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24.12.11 / Faszinierendes Thema der Weltliteratur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-11 vom 24. Dezember 2011

Faszinierendes Thema der Weltliteratur

Es waren die Evangelisten Lukas und Matthäus, die das Thema „Weihnachten“ in die Weltliteratur einbrachten. Ihre Berichte von der Geburt des seit Jahrhunderten prophezeiten Messias: erste frühe Meisterwerke der Erzählkunst. Vor über 1900 Jahren (die Evangelien entstanden gegen Ende des ersten Jahrhunderts) setzten sie ein Thema, das bis heute Autoren von höchstem Rang nicht mehr losließ.

Die Geschichte von der Geburt Jesu fasziniert nicht nur die Fachwelt. Nicht nur Theologen jeglicher Konfession, Historiker und selbst atheistisch geprägte Sozialwissenschaftler interessieren sich für dieses Kind, das da in schwierige soziale Verhältnisse hineingeboren wurde. Dieses Kind, dessen Geburt immerhin den „Urknall“ nunmehr 2000-jähriger christlicher Kirchengeschichte markiert, lebt auch in der weltweiten Literaturgeschichte.

Jahrhundertelang galt: Die Kunst, also auch die Literatur, hat der Religion, dem Ruhme Gottes zu dienen. Legenden vom Jesuskind im Stall zu Bethlehem hatten Hochkonjunktur. Um 1500 dann die Wende. Dank Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks konnte das Volk nun schwarz auf weiß nachlesen, was die Evangelisten einst berichtet hatten. Literatur bekam einen völlig neuen Stellenwert.

Längst ist Weihnachten nicht nur Gegenstand christlich-religiöser Literatur im engeren Sinne. Autoren von Rang, von Goethe bis Böll, geben der Geschichte von Jesu Geburt immer wieder ihre eigene Lesart. Und eines der schönsten Weihnachtsgedichte verdanken wir Hoffmann von Fallersleben, dem Autor des Textes unserer Nationalhymne: „Morgen kommt der Weih-nachtsmann …“ H.J.M.

 

Zeitzeugen

Lukas – Der Evangelist hat das nach ihm benannte Evangelium, möglicherweise auch die Apostelgeschichte des Neuen Testaments, um das Jahr 80 n. Chr. verfasst. Er stammte angeblich aus Antiochia in Syrien, war nach frühchristlicher Überlieferung Arzt und soll Paulus auf seinen Reisen begleitet haben. Sein Bericht von der Geburt Christi in Bethlehem steht, unabhängig von der theologischen und historischen Bewertung, für höchste Erzählkunst.

Martin Luther – Für den Reformator (1483–1546) hatte die Weihnachtsgeschichte eine zentrale theologische Bedeutung: Jesus als das „fleischgewordene Wort Gottes“. Von diesem Ansatzpunkt her wollte er die in 1500 Jahren gewachsene Theologie der katholischen Amtskirche auf ihre Ursprünge zurückführen. Weihnachten hatte für ihn aber nicht nur theologisch-theoretische Bedeutung. Er textete und komponierte auch Weihnachtslieder wie „Vom Himmel hoch da komm ich her“, ein bis heute gern gesungenes „Kinderlied auff die Weihenachten vom Kindlein Jesu“, wie er selber notierte. Zudem führte Luther den Brauch ein, sich zu Weihnachten zu beschenken.

Antoine de Saint-Exupéry – Der französische Schriftsteller und Pilot (1900–1944) hat mit „Der kleine Prinz“ das Kunststück fertigge-bracht, in der Advents- und Weih-nachtszeit höchst präsent zu sein, obwohl die Erzählung vordergründig nichts mit Weihnachten zu tun hat. In Wahrheit aber passt die anrührende Mahnung zu mehr Menschlichkeit sehr wohl zur Weihnachtsbotschaft.

Johann Sebastian Bach – Der Musiker aus Eisenach (1685–1750) gilt als bedeutendster Komponist des Barock. Sein Weihnachts-Oratorium (BWV 248) ist das wohl bekannteste Beispiel weihnachtlichen Musikschaffens. Das Werk wurde 1734 in Leipzig uraufgeführt und zählt seitdem für Chöre und Orchester zu den wichtigsten künstlerischen Herausforderungen. Seine starke emotionale Wirkung beruht allerdings nicht auf zufälligen Effekten, sondern auf einer bis ins letzte Detail mit geradezu mathematischer Präzision durchstrukturierten Komposition. Gerade dies ist das wahrhaft Faszinierende dieses Großmeisters weihnachtlicher Musik.


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