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31.12.11 / Trügerische Zuversicht / Prognose für 2012 positiv – Deutsche nehmen Krise einfach nicht zur Kenntnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Trügerische Zuversicht
Prognose für 2012 positiv – Deutsche nehmen Krise einfach nicht zur Kenntnis

Und eine Stimme sprach: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen. Und ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer. Mancher wird diesen Spruch angesichts von Euro-Krise und Staatsverschuldung als das Motto sehen, das über dem zu Ende gehenden Jahr zu stehen scheint. Dennoch sind die Prognosen für 2012 positiv. Tatsächlich ist diese Zuversicht jedoch trügerisch.

Deutschlands Unternehmen gehen optimistisch in das kommende Jahr. Die Geschäfte laufen und das Weihnachtsgeschäft hat gezeigt, dass den Konsumenten das Geld noch immer recht locker sitzt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex verheißt ebenfalls Gutes. Auch, wenn das Jonglieren mit billionenschweren Rettungsschirmen, Hebeln und Staatsanleihen den braven deutschen Michel schwindelig werden lässt, ist er selbst noch nicht unmittelbar von der Krise betroffen. Mag auch in Griechenland alles den Bach runtergehen und sich eine ähnliche Entwicklung in anderen europäischen Staaten abzeichnen, alles ist in bester Ordnung, solange unsere Wirtschaft weiter wächst und die Arbeitslosigkeit nicht ansteigt. Uns geht es doch gut, so lautet die tröstliche Devise.

Die Schlussfolgerung, die Deutschen seien plötzlich von Berufspessimisten zu Optimisten mutiert oder hätten eine besondere Fahigkeit zur Krisenresistenz entwickelt, geht jedoch fehl. In Wirlichkeit sind sie lediglich darin geübt, Krisen und Risiken einfach nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen. Das hat eine nachvollziehbare Ursache. In den letzten Jahren wurden immer wieder Untergangsszenarien heraufbeschworen. Von der größten Weltwirtschaftskrise seit 1931 war die Rede, vom Untergang der Banken, von Massenarbeitslosigkeit und Not. Und doch hat Deutschland alles recht gut überstanden, nicht zuletzt dank staatlicher Maßnahmen. Die Bankenkrise ebenso wie die Konjunkturdelle. Die Bürger haben von all dem nur wenig mitbekommen. Weder wurden die Steuern drastisch angehoben noch sind die Lebensmittel knapp und teuer geworden. Lediglich die Energiepreise sind deutlich gestiegen, was die Konsumenten eher ärgert als bedroht, sich allenfalls zu einem Konjunkturhemmnis auswachsen könnte. Also, was soll uns schon passieren, solange wir nicht die Fehler der Griechen machen?

Diese Zuversicht ruht jedoch auf tönernen Füßen. Denn über unserem Land schwebt ein ganzes Bündel von Damoklesschwertern an einem nur seidenen Faden. Und wann diese fallen, wird nicht von uns bestimmt. Geht die Euro-Rettung schief, ist für uns alle Zahltag. Und der wird den derzeit noch so unbekümmerten Bundesbürgern ein böses Erwachen bescheren. Dann wird tatsächlich das eintreten, was seit Jahren prophezeit wurde: Sie werden eine Krise historischen Ausmaßes unmittelbar und mit schwerwiegenden Folgen erleben.

Trotz allem: Gehen wir frohen Mutes ins neue Jahr. Standen wir 2011 noch am Abgrund, könnten wir 2012 möglicherweise einen Schritt weiter sein. Jan Heitmann


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