27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.12.11 / Falsche Freunde am Hindukusch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Falsche Freunde am Hindukusch
von Jan Heitmann

Ein Treffen der Hoffnung sollte sie sein, die Bonner Afghanistan-Konferenz, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu dauerhafter Stabilität und Frieden am Hindukusch. Doch die Euphorie ist Ernüchterung und Enttäuschung gewichen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass einer der wichtigsten Akteure bei dem großen Treffen auf dem Petersberg fehlte: Pakistan. Dessen Außenministerin Hina Rabbani Khar hat sich nach einem Nato-Luftangriff, bei dem pakistanische Soldaten getötet wurden, in die Schmollecke zurückgezogen und ihre Teilnahme abgesagt. Wie klug von ihr, denn so konnte sie nicht mit dem konfrontiert werden, was westliche Geheimdienste unlängst herausgefunden haben: Eine unbekannte Zahl von Gefallenen der Isaf-Truppen geht auf das Konto des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Denn der führt offenbar einen geheimen Terrorkrieg gegen den Westen. So sollen in Peshawar US-amerikanische Sturmgewehre nachgebaut und an die Taliban geliefert werden. Außerdem ist davon die Rede, dass Terroristen in Pakistan ausgebildet und über die Grenze nach Afghanistan geschleust werden. Um den Terror gegen die Friedenstruppen zu optimieren, soll Pakistan sogar vorhaben, gemeinsam mit dem Iran getarnte Trainingszentren einzurichten, um Aufständische für militärische Operationen, Sabotage und Selbstmordattentate auszubilden. Die Bundesregierung muss endlich erkennen, dass sie mit den Machthabern in Islamabad die falschen Freunde hofiert.

Nicht nur Pakistan bezahlt Terroristen, damit sie auf westliche Soldaten schießen. Auch der afghanische Geheimdienst NDS kooperiert mit Aufständischen. So gibt es Erkenntnisse, dass dieser hinter dem Anschlag auf einen Schützenpanzer der Bundeswehr steckt, bei dem im Juni ein Soldat getötet und fünf weitere verletzt wurden. Allzu laut empören dürfen wir Deutschen uns darüber eigentlich nicht. Unsere Soldaten und Polizisten haben den Auftrag, die afghanischen Sicherheitskräfte auszubilden. Und die scheinen gelehriger zu sein, als erwartet, denn offensichtlich haben sie genau geschaut, wie der Verfassungsschutz hierzulande agiert. Da kann es nicht verwundern, dass auch in Afghanistan die Grenze zwischen Geheimdienst und Terrorismus bis fast zur Unkenntlichkeit verwischt ist.

Selbst jenseits dieser Betrachtung, die zu Zynismus hinreichend Anlass gibt, ist generell festzustellen: Die westliche Friedensmission am Hindukusch ist gescheitert, mögen sich die rund 1000 Teilnehmer der Afghanistan-Konferenz auch noch so eifrig gegenseitig auf die Schultern klopfen. Frieden und Stabilität sind nicht in Sicht. Zehn Jahre nach Beginn des Engagements der westlichen Staatengemeinschaft herrschen dort stattdessen Terror, Korruption und Drogen und ein Präsident Hamid Karsai, dem zum Machterhalt jedes Mittel recht zu sein scheint.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren