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17.12.11 / Ein Wunder, das wirklich geschieht / »Weihnachten mit K. G. Chesterton« – Auf den Mittelpunkt des Lebens zugehen – Lesung mit Alexander Kissler und Uwe Postl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

Ein Wunder, das wirklich geschieht
»Weihnachten mit K. G. Chesterton« – Auf den Mittelpunkt des Lebens zugehen – Lesung mit Alexander Kissler und Uwe Postl

Der bekannte Kulturjournalist und „Focus“-Redakteur Alexander Kissler präsentierte am Donnerstag vor dem dritten Advent mit Uwe Postl (Sprecher, Literat, Vortragskünstler und Schriftsteller) „Weihnachten mit Chesterton“. Der literarische Abend in der Reihe „Domspatz-Soirée“ (Movimento München) unter der Leitung von Micheal Ragg, Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV, war ein Adventsabend besonderer Art.

Bei Kerzenlicht, einem Glas Wein und Bier las Uwe Postl Ches­tertons scharfsinnige und humorvolle Texte. Alexander Kissler kommentierte die Textpassagen, setzte sie in den aktuellen Kontext unserer Zeit und ermöglichte dem Zuhörer einen nachdenklich-vergnügten Abend.

Gilbert Keith Chesterton (1874–1936), der englische Essayist, Romancier und Erfinder von „Pater Brown“, hat den katholischen Glauben in vielen pointierten und originellen Schriften offensiv bezeugt. Papst Pius XI. verlieh dem Konvertiten den Ehrentitel „Defensor Fidei“ (Verteidiger des Glaubens). In der englischsprachigen Welt gilt der berühmte Autor als bedeutendster Apologet des römischen Christentums und der Rechtgläubigkeit.

Wer war Chesterton und was kann er uns heute noch sagen? Kissler umschrieb den Schriftsteller mit den Worten „ein Mensch, ein Mann, ein Brite, ein Engländer, ein Anglikaner, ein Katholik, ein Gourmet mit einer sehr ausladenden Erscheinung. Ein Mann, dem die Sinnesfreude auf und in den Leib geschrieben war.“

Besonders oft hat sich Chesterton mit dem Weihnachtsfest beschäftigt, für ihn ein „unsterbliches Abenteuer“ und ein Fest ausgelassener Freude. „Focus“-Redakteur Kissler untermauerte Chestertons Aussage mit einem Zitat von Reinhard Kardinal Marx: „Ein Glaube, der die Lebenslust nicht mindert, sondern fördert.“

Das Weihnachtsfest ist in Gefahr, von Kommerz und Äußerlichkeiten überdeckt zu werden. Weihnachtsbäume stehen seit Wochen zum Verkauf bereit, Weihnachtsgebäck ist seit Ende September in den Geschäften unübersehbar angerichtet und die Menschen verfallen in einen Einkaufswahn. In der heutigen Gesellschaft wird laut Kissler die Vorbereitung des Weihnachtsfests derart in die Länge gezogen, dass der Mittelpunkt des Geschehens verloren geht. Der Mensch verpasst durch die vermeintliche Zukunftsfreude das eigentliche Geschehen: die Geburt Christi.

Wieso lässt sich der Mensch selbst in der Adventszeit im Konsum treiben und verpasst dabei das Wesentliche? Chesterton sieht eine der Ursachen darin, dass es kein „Ich“ mehr gibt. Der Mensch hat laut Chesterton den Drang, immer ein anderer sein zu wollen, auf der Suche nach „der Freiheit“; eine Freiheit, die den Menschen knechtet. Der Mensch ist im stetigen Fluss, mit dem Blick in die Zukunft gerichtet und ohne grundlegende Prinzipien, welche ihm Halt geben würden. Chesterton sagt, um in der modernen Welt nicht „verrückt“ zu werden, müsse man selbst die Welt ver-rücken. Und um das „ver-rück­te Leben“ zu leben, braucht man eine „unverrückbare Moral“. „Break the conventions, keep the commandments“ (Breche aus den Konventionen, aber halte die Gebote). Nur Gott ist laut Chesterton der Mittelpunkt unseres Seins. Ein unendlicher Mittelpunkt, der im Stall von Bethlehem Mensch geworden ist: „Das Wunderbarste an den Wundern ist, dass sie manchmal wirklich geschehen.“

Eine weihnachtliche Einstimmung der etwas anderen Art, gepaart mit Witz und Charme, machte den Abend zu einer unvergesslichen Einstimmung in den Advent. Die zahlreich erschienenen Zuhörer hatten vor und nach der Veranstaltung die Möglichkeit, mit den Protagonisten ins persönliche Gespräch zu kommen. „Wer dem Kalorienrausch und der Rührseligkeit entgehen will“, sagte Alexander Kissler, „der kann zu Gilbert Keith Chesterton greifen“. Christopher Kroll


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