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10.12.11 / Viel Stoff für US-Satireshows / Mögliche Präsidentschaftskandidaten der Republikaner machen sich selbst unwählbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Viel Stoff für US-Satireshows
Mögliche Präsidentschaftskandidaten der Republikaner machen sich selbst unwählbar

Mit 2012 steht den USA ein dramatisches Wahljahr bevor. Die Spannung steigt langsam auf einen Höhepunkt – und damit die Nervosität der Republikaner. Wer von ihren acht Kandidaten wäre am besten geeignet, den amtierenden Präsidenten Barack Obama von den Demokraten zu schlagen? Ab Januar beginnen die Vorwahlen für die Kür des Präsidentschaftskandidaten. Ein Staat nach dem anderen – beginnend mit Iowa und endend im Juni mit Kalifornien – entscheidet mit seinen registrierten republikanischen Parteimitgliedern, wer die meisten Stimmen erhält.

Was wie ein normaler demokratischer Akt aussieht, ist bisher jedenfalls in Gefahr, eine Farce zu werden. Kandidaten aus ganz anderen Bereichen als der Politik glaubten sich zunächst berufen, das Land aus der Krise zu führen. So der Millionär Donald Trump. Zum Bedauern mancher und der Erleichterung vieler stieg er rechtzeitig aus. Dann hielt Tea-Party-Aktivistin Sarah Palin die US-Bürger in Atem: Würde sie oder würde sie nicht kandidieren? Zum Bedauern der satirischen politischen TV-Shows warf auch sie das Handtuch. Und so kristallisierten sich acht Bewerber heraus, die seither in Fernsehdebatten und Reisen kreuz und quer durch die USA ihre Eignung für das mächtigste Amt der Welt bekunden. Doch zum Entsetzen der eigenen Partei gerieten die Fernsehdebatten zu oft zirkusartigen Schlachten mit Pannen.

Eindeutiger Favorit war zunächst der Ex-Gouverneur von Massachusetts Mitt Romney. Doch der ist dem Volk zu hölzern und den Rechten, vor allem der Tea Party, zu liberal. Seine Gesundheitsreform in Massachusetts wurde eine Vorlage für Obamas Reform. Auch war er für Abtreibung und andere liberalere Dinge, was er dann opportunistisch zurück-zog. Was der einzigen Dame im Rennen, Tea-Party-Anhängerin und Befürworterin von Folter (Waterboarding) Michelle Bachmann, Aufmerksamkeit bescherte, bis sie außenpolitische Unkenntniss offenbarte sowie die Enthüllung, dass ihr Mann, ein protestantischer Prediger, eine christliche „Umerziehung“ für Homosexuelle betreibt. Dafür schoss der charismatische Gouverneur von Texas, Rick Perry, ins Rampenlicht, Herr über den Hinrichtungs-Rekord im Land, doch auch einem solchen für die Schaffung von Jobs. Er ist religiös-konservativ gegen Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe, hat aber auch ein Herz für illegale Immigranten-Kinder, die in Texas Beihilfe fürs College erhalten, was ihm schadete.

Perry jedoch machten plötzliche Gedächtnislücken in TV-Debatten zu schaffen. Und somit war auch er aus dem Rennen, was es dem republikanischen Paradiesvogel Herman Cain erlaubte, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Einziger Schwarzer, reicher Geschäftsmann, Ex-Chef von Godfather-Pizza und der National Restaurant Association. Ein erzkonservativer, humorvoller Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt und das Volk im Sturm eroberte. Er übertrumpfte Mitt Romney bis … ja bis diverse Damen ihn lange vergangener angeblicher sexueller Belästigungen anklagten. Böse Zungen behaupteten gar, die Anklagen seien von einem Gegenkandidaten lanciert worden. Aber da Cain auch in Interviews seine außenpolitische Unkenntnis verriet – „Libyen … ach ja, Libyen … Wie war das noch?“ und „Der Präsident von Pakistan? Wie der heißt? Paky, Paky, Paky, ..stani, stani stani“ –, trat er kurz danach von der Kandidatur zurück.

Und so blieben noch der rebellische Texas-Abgeordnete Ron Paul, Ex-Utah-Gouverneur Jon Huntsman und der Ex-Senator von Pennsylvania Rick Santorum. Vor allem aber nach der letzten Debatte in Umfragen mit 24 Prozent an die Spitze geschossen der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich. Nach einem tiefen politischen Sturz vor zehn Jahren erlebt Gingrich möglicherweise ein Comeback.

Das Rennen dürfte sich nun hauptsächlich zwischen ihm und Romney abspielen, da beide an politischer Erfahrung das restliche Feld immer weiter zurücklassen. Wobei Romney hinter dem alten Hasen Gingrich verblasst. Die Tea Party aber liebt beide nicht.

Frohlocken tun bisher nur die Comedy-Shows über den unendlichen Stoff für Komik. „Conan O’Brien-Show“-Autor Rob Kutner: „Cain war der Pizza-Guy, und plötzlich ist er der geile Guy. Perry startete als der Exekutions-Guy. Jetzt ist er der bekloppte Guy. Man hält den Atem an. Das ist phantastisch für Satire.“ Jon Stewart von der liberalen „Daily Show“ bemerkte: „Viele gläubige Republikaner dachten, Rick Perry wäre die Antwort auf ihre Gebete. Stellt sich heraus, er ist die Antwort auf unsere.“ Und „Tonight-Show“-Moderator Jay Leno, eher republikanisch gesinnt, sieht es so: „Politische Experten sagen: Wenn Griechenland untergeht, geht die Weltbank unter. Dann geht die US-Wirtschaft unter, und das kostet Präsident Obama die Wahl. Aber er hat noch drei Chancen zu gewinnen: Rick Perry, Mitt Romney und Herman Cain.“ Liselotte Millauer


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