkozy und Premierminister Fran-çois Fillon, trauen sich noch, das „deutsche Modell“ zu loben.

In seinem gerade erschienenen Roman „Rosewood“ surft der ehemalige französische TV-Korrespondent in Bonn, der Lothringer Michel Meyer, auf diesem Zeitgeist. Er nimmt den terroristischen Mordanschlag auf den damaligen Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen im Dezember 1989 zum Anlass, „Deutschland heute“ als eine Spionengrube und einen Sumpf von dunklen Machenschaften darzustellen. Dieser populistische Autor legt einer seiner Romanfiguren bezüglich der Bundesrepublik Deutschland die Worte in den Mund: „Der Kult des Bunkers, die Walküren im Walhalla, der Endsiegmythos und die lutheranischen Pastoren, das gibt es doch.“ Über diese delikate Anspielung auf ihren Vater in Verbindung mit Wotan und Hitler kann sich die Kanzlerin bestimmt nicht freuen.

So wird Deutschland derzeit von selbsternannten französischen „Deutschlandexperten“ karikiert. Kein Wunder, dass prominente Sozialisten in Sachen Deutschlandbeschimpfung miteinander wetteifern. So kritisierte das PS-Vorstandsmitglied Arnaud Montebourg die „Politik à la Bismarck“ von Merkel. Sein Parteigenosse, der Abgeordnete Jean-Marie Le Guen verglich Sarkozy mit dem damaligen französischen Minister Daladier, der 1938 Hitler in der Hoffnung, Frieden zu stiften, die Herrschaft über das Sudetenland zugestand. Merkel steht demnach für Bismarck und Hitler. Der Journalist Guillaume Perrault lobte hingegen im Sarkozy-nahen „Le Figaro“ die Zurückhaltung der deutschen Politiker, die sich nicht erdreisten würden, „die Haltung von Sarkozy mit der Unnachgiebigkeit von Clemenceau beim Versailler Vertrag oder mit der Härte von Ludwig XIV., der die Pfalz verwüsten ließ, zu vergleichen“.

Außenminister Alain Juppé musste einen Warnruf ausstoßen. Im „Le Figaro“ erklärte er: „Ich bin wirklich empört zu sehen, dass heute vor lauter politischer Häme eine bestimmte Anzahl von führenden sozialistischen Politikern die rote Linie übertreten hat … Die Sozialistische Partei nimmt das Risiko auf sich, die alten Dämonen der Germanophobie heraufzubeschwören. Es ist ... unverantwortlich. Niemand ist berechtigt, damit zu spielen. Will das Programm der sozialistischen Partei die Geschichte um 100 Jahre zurückdrehen? Seit dem Elysée-Vertrag von 1963 haben sich Deutschland und Frankreich versöhnt und alle Staatspräsidenten, auch die linken unter ihnen, haben diese Lage bevorzugt. Wir wollen dieses Erbe aufrechterhalten. Sonst wird alles wieder möglich, auch das Schlimmste.“

Für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande stellt sich die Frage, wie er Merkel nach all dem gegenübertreten will, sollte er im Mai 2012 Staatspräsident werden. Ein Kuss auf die Wange der Deutschen, wie mit Sarkozy üblich, kommt dabei sicher nicht in Frage. Hollande meinte, er würde „standfest“ bleiben, wenn er mit der Deutschen verhandeln würde, er „respektiere“ sie jedoch. Sein Wahlkampfleiter, der Diplomat Pierre Moscovici, versuchte die Wellen zu glätten, indem er sagte: „Die Linke soll auf keinen Fall Ressentiments und antideutsche Gefühle wieder ins Leben rufen … Das deutsch-französische Paar ist notwendiger denn je, um aus der Krise herauszukommen.“ Natürlich gefällt es den französischen Linken nicht, dass Merkel den europäischen Partnern, darunter auch Frankreich, eine Rosskur an Sparsamkeit empfiehlt. Sie versuchen doch, mit großzügigen finanziellen und sozialen Versprechungen Wähler zu locken.

Es hilft auch den Deutschlandhassern, dass die meisten Franzosen in Sachen Deutschland Ignoranten sind. Kaum einer hat je dort gelebt oder gearbeitet. Seit rund 15 Jahren verbreitet sich in französischen Schulen und Hochschulen das Fach Spanisch auf Kosten des Fachs Deutsch. Wollen denn die jungen Franzosen nach Spanien (40 Prozent Jugendarbeitslosigkeit) statt nach Deutschland arbeiten gehen? Jean-Paul Picaper


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