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17.12.11 / Die Probleme beseitigen, nicht die Babys / Neue Wege in der Schwangerenkonfliktberatung: Empathie und Hilfe statt Beratungsschein und Abtreibung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

Die Probleme beseitigen, nicht die Babys
Neue Wege in der Schwangerenkonfliktberatung: Empathie und Hilfe statt Beratungsschein und Abtreibung

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland hat wieder zuge­nommen. Laut den vor wenigen Tagen veröffentlichten neuen Daten des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Abtreibungen im dritten Quartal 2011 um 1,8 Prozent, verglichen mit dem entsprechenden Vorjahres­quartal. Und das, obwohl weniger Frauen schwanger waren und der Geburtenrückgang sich fortgesetzt hat. Nach Mitteilung der Behörde wurden im dritten Quartal 2011 rund 27000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Das waren 500 mehr als im dritten Quartal 2010.

Demnach werden wohl auch in diesem Jahr wieder über 100000 Kinder nicht geboren werden. obwohl sie schon empfangen sind. 100000 – ab dieser Einwohnerzahl spricht man in Deutschland von einer Großstadt. Über 100000 Frauen werden sich für eine Abtreibung entscheiden, weil sie keine Alternative sehen konnten. Über ihre Leiden danach, ihre Depressionen, ihre Schuldgefühle, wird selten berichtet.

An dieser Stelle, der scheinbaren, subjektiv so empfundenen Alternativlosigkeit der Abtreibung des eigenen noch ungeborenen Kindes, setzen Schwangerenberatungsstellen an, die sich konsequent dem Leben verpflichtet fühlen. Wegen dieser Zielsetzung stellen sie keine Beratungsscheine nach Paragraf 219 Strafgesetzbuch aus, die zur straffreien Abtreibung berechtigen würden.

Eine davon ist die Schwangerschaftskonfliktberatung „Die Birke“ in Heidelberg. Die Frauen, die dort kurzfristig einen Termin machen, sind verzweifelt und wollen ihre Schwangerschaft abbrechen. „Die Birke“ arbeitet nach einem eigenen Konzept: Sie setzt ganz auf professionelle Beratung voller Empathie, und statt leerer Worte bietet sie konkret-materielle, individuelle Unterstützung für Schwangere im Konflikt. Das können eine Beziehungsberatung, eine Finanzierungszusage für eine Tagesmutter während des ersten Lebensjahres des Kindes, ein zinsloses Darlehen für die Mietkaution einer größeren Wohnung oder Zuschüsse zum Lebensunterhalt sein.

Niemals wird dort zu einer Abtreibung geraten. Dahinter steht die Erkenntnis, dass nie das ungeborene Kind die Konflikte der Frau verursacht. „Die Massenabtreibung in Deutschland ist ein Phänomen der massenhaft unterlassenen Hilfeleistung“, fasst „Birke“-Vorsitzender Kristijan Aufiero die Erfahrungen aus langjähriger Arbeit gegenüber der PAZ zusammen. Knapp 70 Prozent der Frauen, die im vergangenen Jahr die Beratung bei der „Birke“ in Anspruch genommen haben, entschieden sich für die gemeinsam erarbeitete Lösung und damit für ihr Baby.

Weil sich die Nachfrage nach Beratung und Hilfe stark ins Internet verlagert hat – kaum einer schlägt heute noch in den Gelben Seiten nach –, ist aus der „Birke“ heraus der Verein „Pro Femina“ gegründet worden, um Frauen im Konflikt da abzuholen, wo sie nach Informationen suchen. Nach „Birke“-Angaben wird jeden Tag 5000-mal unter den Stichwörtern „Abtreibung“ und „Schwangerschaftsabbruch“ nach weiteren Informationen gesucht. Seit 2007 wurde deshalb ein Online-Beratungsteam aus studierten, qualifizierten und hochmotivierten Mitarbeiterinnen aufgebaut. Das Team geht einerseits von sich aus auf Schwangere zu, die sich in den unterschiedlichsten Foren und Chatplattformen über ihre Lage äußern und anonym nach Rat suchen, andererseits ist mit www.vorab­treibung.net eine eigene Netzseite geschaltet, die auch Beratungsstellen vermittelt, die keine Scheine ausstellen, sondern sich Zeit nehmen und mit der Schwangeren von der Problem- zur Lösungsorientierung kommt.

Denn eines kann Aufiero nach über zehn Jahren Beratungsarbeit sagen: „Eine Abtreibung ist nie eine wirklich gute Lösung, weder für die Mutter noch für das Kind. Es geht uns um Hilfe statt Abtreibung.“ Christian Rudolf

Pro Femina e.V. Bergstraße 114 69121 Heidelberg Telefon: 06221 / 606 77 00 www.1000plus.de kontakt@1000plus.de


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