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17.12.11 / Immer öfter Essen vom Staat / 46,2 Millionen US-Bürger sind auf Lebensmittelhilfen angewiesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

Immer öfter Essen vom Staat
46,2 Millionen US-Bürger sind auf Lebensmittelhilfen angewiesen

Während offizielle Daten eine leichte Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt suggerieren und einige Medien sogar „Lichtblicke“ bei der US-Konjunktur erkennen wollen, sieht für immer mehr US-Amerikaner die Realität anders aus. Immer größere Teile der Gesellschaft rutschen in die Armut ab. Auf Lebensmittelhilfen durch das staatliche SNA-Programm (Supplemental Nutrition Assistance Program) sind mittlerweile immer mehr Amerikaner angewiesen. Nach jetzt veröffentlichten Daten des zuständigen US-Landwirtschaftsministeriums ist im September die Zahl der Bezieher von Lebensmittelhilfen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent gestiegen.

Wie es um die „leichte Erholung“ der US-Wirtschaft bestellt ist, lässt sich auch daran erkennen, wie schnell die Zahl der Hilfsbedürftigen zunimmt: Von Juli zum August stieg die Zahl der Empfänger von SNAP-Hilfen um über 492000, von August zum September kamen nochmals 430000 hinzu. Die Zahlen bedeuten nichts anderes, als dass Monat für Monat mehrere Hunderttausend Amerikaner unter die Armutsgrenze fallen. Durchschnittlich beträgt das gesamte Einkommen eines Haushaltes (Durchschnittsgröße 2,2 Personen), der SNAP-Hilfe empfängt, 731 Dollar Brutto. Per elektronischer Zahlkarte erhalten die Empfänger pro Kopf und Monat Lebensmittel im Wert von 135,35 Dollar. Ausgeschlossen vom Kauf sind Alkohol, Tabakwaren, Tiernahrung, Kosmetikartikel und selbst Medikamente.

Erstmals eingeführt wurde die staatliche Lebensmittelhilfe im Jahr 1939 als vorübergehende Maßnahme zur Linderung der Massenarmut. Bereits 1960 wurde das Programm allerdings wieder aktiviert und verzeichnet nun mit dem aktuell erreichten Stand von Empfängern traurige Rekorde. Allerdings bildet die für September veröffentlichte Zahl von über 46 Millionen Empfängern nur einen Teil der Realität ab: zum einen ist der Kreis der Bezugsberechtigten eng begrenzt – arbeitsfähige Antragssteller im Alter zwischen 16 und 60 müssen nachweisen, dass sie auf der Suche nach Arbeit sind. Wer im Alter zwischen 18 und 50 Jahren und kinderlos ist, erhält in einem Zeitraum von 36 Monaten sogar nur maximal drei Monate Lebensmittelhilfen. Selbst Vertreter des Landwirtschaftsministeriums gehen davon aus, dass ein Drittel der eigentlich Bezugsberechtigten keine Hilfen aus dem SNA-Programm erhält. Das inzwischen auf ein Volumen von 70 Milliarden Dollar angewachsene Programm wird durch die US-Bundesstaaten mitfinanziert. Diese haben angesichts eigener Probleme kaum ein Interesse an zusätzlichen Kosten, so dass Empfangsberechtigte immer öfter abgewimmelt oder hingehalten werden, bis sie resignieren: Für Schlagzeilen sorgte ein Fall in Laredo/Texas, bei dem eine verzweifelte Mutter in einer öffentlichen Behörde zunächst ihre beiden Kinder tötete und anschließend Suizid beging. Vorangegangen war ein monatelanger Streit mit der SNAP-Antragsstelle, die zusätzlich zu dem in Texas geforderten 18-seitigen Antragsformular immer wieder weitere Belege anforderte, aber Hilfe ablehnte.

Die vom US-Landwirtschaftsministerium gemeldeten Rekordzahlen von Lebensmittelhilfe-Empfängern passen in das Bild, das die erst kürzlich veröffentlichte US-Armutsstatistik für das Jahr 2010 bietet: Demnach lebten im vergangenen Jahr 46,2 Millionen US-Bürger unterhalb der Armutsgrenze. Ein Wert, der letztmalig 1993 verzeichnet wurde. Norman Hanert


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