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24.12.11 / Das Licht der Welt / »Von Korbinian bis Lichtmess«: Dem Weihnachtsfestkreis ist in Freising eine »erhellende« Ausstellung gewidmet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-11 vom 24. Dezember 2011

Das Licht der Welt
»Von Korbinian bis Lichtmess«: Dem Weihnachtsfestkreis ist in Freising eine »erhellende« Ausstellung gewidmet

Die Direktorin des Diözesanmuseums Freising, Sylvia Hahn, befürchtet: „Hinter Geschenken, gutem Essen, Familienbesuchen und Urlaub ist der eigentliche Grund und Sinn des Weihnachtsfestes bei vielen verloren gegangen. Wir feiern die Geburt Christi, die unfassbare Menschwerdung Gottes zur Erlösung der Menschheit!“ Um die Symbolik des Weih­nachtsfestkreises nahezubringen, sind im Diözesanmuseum einnehmende, überwiegend mittelalterliche Kunst- und Andachtsgegenstände ausgestellt – bis zum 5. Februar 2012.

Ein wesentliches Element des Weihnachtsfestkreises ist die Lichtsymbolik. Jeder kennt sie vom Adventskranz, auf dem von Sonntag zu Sonntag eine Kerze mehr angezündet wird. „Das immer heller werdende Licht symbolisiert so die näherrückende Ankunft Jesu, der von sich selbst als dem Licht der Welt sprach“, wie Carmen Roll im Ausstellungskatalog erläutert.

In der chronologisch geordneten Schau begegnet einem als eine der ersten Hauptfiguren der Heilige Nikolaus, dessen Fest der 6. Dezember ist. Auf Andre Hallers Gemälde (um 1509) steht er im prachtvollen Bischofsornat und balanciert auf der waagerecht vor den Oberkörper gehaltenen Heiligen Schrift drei goldene Kugeln. Sie verweisen auf die Legende, nach der Nikolaus drei Mädchen vor der Prostitution bewahrte, indem er nachts drei goldene Kugeln für ihre Aussteuer in das Haus ihres mittellosen Vaters geworfen hatte. Daraus entwickelte sich die Tradition des Beschenkens am Nikolaustag.

Die Verlegung der eigentlichen Bescherung auf Weihnachten geht vermutlich auf Martin Luther zurück, setzte sich aber erst wie die uns geläufige Weihnachtsfeier mit Tannenbaum im 19. Jahrhundert durch. Der geschmückte Baum veranschaulicht in seiner religiösen Bedeutung die Erinnerung an das verlorene Paradies und die Hoffnung auf Erlösung durch das neugeborene Jesuskind. Auf dem Lucas van Leyden zugeschriebenen Gemälde „Wurzel Jesse“ (um 1530) bildet Maria mit dem Kind die Spitze des Stammbaumes, der aus dem am Boden liegenden König Jesse herauswächst. Mit diesem Andachtsbild wird Christus verehrt als Spross aus dem königlichen Hause Davids, dessen Vater Jesse war.

Weitaus geläufiger sind uns Darstellungen, die Marias Anbetung des Kindes in der Weih­nachtsnacht zeigen. Die Schau wartet mit einem farbig gefassten Holzrelief der „Anbetung des Kindes“ (um 1485) auf. Nackt und hilflos liegt das Kind auf dem langen Umhang der Mutter. Die von Josef gehaltene Kerze aber wird vom Leuchten des Jesusknaben – des Lichts der Welt – überstrahlt.

Lange Zeit galt der 24. Dezember als der letzte Tag des Jahres. Erst 1691 legte Papst Innozenz XII. den 1. Januar als Neujahrstag fest. Das brachte mit sich, dass der heilige Papst Silvester zum Namensgeber für den letzten Tag des alten Jahres aufstieg, da sein Ehrentag der 31. Dezember ist. Auf einem Altarflügel aus Schwaben (um 1480) ist Papst Silvester I. in rotem Umhang vor nächtlich blauem Himmel dargestellt, an dem unzählige Sterne funkeln.

Dreikönig, das am 6. Januar gefeierte Hochfest der Erscheinung des Herrn, ist älter als die seit der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts begangene Feier der Geburt Christi. Im Laufe der Zeit wurden die dem Stern von Bethlehem folgenden Sterndeuter aus dem Osten zu den Heiligen Drei Königen umgedeutet. Im 15. Jahrhundert wurde es üblich, sie als Vertreter der drei damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika zu interpretieren, die mit ihren Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe – das neugeborene Kind als Sohn Gottes anerkennen. Auf dem wohl in Augsburg gemalten Tafelbild „Anbetung der Könige“ (um 1490) deutet einer der Könige mit ausgestrecktem Zeigefinger zum goldenen Himmel. Ihm schenkt das Kind jedoch keine Beachtung. Lieber erfreut es sich an dem ihm vom ältesten König dargebrachten, mit Gold gefüllten Schatzkästlein.

Den Rundgang durch den Weihnachtsfestkreis beschließt ein oberbayerisches Holzrelief mit der „Darbringung im Tempel“ (um 1520). Die Darstellung ist im Begleittext so erläutert: „Am 40. Tag nach der Geburt Christi bringen Maria und Josef nach jüdischer Vorschrift das Kind in den Tempel zu Jerusalem, um es dem Herrn zu weihen und ihr Opfer, zwei Tauben, zu bringen.“ Der Prophet Simeon erkannte das Jesuskind in seinen Armen als den Messias: „Ein Licht, das die Heiden erleuchtet.“ Das entsprechende Fest wurde als Mariä Lichtmess am 2. Februar mit einer Lichterprozession begangen.

Seit der einschneidenden Liturgiereform der katholischen Kirche von 1969 endet die weihnachtliche Festzeit mit dem Fest der Taufe Jesu am Sonntag nach Dreikönig. Jahrhundertelang aber war Mariä Lichtmess das offizielle Ende der Weihnachtszeit. Erst an diesem Tag wurde der Weih­nachtsschmuck abgehängt.

Veit-Mario Thiede Information:Telefon (08161) 48790


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